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Peter Tschentscher
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Frage von Barbara H. •

Frage an Peter Tschentscher von Barbara H. bezüglich Verkehr

Sehr geehrter Herr Tschentscher,

als Fahrgast in S-Bahn, Regional- und Fernbahn sorge ich mich um meine und die Interessen anderer Fahrgäste, wenn der Bahnhof Altona an den Diebsteich verlagert wird. Denn es ist schon jetzt klar, dass am Diebsteich weit weniger Züge durchgeschleust werden können und sich die Züge dort stauen werden.

Als Bürgerin mache ich mir Gedanken über Beiträge der Stadt Hamburg zum Klimaschutz, der ja ganz wesentlich mit dem Thema öffentlicher Nah- und Fernverkehr zusammenhängt.
Aber durch den Abbau des vorhandenen Schienennetzes am Bahnhof Altona wird der öffentliche Nah- und Fernverkehr eindeutig ab- anstatt ausgebaut….

Als Anwohnerin in der Nähe des Diebsteichs mache ich mir Sorgen um meine Wohnqualität in den nächsten zehn Jahren, weil schon jetzt klar ist, dass der Ausbau des S-Bahn-Halts am Diebsteich zum Fernbahnhof eine riesige Baustelle mit Staub, Lärm und wesentliche Einschränkungen in meiner Mobilität mit sich bringt (der S-Bahn-Halt am Diebsteich soll für wenigstens ein Jahr gesperrt werden.)

Meine Fragen an Sie:

Meinen Sie nicht auch, dass in Zeiten des Klimawandels der öffentliche Nah- und Fernverkehrsnetz ausgebaut werden muss oder zumindest das vorhandene Schienennetz am Altonaer Bahnhof erhalten werden muss?

Was wollen Sie dafür tun, dass die Autofahrer in Hamburg auf S-Bahnen, Regional- und Fernbahnen umsteigen?

Finden Sie es in Ordnung, dass der geplante neue Bahnhof am Diebsteich zu einer Verschlechterung des Bahnverkehrs beiträgt, weil er neben der Verbindungsbahn zu einem weiteren, neuen Flaschenhals im Regional- und Fernverkehr wird?

Was wollen Sie tun, um meine Mobilität am Diebsteich zu erhalten?

Mit freundlichen Grüßen
B. H.

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Antwort von
SPD

Sehr geehrte Frau H.,

in Zeiten des Klimawandels muss das öffentliche Nah- und Fernverkehrsnetz ausgebaut werden.

Auf Bundesebene wurde im Koalitionsvertrag zwischen SPD und CDU/CSU vereinbart, die Umsetzung des Deutschland-Takts voranzutreiben. Mit dem Deutschland-Takt soll ein idealer Fahrplan für schienengebundenen Personennah- und -fernverkehr sowie den Güterverkehr geschaffen werden, der ganz Deutschland mit optimalen Umsteigeverknüpfungen verbindet. Ziel ist es, auch durch ein attraktives Angebot die Zahl der Fahrgäste bis 2030 zu verdoppeln.

Auf Landesebene arbeiten wir ebenfalls daran, den ÖPNV so attraktiv zu gestalten, dass die Menschen auf Bus und Bahn als komfortablere Alternative zum Auto umsteigen.

Wir planen und realisieren derzeit die umfassendsten Angebotserweiterungen seit Bestehen des HVV. Neben der neuen U-Bahn-Linie U5, den neuen S-Bahn-Linien S4 und S32 und den Verlängerungen der U4 und der S21 wollen wir zahlreiche zusätzliche Buslinien und Bushaltestellen schaffen, um die Betriebsleistung im Bussystem zu verdoppeln. Darüber hinaus setzen wir auch auf neue innovative Verkehrsangebote wie On-Demand-Shuttles und Sharing-Angebote. Bis 2030 sollen alle Bürgerinnen und Bürger in ganz Hamburg von morgens bis in die Abendstunden innerhalb von fünf Minuten ein öffentliches Nahverkehrsangebot erreichen können.

Daneben ist es uns natürlich wichtig, dass alle sich den ÖPNV leisten können. Deshalb wollen wir die Tarife verständlich, übersichtlich und sozial ausgewogen gestalten. Die HVV-Preissteigerungen haben wir Ende 2019 auf den Inflationsausgleich begrenzt. Seit dem 15. Dezember 2019 kann zudem das HVV-Seniorenticket rund um die Uhr genutzt werden und die Fahrpreise für Schülerinnen und Schüler, Auszubildende und Seniorinnen und Senioren wurden nicht erhöht. Den Schnellbuszuschlag werden wir perspektivisch ganz abschaffen. Auszubildende können ab August 2020 zu deutlich günstigeren Preisen mit den Bussen und Bahnen des HVV fahren: Das neue BonusTicket für Azubis gilt im gesamten HVV-Tarifbereich (A-H) und kostet die Auszubildenden nur etwa 30 Euro monatlich. Außerdem wollen wir in der kommenden Legislaturperiode schrittweise dafür sorgen, dass Schülerinnen und Schüler ein kostenloses HVV-Ticket bekommen. Damit machen wir Hamburg noch familienfreundlicher und führen junge Menschen frühzeitig als Kundinnen und Kunden an den ÖPNV heran.

Die beschriebenen Pläne zum Ausbau des ÖPNV in Hamburg sind ein wesentlicher Baustein zur Erreichung unserer Klimaschutzziele im Verkehrsbereich. Wir wollen bis 2030 Fahrgastzuwächse um 50 Prozent im HVV erreichen und den Anteil des ÖPNV am Gesamtverkehrsaufkommen von heute 22 auf 30 Prozent in 2030 steigern. Studien belegen, dass Menschen vor allem dann auf Bus und Bahn umsteigen, wenn der ÖPNV gut ausgebaut ist, er also schnell, bequem und überall verfügbar ist. Deshalb arbeiten wir mit aller Kraft an der Attraktivitätssteigerung des ÖPNV.

Nun aber zu Ihrer dritten und letzten Frage. Zunächst einmal möchte ich darauf hinweisen, dass die Verlagerung des Fernbahnhofs Altona zum Standort Diebsteich eine Entscheidung und Planung der Deutschen Bahn ist. Wegen einer Klage gegen diese Planung bzw. deren Genehmigung wurden unter der Führung der Finanzbehörde und Beteiligung weiterer Behörden in den letzten Monaten Gespräche mit den Klägern und der Bürgerinitiative sowie den weiteren Verfahrensbeteiligten geführt. Hier ging es darum, durch intensiven und vertrauensvollen Austausch der vorhandenen Fakten, das gegenseitige Verständnis zu erhöhen und Vor- und Nachteile sorgfältig gegeneinander abzuwägen, um eine einvernehmliche Lösung zu finden. Das ist erfreulicherweise gelungen. Die Verständigung können Sie gern hier nachlesen: https://parlamentsdatenbank.hamburg.de/parldok/dokument/69676/faktencheck_fernbahnhof_diebsteich.pdf . Sie wurde einstimmig von der Bürgerschaft beschlossen und trägt hoffentlich dazu bei, auch Sie von den Vorteilen der Fernbahnhofsverlagerung zu überzeugen.

Davon gibt es nämlich einige: Der jetzige Bahnhof Hamburg-Altona ist ein Kopfbahnhof und soll durch einen Durchgangsbahnhof am S-Bahnhof Diebsteich ersetzt werden. Damit sind Vorteile für Verkehrsfluss und Leistungsfähigkeit verbunden. Eine Verlegung führt unter anderem zu zusätzlichen Anbindungs- und Umsteigemöglichkeiten und wird für viele Fahrgäste kürzere Fahrtzeiten bringen. Es entstehen wesentlich weniger Leerfahrten im Rahmen der Zug-Bereitstellung und die Gleisanlagen können erheblich reduziert werden. Der Bahnbetrieb wird deutlich einfacher und energiesparender zu bewerkstelligen sein. Daher wird die Verlagerung des Fernbahnhofs nicht zu einer Verschlechterung, sondern zu einer Verbesserung des Bahnverkehrs beitragen.

Außerdem bietet die Verlegung die Möglichkeiten der Stadtentwicklung: Geplant sind 1.900 Wohnungen, die im 2. Bauabschnitt Mitte Altona nur mit der Verlegung des Bahnhofes realisiert werden können. Die Räumung des Gleisfeldes macht zusätzlich einen geplanten Grünzug von der „Mitte Altona“ bis zum Altonaer Zentrum und darüber hinaus möglich.

Ferner eröffnen sich durch den neuen Fernbahnhof Hamburg-Altona am Diebsteich Möglichkeiten für die Weiterentwicklung des direkt angrenzenden Quartiers. Durch vorausschauenden Grunderwerb hat die Freie und Hansestadt Hamburg wichtige Grundstücke für die weitere Entwicklung im Umfeld gesichert. In diesem Quartier soll sich eine Mischung aus urbanem Wohnen, regionalen Sportangeboten und Gewerbe mit Büros und Kulturangeboten entwickeln.

Mit freundlichen Grüßen

Peter Tschentscher