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Sabine Dittmar
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Frage von Max W. •

ME/CFS off-Label-Medikamentenliste - Wieso wurde entschieden, ME/CFS-Betroffene derart auszugrenzen?

Sehr geehrte Frau Dittmar,

ich schreibe Ihnen heute bezüglich des Themas Myalgische Enzephalomyelitis (ME/CFS). Wie Sie sicher wissen, handelt es sich dabei nicht nur um eine schwere Krankheit, sondern mit 17 bis 24 Millionen Betroffenen plus einer hohen Dunkelziffer um eine Katastrophe internationalen Ausmaßes.

Durch die Hilfe der ME/CFS-Erkrankten und deren langjährigen Erfahrungen konnte vor kurzem eine off-Label-Medikamentenliste für ME/CFS und Long-Covid-Erkrankte erstellt und angekündigt werden. Diese Medikamente werden die Erkrankten zwar nicht heilen, können, sollten aber helfen, die Symptome zu lindern, um die Zeit bis zur Entwicklung eines kurativen Medikaments zu überbrücken.

Nun wurde aber angekündigt, dass sämtliche off-Label-Medikamente nur für ME/CFS-Erkrankte zugänglich sein werden, wenn sie exklusiv und nachweislich ME/CFS als Folge einer COVID-Infektion erhalten haben.

Wieso wurde entschieden, ME/CFS-Betroffene mit anderen Auslösern derart auszugrenzen?

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Sehr geehrter Herr W.,

um den Zugang zu Arzneimitteln im „Off-Label Use“ für Long-COVID-Patientinnen und Patienten zukünftig zu verbessern, wurde eine Expertengruppe Long COVID Off-Label-Use beim Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) eingerichtet. Es handelt sich um eine Expertengruppe im Sinne des § 35c Absatz 1 SGB V, die unter Berücksichtigung des wissenschaftlichen Erkenntnisstands und möglicher Risiken, eine Bewertung zur Anwendung von Arzneimitteln außerhalb der zugelassenen Anwendungsgebiete für den Einsatz bei Long COVID vornehmen wird.

Die Myalgische Enzephalomyelitis / das Chronische Fatigue-Syndrom (ME/CFS) tritt als eine schwere Verlaufsform von Long COVID auf. Dennoch sind ME/CFS und Long COVID keine identischen Krankheitsbilder. 

Unter den Mitgliedern der Expertengruppe Long COVID Off-Label-Use sind auch führende ME/CFS-Forschende. ME/CFS bleibt daher im Fokus der Expertengruppe, und  aus den Erkenntnissen der Expertengruppe können voraussichtlich auch Schlüsse für weitere Patientengruppen z.B. mit ME/CFS in der Folge anderer Infektionserkrankungen, gezogen werden.

Das BMG fördert im Rahmen seiner allgemeinen Ressortforschung bereits mehrere Studien zu Long COVID inklusive ME/CFS. Geplant ist eine Förderbekanntmachung mit einem Fokus auf Modellprojekten, in denen innovative Versorgungsformen zur Behandlung von Long COVID-Betroffenen entwickelt, erprobt, vernetzt und evaluiert werden. Von dem Long COVID-Förderschwerpunkt werden auch Menschen mit ME/CFS sowie mit länger andauernden Beschwerden im zeitlichen Zusammenhang mit einer COVID-19-Impfung profitieren, die Long COVID-ähnliche Symptome haben.

Mit freundlichen Grüßen

Sabine Dittmar

 

 

 

 

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