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Frage von Harald K. •

Frage an Thorsten Glauber von Harald K. bezüglich Energie

Hallo Herr Glauber,

nehmen wir einmal an Sie können sich in Bayern mit Ihrer Forderung nach dem Ausbau der Windkraft und der Photovoltaik durchsetzen wie in dem Interview in der FLZ vom 10.5.21 angekündigt. Dann müßten Sie auch ein schlüssiges Gesamtkonzept erarbeitet haben, um die Versorgungssicherheit zu gewährleisten. Die Frage, die ich vor einiger Zeit Ihrem Abgeordnetenkollegen Martin Stümpfig gestellt habe, sollten Sie daher mühelos beantworten können, sie lautete:

Sie kennen sicherlich die Lobbyorganisation des öko-industriellen Komplexes mit dem Namen Agora. Auf der Internetseite (https://www.agora-energiewende.de/de/themen/-agothem-/Produkt/produkt/76/Agorameter/) findet man überwiegend postfaktisches Geschwafel, aber auch ein ganz interessantes, ständig aktualisiertes Diagramm zur Energieerzeugung in annähernd Echtzeit. Dieses sogenannte Agorameter zeigt auch rückwirkend die permanent erzeugte elektrische Leistung nach Kraftwerkstypen getrennt. Anhand eines Datums, dem 19.2.2018 18:00Uhr werden folgende Daten offensichtlich: Gesamtbedarf: 72,495GW; Wind Offshore: 0,063GW; Wind Onshore: 0,68GW; Solar: 0GW, d.h. Wind und solar gesamt: 0,743GW oder anders ausgedrückt, es fehlen 71,752GW bzw. etwa 99% sogenannter Ökoenergie zur Vollversorgung, und das bei über 28000 Windrädern mit einer Gesamtnennleistung von über 50GW plus 42GW installierte Solarleistung. Die „Grünen“ wollen in den nächsten Jahren aus der fossilen und kerntechnischen Erzeugung einerseits komplett aussteigen, andererseits den Stromverbrauch durch den Umstieg auf Elektrofahrzeuge massiv erhöhen. Bitte erläutern Sie, wie Sie als Energieexperte der „Grünen“, an Tagen wie dem 19.2.2018 die Stromnachfrage im Land in den kommenden Jahren sicherstellen wollen?

Ich hoffe, Sie können mir im Unterschied zu den Martin Stümpfig eine plausible Antwort geben.

Mit freundlichen Grüßen
Harald Kroemer

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Sehr geehrter Herr Kroemer,

danke für Ihre Anfrage vom 17. Mai 2021 an Herrn Staatsminister Glauber. Aufgrund der fachlichen Zuständigkeit wird Ihre Anfrage vom Bayerischen Staatsministerium für Wirtschaft, Landesentwicklung und Energie beantwortet.

Die sichere Versorgung mit Strom ist in Bayern zusammen mit der Wirtschaftlichkeit und der Umweltverträglichkeit das wichtigste energiepolitische Ziel. Die Bayerische Staatsregierung setzt sich für eine dezentrale und nachhaltige Energiewende ein und treibt den Ausbau der Erneuerbaren Energien im Freistaat weiter voran, auch um neue Chancen für die Wertschöpfung vor Ort zu erschließen.

Um der Energiewende in Bayern neuen Schwung zu verleihen, wurde mit dem Bayerischen Aktionsprogramm Energie im November 2019 eine umfassende Agenda mit insgesamt 13 Handlungsfeldern und über 70 Einzelmaßnahmen auf Landes- und Bundesebene vorgelegt, die seither Schritt für Schritt umgesetzt werden. Der Ausbau der erneuerbaren Energien ist dabei eines der zentralen Anliegen des Aktionsprogramms. Wesentlich dabei ist, dass wir die Möglichkeiten aller Anlagenarten ausschöpfen und vor allem unsere heimischen Potentiale und Kompetenzen entsprechend ausnutzen.

Wir stimmen Ihnen zu, dass der Strombedarf in der Zukunft weiter steigen wird, es Zeiten mit sog. kalter Dunkelflaute gibt und wir neue, zukunftsfähige Konzepte benötigen. Mit dem Ausstieg aus der Kernenergie und langfristig auch aus der Kohleenergie müssen die verbleibenden Energieträger daher zunehmend Systemverantwortung übernehmen und dann zur Verfügung stehen, wenn sie gebraucht werden, um die sichere Versorgung mit Strom in Bayern weiterhin zu gewährleisten. Hier gilt es alle Potenziale zu nutzen, insbesondere mit Hilfe neuer Technologien, wie modernen Speichern, einer systemverträglichen Sektorenkopplung, intelligenten Steuerungen, Lastmanagement und anderen Flexibilitätsoptionen. Die Staatsregierung arbeitet in diversen Projekten aktiv an Lösungen, wie man die von Ihnen beschriebene Situation kostengünstig überbrücken kann.

Vor allem nachts und im Winter muss der Strom von Erzeugungsanlagen kommen, die entweder wetterunabhängig sind, wie Wasser- oder Biomassekraftwerke, oder von Anlagen, die im Winter ihr Erzeugungsmaximum haben, wie Windkraftanlagen. Ein nicht unerheblicher Teil des Stroms wird aber weiterhin auch über das Übertragungsnetz nach Bayern importiert werden, wofür ein maßvoller und bedarfsgerechter Ausbau des Übertragungsnetzes unter Berücksichtigung der Belange bayerischer Bürger notwendig ist. Zusätzlich werden aber ebenso flexible Gaskraftwerke benötigt, die nur wenige Tage oder Stunden im Jahr laufen (so wie in der von Ihnen beschriebenen Situation), jedoch die Versorgung zu jeder Zeit als Reservekraftwerke sicherstellen. Windkraftanlagen können keine Versorgungssicherheit gewährleisten, sie können jedoch besonders im Winter dazu beitragen, die Zeiten, in denen die Reservekraftwerke laufen müssen, zu minimieren.

Nicht zuletzt müssen wir in allen Bereichen auf die „Energiequelle“ setzen, die noch das größte Ausbaupotenzial hat und die uns gerade in Engpasszeiten die größten Dienste leisten kann, nämlich die Energieeffizienz. Jede Kilowattstunde, die nicht gebraucht wird, muss auch nicht produziert, transportiert, gespeichert und bezahlt werden.

Wir hoffen, diese Informationen können Ihre Frage nach einer sicheren Stromversorgung in den kommenden Jahren beantworten.

Herzliche Grüße

Thorsten Glauber, MdL, Staatsminister

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