Peter Alberts
Bündnis 90/Die Grünen
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Frage von Anke B. •

Frage an Peter Alberts von Anke B. bezüglich Gesundheit

Sehr geehrter Herr Alberts,

Sie schreiben, dass Sie gerne „gute Demeter-Produkte“ kaufen.

Nach Ihrer Antwort bin ich mir nicht mehr sicher, ob Sie „gut“ hier als Gegensatz von „schlecht“ oder als Pendant von „böse“ begreifen.

Sie erklären, dass es kritikwürdige „Punkte“ in Rudolf Steiners Werk gäbe, aber auch eine „ganze Reihe von positiven Einrichtungen und Initiativen“.

Können Sie mir sagen, welche „Punkte“ ihnen missfallen und welche „Einrichtungen und Initiativen“ ihnen namentlich sehr gefallen?

Mit freundlichen Grüßen,

Anke Becker

Antwort von
Bündnis 90/Die Grünen

Sehr geehrte Frau Becker,

ich bewerbe mich um ein Mandat im Europäischen Parlament und nicht für einen Lehrstuhl für kritische Anthroposophieexegese. Ich denke, dass Europa dringendere Aufgaben zu erledigen hat, als sich mit esoterischen Lehren auseinanderzusetzen. Aber natürlich will ich Ihren Fragen nicht ausweichen.

"Gut" im Hinblick auf die Demeter-Produkte meinte ich als Gegensatz zu "schlecht", nicht zu "böse". Produkte "böse" zu finden, wäre ein Sprachgebrauch, der mir zu moralisierend und vereinfachend ist. Mit guten Demeter-Produkten meinte ich zum Beispiel frische, regional hergestellte Bio-Lebensmittel von Münsteraner Öko-Wochenmarkt freitags auf dem Domplatz. Aber auch einige der Drogerie-Produkte aus der anthroposophisch geführten dm-Kette weiß ich durchaus zu schätzen. Welche Körperpflegemittel ich benutze, werde ich hier übrigens nicht in der Öffentlichkeit ausbreiten, gestatten Sie auch mir einen Rest von Privatsphäre.

Kritikwürdige Punkte im Werk von Rudolf Steiner sind zum Beispiel die wiederholt auftauchenden, nach heutigem Verständnis nicht anders als rassistsich zu bezeichnenden Auslassungen über die Verschiedenartigkeit der Menschen aufgrund Herkunft und äußerer, körperlicher Merkmale. Und bevor Sie eventuell noch einmal nachfragen: Nein, ich werde jetzt nicht das komplette Oeuvre Steiners auf Rassismus durchforsten, dazu fehlt mir sowohl die Lust, die Zeit als auch vor allem der Glauben, dass das notwendig sei. Ich habe Wichtigeres zu tun. Denn das muss ich dann an dieser Stelle auch deutlich sagen: Dass es in Steiners Werk rassistische Passagen gibt, macht selbstverständlich nicht alle AnthroposophInnen zu RassistInnen.

Durch mein Studium der Slawistik habe ich überdurchschnittlich viele AbsolventInnen von Waldorf-Schulen kennengelernt (weil dort überdurchschnittlich häufig Russisch gelehrt wird). Ich kann mich an keineN einzigeN dieser KommilitonInnen erinnern, die oder der ernsthaft unter ihrer Waldorf-Schulgeschichte gelitten hätten oder sich substantiell benachteiligt gefühlt hätten. Das sind alle ausnahmslos sehr angenehme ZeitgenossInnen. Sollte ich selber einmal Kinder haben, werde ich sie nicht auf eine Waldorf-Schule schicken, weil ich zum Beispiel nicht glaube, dass ihnen etwas fehlen würde, wenn sie sich nicht mit Eurhythmie beschäftigen. Aber ich würde jederzeit die Waldorf-Schulen vor einer pauschalen und einseitigen Kritik in Schutz nehmen. Da gibt es genau so gute und schlechte Schulen, wie im staatlichen Schulsystem. Letztlich liegt es immer am persönlichen Engagement und den Fähigkeiten der LehrerInnen.

Im Übrigen habe ich mir noch einmal den Diskussionsfaden in dem in Ihrer ersten Frage an mich verlinkten Forum angesehen. Ich muss sagen, dass ich befremdet bin, mit welchem geradezu inquisitorischen Eifer dort auf AnhängerInnen der Anthroposophie eingeprügelt wird. Die Inquisition war eine der ärgsten Feindinnen der Aufklärung, wenn nun Menschen, die sich explizit auf die Aufklärung und auf ein rationales, wissenschaftliches Weltbild berufen, einen derart hasserfüllten Eifer in der Kritik an einer in meinen Augen harmlosen esoterischen Lehre an den Tag legen, dann stimmt da etwas nicht. Nach meinem Verständnis der Aufklärung gehört zu den elementaren Menschenrechten auch die Bekenntnisfreiheit, und die beinhaltet ausdrücklich, dass alle Menschen selbstverständlich das Recht haben und haben müssen, an Dinge zu glauben, die andere Menschen, die Naturwissenschaft oder andere Bekenntnisse und Weltanschauungen für Aberglauben oder Spinnerei halten. Diese für mich selbstverständliche Toleranz vermisse ich in vielen der Statements dort.

Mit freundlichen Grüßen

Peter Alberts