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Sylvia Löhrmann
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Frage von Birgitt Juliane F. •

Frage an Sylvia Löhrmann von Birgitt Juliane F. bezüglich Bildung und Erziehung

Sehr geehrte Frau Löhrmann,

vielen Dank für Ihre Antwort. Die Fragen sind doppelt bei Ihnen angekommen,weil eine Fehlermeldung die erste Anfrage zuerst nicht durchließ. Sorry, für die Unannehmlichkeit.

Wie ich das sehe, sind da noch viele Fragen/Konzepte [Art.7(2)] offen. Leider sind die Eltern und Elternverbände bisher nicht als Informationsquelle genutzt worden. Ich bin sicher, dass es hilfreich wäre, wenn Eltern anderen Eltern von ihren jeweiligen Erfahrungen (GU / Förderschule) berichten könnten,denn jede Form hat ein FÜR und WIDER! Leider wurde in der Vergangenheit die Förderschule immer schlecht geredet, so dass viele Kinder u. Eltern sie als Stigma empfinden. Uns hat sie damals gerettet. Wir haben die kompetente Hilfe in den Vordergrund gestellt und es nicht bereut. Aus unserem "Mobbingopfer" durch die anderen Kinder und deren Mütter ("Was will das Kind hier? Das ist doch sowieso zu doof. Die gehört hier nicht hin.") an der Grundschule ist eine selbstbewusste junge Dame geworden, die wieder Freude am Leben hat und sich auch etwas zutraut. Das war uns damals und auch heute das Wichtigste. Wir wollten die fachlichen Hilfen während der ganzen Schulzeit und nicht nur stundenweise! Sorgen macht mir auch, dass wir das "inklusive" Bildungssystem ja schon mal hatten ... danach merkte man ja erst, dass es so nicht ging. Müssen die Kinder wieder leiden? Wieso sagt man überhaupt „aussortieren“? GU „sortiert“ so gesehen auch aus, oder nicht? Wo sollen die Kinder denn hin, die nicht für den GU "geeignet" sein werden, wenn es selbst die KsF nicht mehr geben wird? Welche Wahl haben dann die Eltern, die eine Förderschule und den "geschützten Raum" bevorzugen? Und dazwischen ist die Entwicklung zur "Restschulen" und damit die absolute Stigmatisierung! Wer soll das denn noch wollen?
Das Wort "Inklusion" ist nicht zwingend mit GU gleichzusetzen. Auf die nächste Fragen möchte ich gar keine Antwort haben:
Ist da auch in der Planung, "Fachkliniken" und "Fachärzte" abzuschaffen, weil sie zu teuer sind?

LG

Portrait von Sylvia Löhrmann
Antwort von
Bündnis 90/Die Grünen

Sehr geehrte Frau Ferrier,

vielen Dank für Ihre neuerliche Nachfrage.

Ich kann Ihnen versichern, dass sowohl ich als auch meine grünen Kolleginnen und Kollegen viele intensive Gespräche führen, geführt haben und sicher auch noch führen werden, gerade auch mit Eltern und Elternverbänden. Dass also Eltern und Elternverbände nicht als Informationsquelle genutzt würden, möchten weder ich noch meine Kolleginnen und Kollegen sich vorwerfen lassen.

Sicherlich gibt es unterschiedliche Erfahrungen und hat auch jede Form ihr "Für und Wider", wie Sie schreiben. Und es freut mich sehr, wenn Sie kompetente Hilfe und Unterstützung erfahren haben und wertschätzen - dies möchte ich Ihnen gewiss nicht schlecht reden.

Jedoch gab es in der Vergangenheit und gibt es im Moment wieder Zwangszuweisungen an Förderschulen, wo weder Eltern noch Kinder dies wollen oder als geeignete Maßnahme empfinden. Insbesondere diejenigen, die in der Grundschule am Gemeinsamen Unterricht teilnehmen konnten und nun keinen Platz in einer weiterführenden Schule im GU bekommen, empfinden dies als besonders hart.
Wie bereits ausführlich dargelegt, lässt die UN-Konvention solche Zwangszuweisungen nicht mehr zu. Und wir wollen das Elternrecht stärken!

Wir wollen die Entwicklung unserer Schulen zu inklusiven Schulen. Dies wird nicht von heute auf morgen gehen. Aber es bedeutet, dass die sonderpädagogische Kompetenz in den Regelschulen auch mit Stellen fest verankert werden muss. Ich zitiere hier gerne noch einmal unsere Vorstellungen, wie sie auch im Programm zur Landtagswahl formuliert sind:

"Wenn wir als Grüne von einer Schule für alle Kinder sprechen, schließt dies Kinder und Jugendliche mit Behinderung ausdrücklich ein. Wir streben ein inklusives Schulsystem an, wie es die UN-Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderung einfordert. Schülerinnen und Schüler mit einer Behinderung haben ein Recht auf inklusive Bildung. Zur Umsetzung wollen wir die Rahmenbedingungen deutlich verbessern. Wir wollen Schulen personell und räumlich so ausstatten, dass sie die individuelle Förderung der Schülerinnen und Schüler mit Behinderungen umsetzen können. Schulen müssen generell barrierefrei ausgebaut sein. Wir wollen einen verbindlichen Inklusionsplan aufstellen. Dazu gehört: Inklusive Lerngruppen sollen maximal eine Klassengröße von 20 Kindern haben. Kinder mit Behinderung sollen selbstverständlich auch die Ganztagsangebote wahrnehmen können. Sonderpädagoginnen und -pädagogen haben ihren festen Platz in den Regelschulen, ebenso Integrationsassistenzen. Kompetenzzentren entwickeln sich zu Fortbildungs- und Beratungszentren für die Lehrkräfte."

Der Weg dorthin muss von allen Beteiligten gemeinsam gestaltet werden.

Mit freundlichen Grüßen

Sylvia Löhrmann