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Sebastian Blumenthal
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Frage von Manfred M. •

Frage an Sebastian Blumenthal von Manfred M. bezüglich Umwelt

Sehr geehrter Herr Blumenthal,

wie ich sehe, sind Sie als IT-Berater tätig (oder tätig gewesen). Da haben Sie natürlich mit dem Thema "Instabilität von Systemen" reichlich zu tun. Mir geht es ähnlich, denn ich arbeite seit Jahrzehnten als Organisationsberater.

Jetzt, wo eine Kernschmelze im japanischen Kernkraftwerk Fukushima droht oder möglicherweise schon passiert ist, stellt die Bundeskanzlerin plötzlich die Laufzeitverlängerung in Frage, weil "sich jetzt herausstellt, dass Restrisiken eingetreten sind". Einer promovierten Diplom-Physikerin nehme ich das nicht ab!

Ich kann nicht nachvollziehen, dass die "Restrisiken" bei Beschluss der Laufzeitverlängerung, auch der riskanten Oldtimer in unserem Land, sich außerhalb ihrer erkenntnistheoretischen Reichweite befunden hätten. Vielmehr glaube ich, dass die Kanzlerin und ihr Kabinett in die erkenntnispraktische Nähe eines drohenden Machtverlustes bei den anstehenden Wahlen gekommen sind.

Nun meine Frage: Können Sie nachvollziehen, dass ich die rhetorische Rückwärtsbewegung der Bundeskanzlerin für ein höchst unglaubwürdiges und unchristliches Manöver halte, dass nur so lange aufrecht erhalten bleibt, bis die öffentliche Aufregung vorüber ist? Und können Sie nachvollziehen, dass ich deshalb hart an mir arbeiten muss, um wegen solcher Volten nicht politikverdrossen zu werden?

Mit freundlichen Grüßen

Manfred Muster
Diplom-Psychologe

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Antwort von
FDP

Sehr geehrter Herr Muster,
 
wie Sie schon im letzten Jahr der Lokalpresse entnehmen konnten, habe ich gemeinsam mit den beiden anderen Schleswig-Holsteinischen Abgeordneten-Kollegen der FDP, Christine Aschenberg-Dugnus und Jürgen Koppelin, gegen die Laufzeitverlängerung der Kernkraftwerke gestimmt.
 
Siehe z.B. hier: http://www.ostsee-zeitung.de/index_artikel_komplett.phtml?SID=0bffa35feff21bcbe4e4047c8e19e8e2&param=news&id=2891887
 
Von daher bin ich sehr erleichtert über die Entscheidung der Bundesregierung, die Laufzeitverlängerung zu überdenken. Vor allem für uns in Schleswig-Holstein freut es mich sehr, dass eine sehr reele Chance besteht, die beiden Pannen-Meiler von Krümmel und Brunsbüttel endlich vom Netz zu nehmen (selbst nach dem Rot-Grünen Ausstiegsgesetz wären die beiden Kernkraftwerke noch weitergelaufen).
Um zu den anderen Aspekten Ihrer Frage zu kommen: Sicherlich kann ich nachvollziehen, dass Sie ein Problem mit der Kehrtwendung der Bundeskanzlerin haben. Aber hier, Herr Muster, bitte ich folgendes zu berücksichtigen: Regierungspolitik muss darin bestehen, Entscheidungen umzusetzen. Entscheidungen sind Ergebnisse menschlicher Willensbildungen. Solange Menschen aber nicht unfehlbar sind, muss die Möglichkeit bestehen, vorherige Entscheidungen korrigieren zu können. Und diese Haltung habe ich nicht nur, weil ich im letzten Jahr gegen die Laufzeitverlängerung gestimmt habe. Jemandem die Möglichkeit zur Korrektur vorangeganger Entscheidungen zu geben, ist für mich eine Selbstverständlichkeit eines respektvollen Miteinanders - unabhängig politischer Zugehörigkeiten. Die Bundeskanzlerin hat ihre Entscheidung zur Laufzeitverlängerung einer Revision unterzogen. Und an diesem Punkt, Herr Muster, möchte ich Sie bitten, einmal in Gedanken die verschiedenen Optionen durchzuspielen. Wenn die Bundeskanzlerin nichts unternommen hätte, dann hätten sich viele Menschen darüber beklagt. Wenn sie nun - so wie sie es getan hat - ihre vorherige Entscheidung zur Disposition stellt, beklagen sich darüber die gleichen Menschen, die sich bei einer entgegengesetzten Entscheidung ebenso beklagt hätten. Also ist für mich nicht ersichtlich, inwieweit sich die Bundeskanzlerin aus reiner Taktik für eine Handlung entscheidet, die ihr gegenüber der alternativen Handlung keinerlei Vorteile einbringt.
 
Insofern, Herr Muster, die damalige Entscheidung der Bundesregierung zur Laufzeitverlängerung habe ich für falsch gehalten und daher im Deutschen Bundestag dagegen gestimmt. Die jetzige Entscheidung halte ich für richtig.
 
Mit freundlichen Grüßen
 
Sebastian Blumenthal