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Robert Heinemann
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Frage von Robert S. •

Frage an Robert Heinemann von Robert S. bezüglich Bildung und Erziehung

Sehr geehrter Herr Heinemann,

wie auf dieser Seite zu besichtigen ist, sind Sie Mitglied der Enquete-Kommission zu Hamburgs Schulentwicklung.

Mir fiel kürzlich das Protokoll zur Sitzung dieser Kommission vom 26.11.06 in die Hände, bei der Sie auch anwesend waren.

Bei dieser Sitzung präsentierte Prof. von Saldern von der Uni Lüneburg seinen Vortrag "Vielgliedrigkeit des Schulsystems überwinden". Unter vielen anderen Aussagen nahm er in diesem Vortrag eindeutig Stellung zur "frühen" Selektion im deutschen Schulsystem:

- Deutschland ist das einzige Land in Westeuropa, das konsequent mit 10 Jahren selektiert

- der frühe Selektionszeitpunkt ist WISSENSCHAFTLICH ZU VERWERFEN UND MORALISCH KAUM ZU RECHTFERTIGEN

Diese letztere Aussage wird im Vortrag zuvor für mich plausibel begründet.

In dem 2-Säulen-Modell, das Sie so begeistert propagieren, wird aber genau diese frühe Selektion festgeschrieben.

Da frage ich mich:
- sind Ihnen die Aussagen der Wissenschaftler egal, die Sie zu den Kommissionssitzungen einladen?
- halten Sie Herrn Prof. von Saldern für nicht ernst zu nehmen?
- welche Gründe haben Sie, solche klaren, fundierten Aussagen schlicht und ergreifend zu ignorieren?
- ist diese ganze Enquete-Kommission nur eine Kasperle-Veranstaltung, der keine Bedeutung zukommt?

Für eine Aufklärung wäre ich Ihnen sehr dankbar.

Mit freundlichen Grüßen
Robert Schneider

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Antwort von
CDU

Sehr geehrter Herr Schneider,

die Arbeit der Enquete-Kommission ist inzwischen abgeschlossen. Den Bericht finden Sie im Internet u.a. auf meiner Homepage, die Enquete-Kommission begründet darin auch ausführlich die Entscheidung für ein zweigliedriges Schulsystem.

Zu Ihren Fragen: Selbstverständlich hat die Enquete-Kommission die Vorträge der eingeladenen Wissenschaftler sehr ernst genommen. Zum einen gibt es aber in der Wissenschaft keine einheitliche Meinung zu diesem Thema, so dass die Politik zwischen verschiedenen wissenschaftlichen Positionen abwägen muss. Zum anderen haben Sie die Stellungnahme von Herrn Prof. von Saldern leider etwas verkürzt wiedergegeben:

Prof. von Saldern dachte bei seinem Vortrag zunächst, Hamburg würde ein zweigliedriges Schulsystem nach dem Vorbild von Sachsen und Thüringen schaffen wollen, also ein Gymnasium neben einer Mittelschule, die nur bis Klasse 10 führt. Die Gesamtschulen würden demnach abgeschafft. Sie erkennen dieses Missverständnis des Professors u.a. an folgenden Protokollstellen:

"Sofern man die integrierten Gesamtschulen mit der Möglichkeit nach 13 Jahren Abitur zu machen abschaffe und gleichzeitig nur über die Gymnasien den Weg zum Abitur eröffne, bestehe die Gefahr, dass dann ein solcher Run auf die Gymnasien einsetze, dass sie am Ende einen Pyrrhus-Sieg davontrügen."

"Ein Bildungssystem, das nur das Gymnasium als Abiturschule zulasse, sei auch unter Finanzierungsaspekten deutlich teurer."

Später im Protokoll korrigiert er sich dann:

"Seinen Antworten schickt Prof. von Saldern voraus, er habe bislang nicht geglaubt, dass die Kommission in ihrem Diskussionsprozess bereits so weit sei, für eine neue Stadtteilschule mit Abituroption zu plädieren. Das würde seinen Kriterien der Öffnung und Flexibilisierung weitgehend entsprechen." (Seite 29)

Sie sehen, dass Prof. von Saldern und die Enquete-Kommission damit viel weniger weit auseinander sind, als Sie vermutet haben - auch wenn ihm die Zweigliedrigkeit sicherlich weiterhin noch nicht weit genug geht.

Mit freundlichen Grüßen

Robert Heinemann