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Frage von Georg O. •

Frage an Peter Tauber von Georg O. bezüglich Gesundheit

Sehr geehrter Herr Dr. Tauber,

gestern musste ich den Medien entnehmen, dass die Arbeitslose als "Ersatz" von Zivildienstleistenden einsetzen wollen.
Pflegedienst ist meiner Meinung Dienst nach am Menschen und kann sicher nicht durch Leute erledigt werden, die dazu verdonnert wurden, weil Ihnen ansonsten die Leistungen gekürzt werden.
Um eine effektive Sicherung der Pflege sicherzustellen, müssen sicherlich Tabus gebrochen werden aber bitte nicht am Stammtisch.
Schaut man sich an, was eine Pflegekraft in Deutschland verdient, und welches Pensum sie aus Kostengründen zu ertragen hat, dann wird eigentlich klar, was wirklich angefasst werden muss.

Schau ich mir meine Lohnabrechnung mal genau an, dann fällt sofort ins Auge das ich rund 20€ Pflegeversicherung bezahle aber ich zahle auch 50€ Kirchensteuer.
Sicherlich ist die Kirche auch karitativ tätig und sicherlich gibt es auch kirchliche Alten- und Pflegeheime aber die sind auch für Kirchensteuerzahler nicht kostenlos. Die Pflege lassen sich auch kirchliche Einrichtungen sehr teuer bezahlen.
Also statt zu propagieren das schlecht motivierte Eineurojobber den Zivildienst ersetzen sollen, sollte man wirklich daran gehen und die Kirchensteuer abzuschaffen und stattdessen die Beiträge zur Pflegeversicherung anzuheben.
Pflege kostet Geld, gute Pflege kostet gutes Geld. Ich bin eher bereit 70€ dafür zu bezahlen, dass Oma und Opa (und später auch ich) eine gute Versorgung erhält, als Kirchensteuer zu bezahlen, von der ich nicht weiß, wohin sie im Endeffekt fließt.

Was halten Sie von einem derartigen Vorschlag und würden Sie so einen Vorstoß unterstützen?

Mit freundlichen Grüßen

Georg Osburg

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Sehr geehrter Herr Osburg,

Für Ihre Bereitschaft, sich mit Möglichkeiten zur Verbesserung der Pflege konstruktiv zu beschäftigen, möchte ich mich herzlich bedanken.

Gesellschaftlich haben die Kirchen auch heute noch eine große Bedeutung. Sie sind nach wie vor zweitgrößter Arbeitgeber nach dem Staat und spielen mit ihren vielen Einrichtungen eine sehr wichtige Rolle im sozialen Bereich, aber auch im kulturellen Leben.

So kann man für jede Lebenslage eine passende Organisation der Kirchen finden, ob nun die Kinderkrippen- und gärten, die verschiedenen Jugendorganisationen, die Arbeit mit Behinderten, die Betreuung von Menschen mit Suchtproblemen, die Seelsorge oder die Alten- und Pflegeheime – um nur einige zu nennen.

Ohne die Kirchensteuer könnten viele dieser Angebote nicht mehr fortbestehen, da die meisten von ihnen zu erheblichen Teilen durch Mittel aus der Kirchensteuer unterstützt werden. Das Wegbrechen dieser Gelder, die durch die Haushaltspläne der Kirchen gezielt und transparent eingesetzt werden, würde jedoch nicht dazu führen, dass die eingesparten finanziellen Mittel der Bundesregierung zur Verfügung stehen würden, da Kirche und Staat zwar kooperieren, sonst allerdings als zwei eigenständige Organisationen agieren, weshalb kirchliche Gelder nicht automatisch übertragbar wären. Für all die Menschen, die nicht Mitglied einer Kirche sind und aktuell keine Kirchensteuer bezahlen, würde Ihr Vorschlag zudem eine massive finanzielle Mehrbelastung bedeuten. Zudem wäre der Schaden für die soziale Infrastruktur unseres Landes unermesslich. Jeder Kommunalpolitiker, der sich mit diesen Fragen in der täglichen Arbeit auseinander setzt, kann ein Lied von der nicht weg zu denkenden Arbeit der Kirchen in den Kommunen singen.

Nun ist es auch so, dass die Pflegeversicherung in ihrer Art von Beginn an als Versicherung mit „Teilkasko-Charakter“ geplant war, um sie für alle Bürger tragbar zu machen. In dieser Versicherung können deshalb nicht alle möglichen Fälle berücksichtigt werden, da sie ansonsten zu kostspielig werden würde. Alle Risiken abzudecken, die sich bei pflegebedürftigen Menschen ergeben können, würde eine massive Erhöhung der Kosten für die Allgemeinheit bedeuten, weshalb man damals auch von einem „Vollkasko-Modell“ Abstand genommen hatte. Jedem Bürger bleibt jedoch zusätzlich die Option, diese Lücken durch eine private Versicherung abzudecken.

Meinen Vorschlag, Menschen, die auf Hartz IV angewiesen sind, verstärkt die Möglichkeit einer Anstellung in den Pflegediensten zu bieten, halte ich auch weiterhin für sinnvoll. Die pauschale Feststellung, dass die Menschen „unmotiviert“ sind und zu dieser Arbeit „verdonnert“ werden müssen, teile ich aus meiner eigenen Erfahrung nicht. Im Kern ging es mir darum, darauf hinzuweisen, dass auch Menschen, die Hartz IV beziehen, gefragt werden können, ob sie einen Freiwilligendienst leisten möchten. Mein Beitrag ist insbesondere vor dem Hintergrund der Problematik zu verstehen, dass wir auf der einen Seite Fachkräftemangel in der Pflege und auf der anderen Seite nach wie vor eine beachtliche Zahl an Menschen haben, die keine Arbeit finden, durchaus aber bereit wären, sich neuen Aufgaben zu widmen. Der Einblick in das Feld der Pflege, verbunden mit dem Gefühl, dort gebraucht zu werden, würde sicherlich bei vielen neue Perspektiven schaffen. Gerade angesichts der Fachkräftemangels können wir uns in der aktuellen Diskussion keine Denkverbote leisten, sondern müssen die Situation auch als eine Chance verstehen, neue Wege gehen zu können.

Meinen kompletten Beitrag zu dem Thema, der ausführlicher ist als der Artikel in der BILD-Zeitung, auf den Sie sich vermutlich beziehen, können Sie unter folgendem Link lesen: http://petertauber.wordpress.com/page/3/

Gerne stehe ich Ihnen auch zukünftig zur Verfügung und würde mich freuen, wenn Sie auch in Zukunft Ihre Ideen in die Diskussion mit einbringen.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Peter Tauber