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Frage von Robert S. •

Frage an Robert Heinemann von Robert S. bezüglich Bildung und Erziehung

Sehr geehrter Herr Heinemann,

vielen Dank für Ihre Antwort auf meine Anfrage hinsichtlich des Vortrages von Herrn Prof. von Saldern und den Empfehlungen der Enquete-Kommission!

Ich habe mich hinsichtlich der Aussage

- der frühe Selektionszeitpunkt ist WISSENSCHAFTLICH ZU VERWERFEN UND MORALISCH KAUM ZU RECHTFERTIGEN

und Ihrer Antwort noch einmal an ihn gewandt. Im Ergebnis kann ich Ihnen mitteilen, dass er diese Aussage in vollem Umfange aufrecht erhält. Von einer verkürzten Wiedergabe kann nicht die Rede sein. Insbesondere brachte er sein Befremden darüber zum Ausdruck, dass der Abschlussbericht die Möglichkeit zur Zwangsabschulung im 12. Lebensjahr enthält, ohne dass davon während der Sitzungen die Rede gewesen wäre.

Dabei wies er mich noch einmal ausdrücklich darauf hin, dass dieses keine Einzelaussage eines Privatgelehrten ist, sondern von vielen anderen Fachkundigen seit Jahren vertreten wird - z.B. das Münchner ifo-Institut, Lothar Späth, die DIHK, McKinsey, usw.

Dass die Kommission und Herr Prof. von Saldern "viel weniger weit auseinander sind", als von mir vermutet, sehe ich nicht bestätigt.

Zwischenzeitlich habe ich auch den Abschlussbericht der Enquete-Kommission gelesen. In Kap. 3.5.8 finde ich die Mehrzahl der Sachverständigen für eine größere "Durchlässigkeit", "späte Selektion" und "individuelle Förderung" plädieren. Lediglich Herr Dr. Lange erklärt: "...allerdings könne man nicht einfach eine erfolgreiche Schulform wie das Gymnasium, [..] zerschlagen." Seine Definition von "erfolgreich" gibt er dabei nicht bekannt.

Bitte erläutern Sie mir noch einmal Ihre Aussagen, die Kommission hätte die eingeladenen Wissenschaftler ernst genommen und es gäbe in der Wissenschaft keine einheitliche Meinung zu diesem Thema. In puncto "frühe Selektion" sehe ich im Abschlussbericht eine breite Front und zwei abweichende Meinungen. Warum folgt die Kommission der Minderheitsmeinung?

Mit freundlichen Grüßen
Robert Schneider

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Sehr geehrter Herr Schneider,

ich habe Ihnen ausführlich aus dem Protokoll der Enquete-Kommission zitiert - und Ihnen auch konkret dargelegt, wie sich Herr Professor von Saldern in der Sitzung selber korrigiert hat. Zu diesen nachlesbaren und nachprüfbaren Aussagen schreiben Sie leider nichts. Uns standen in der Sitzung diese Aussagen von Herrn Professor von Saldern zur Verfügung - und keine anderen..

Mir ist auch nicht klar, wie er wissen will, dass wir in den Sitzungen nie über einen Schulformwechsel nach Klasse 6 gesprochen haben sollen, wo er doch selber nur an einer einzigen Sitzung teilgenommen hat. Das Gegenteil war der Fall.

Zu den Aussagen der Fachleute: Ich empfehle Ihnen u.a. die Homepage des Deutschen Philologenverbandes, dessen Vertreter ja bestimmt nicht weniger fachkundig als der DIHK, Lothar Späth oder McKinsey sind. Sie werden feststellen, dass der Verband - wie viele andere Fachkundige - engagiert für eine Beibehaltung des dreigliedrigen Schulsystems plädiert.

Aus meiner Sicht bringt es daher gar nichts, wenn sich beide Seiten weiter wie seit Jahrzehnten in ihren Schützengräben eingraben. Stattdessen galt es einen Kompromiss zu finden, der auch in der Gesellschaft auf einen breiten Konsens stößt. Dies ist gelungen und führende Wissenschaftler wie Professor Lehberger und Professor Rath haben in der Kommission für diesen Kompromiss gestimmt, ebenso der ehemalige GEW-Bundesvorsitzende und engagierte Gesamtschul-Befürworter Dr. Wunder.

Dass die Frage der Schulstruktur allein wissenschaftlich nicht zu beantworten ist, zeigt übrigens auch die PISA-Studie 2000. In dem deutschen Bericht steht auf Seite 427 zu lesen:

"Offensichtlich variieren die durchschnittlichen Schülerleistungen in den verschiedenen Teilnehmerländern unabhängig von den hier erfassten Formen der Schul- und Unterrichtsorganisation. Dieses Ergebnis bestätigt die Befunde älterer internationaler Schulleistungsstudien, die ebenfalls keinen Zusammenhang der Leistungen mit der Schulorganisation feststellen konnten."

Mit freundlichen Grüßen

Robert Heinemann