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Stefan Grabrucker
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Frage von Bettina B. •

Frage an Stefan Grabrucker von Bettina B. bezüglich Familie

Sehr geehrter Herr Grabrucker,

wie sieht ihr Programm gegen Kinderarmut in den ländlichen Regionen Bayerns aus?

Ich spreche jetzt nicht von vieldiskutierten Migrantenfamilien, die sicherlich große Unterstützung - nicht nur finanziell - benötigen.

Mir geht es um Kinder, deren Zukunft von Hartz IV abhängig sein könnte, wenn UVG ausläuft und der unterhaltspflichtige Elternteil keine Unterhaltszahlungen leistet.

Wie sieht ihr regionales Programm zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf aus?

Danke für Ihre Antwort.

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Antwort von
ÖDP

Sehr geehrte Frau Bayerl,

die steigende Armut gerade von Familien und damit von Kindern in Bayern ist in der Tat ein großes Problem. Dies betrifft nicht nur den ländlichen Raum und, wie Sie ganz richtig sagen, nicht nur Familien mit Migrationshintergrund.

Die ödp vertritt die Auffassung, dass es möglich sein muss, von einem Gehalt zu leben. Deshalb unterstützen wir auch das Volksbegehren des DGB zur Einführung des Mindestlohns. Es kann nicht sein, dass immer mehr Menschen vom Lohn ihrer Hände Arbeit nicht mehr vernünftig leben können, gerade bei uns, in einer wirtschaftlich starken Region.

Eine vernünftige Bezahlung für geleistete Arbeit deckt aber natürlich nur einen Teil des von Ihnen geschilderten Problems ab. Um Kinderarmut zu verhindern und Familien zu stärken, vertritt die ödp ein Konzept, welches in meinen Augen nur positive Wirkungen entfalten wird. Erziehungsarbeit der Eltern (oder eines Elternteils) muss unserer Ansicht nach honoriert werden, weil durch die Erziehung der nächsten Generation ein immens wichtiger Dienst an der Gesellschaft geleistet wird, für den Mütter und Väter auch gewisse Einschränkungen in Kauf nehmen (die natürlich durch die unbezahlbare Liebe eines Kindes ausgeglichen werden). Die ödp fordert seit langer Zeit die Einführung eines Erziehungsgehalts, das auch sozialversicherungspflichtig ist und damit z.B. für die Rente wirksam wird. Uns schwebt ein Betrag von 1000,- ? im Monat in den ersten drei Lebensjahren eines Kindes vor, das entspricht in etwa den Kosten eines Krippenplatzes, wenn staatliche Subventionen herausgerechnet werden. Wir wollen das Geld nicht einseitig in außerhäusige Betreuung investieren, sondern den Eltern die Entscheidung überlassen, ob sie ihre Kinder selbst erziehen oder von Pädagogen betreuen lassen.

Dieses Konzept fördert natürlich auch die Vereinbarkeit von Familie und Beruf, da Mütter und Väter ohne größeren finanziellen Druck frei entscheiden können, ob sie zeitweise zu Hause bleiben oder Betreuung einkaufen und einer anderen Tätigkeit nachgehen. Selbstverständlich müssen entsprechende Betreuungseinrichtungen geschaffen werden, die sich am Wohl der Kinder orientieren (d.h. max. drei unter-Dreijährige auf eine(n) Erzieher(in)). Wo dies gewünscht wird, also nicht generell, sind Ganztagesklassen in den Schulen einzurichten bzw. ist eine pädagogisch sinnvolle Nachmittagsbetreuung sicherzustellen. Außerdem müssen Teilzeitarbeit und flexible Arbeitszeiten weiter voran gebracht werden, um auf die besonderen Bedürfnisse von Familien Rücksicht nehmen zu können. In dieser Frage sehe ich auch die Arbeitgeber in der Pflicht, schon allein aus deren eigenem Interesse. Welcher Elternteil kann schon konzentriert und gründlich arbeiten, wenn er sich ständig um Unterbringungsmöglichkeiten für sein Kind Gedanken machen muss.

Abschließend darf ich noch kurz einige weitere Ideen skizzieren: Natürlich müssen Familien stärker entlastet werden, d.h. Dinge wie Studiengebühren oder Büchergeld sind nicht vertretbar, ebenso muss sichergestellt werden, dass auch finanziell schwächere Kinder schulisch nicht ins Hintertreffen geraten, indem sie z.B. nicht an Austauschprogrammen, etc. teilnehmen können. Ich halte es daher für sinnvoll, zusätzlich zu den bereits geschilderten Ansätzen, das Kindergeld zu erhöhen. Während sich z.B. die Diäten der Bayerischen Landtagsabgeordneten automatisch nach einer bestimmten Formel jährlich erhöhen, gibt es einen solchen Automatismus für Familien nicht. Gerade diese sind jedoch durch steigende Energiepreise oder höhere Kosten für Lebensmittel besonders belastet. Warum also nicht z.B. jährlich die Teuerungsrate eines typischen Familienbedarfs ermitteln und das Kindergeld automatisch entsprechend erhöhen?

Ich hoffe, diese Darstellung beantwortet Ihre Fragen in ausreichendem Maße. Sollten Sie weitere Erklärungen wünschen, würde es mich freuen, wenn Sie sich wieder an mich wenden würden.

Mit herzlichen Grüßen,
Stefan Grabrucker