Frage an Martina Rade von Andreas S. bezüglich Kultur
Sehr geehrte Frau Rade,
abermals danke fuer Ihre Antwort. Ist ja nicht selbstverstaendlich.
Ich entnehme Ihrer Antwort, dass also die Finanzierung des Musikantenstadls und der Gehaelter ueberbezahlter Fussballmillionaere, fuer Sie den selben Stellenwert hat, wie die Finanzierung von z.B. Strassen, Kitas usw?
Hmh...
Journalistische Unabhaengigkeit? Naja, eher Hofberichterstattung, man schaue wie die Rundfunkraetebesetzt sind. (Parteienproporz).
Gibt es nicht viel wichtigere Dinge, z.B. Schule, wo der Staat fuer informelle Grundversorgung mehr tun muesste?
Ich frage deshalb mal vorsichtig, ob das Ihre Meinung war, oder die Ihrer Partei?
mit freundlichen Gruessen
Schroeder
Sehr geehrter Herr Schroeder,
da geht jetzt doch einiges durcheinander - was wohl meiner Antwort auf Ihre zweite Frage geschuldet ist. Der Vergleich mit der Finanzierung von Schulen und Kitas mit der Gebührenfinanzierung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks hinkt. Schulen und Kitas stehen in keinerlei finanzieller Konkurrenz zum öffentlich-rechtlichen Rundfunk. Verzichten wir auf ARD und ZDF, geht es keiner Kita oder Schule besser - und umgekehrt. Denn die öffentlich-rechtlichen Sender sind ja gerade nicht aus Steuergeldern finanziert. Es geht mir darum, dass es ein gesamtgesellschaftliches Interesse an Schulen und Kitas gibt und eben auch eines an einem öffentlich-rechtlichen Rundfunk.
Sicher muss mehr für die informationelle Grundversorgung getan werden (ich nehme an, die meinen Sie, wenn Sie von "informeller Grundversorgung" schreiben) an den Schulen und auch im öffentlich-rechtlichen Rundfunk. Ihre Kritik am Parteienproporz teile ich. Dort, wo Vertreter von Bündnis 90/Die Grünen im Rundfunkrat sitzen, kämpfen wir dagegen (im rbb gibt es zurzeit keinen "grünen" Rundfunkrat).
Die Frage der Übertragungsrechte für Fußballspiele ist schwieriger, da es ein großes Publikum dafür gibt. Zieht sich der öffentlich-rechtliche Rundfunk aus diesen massenattraktiven Programmen vollständig zurück, dann wird die Frage, warum alle für den übrig bleibenden kulturellen Nischenrundfunk Gebühren zahlen sollen, noch drängender. Umgekehrt stellt sich die Frage, ob die Preise für die Fußballrechte nicht so hoch sind, dass sie nicht mehr aus Gebühren finanziert werden dürfen. Ähnliches gilt für den Musikantenstadl. Er mag Ihnen nicht gefallen, aber es gibt viele Menschen, die dieses Programm mögen.
Nun darf die Quote nicht der alleine Maßstab sein. Ich teile die Einschätzung, dass im gebührenfinanzierten Rundfunk zu viel nach der Quote geschaut wird und weniger nach Qualität. ARD und ZDF befinden sich im ständigen Spagat zwischen Massenprogrammen und kulturell anspruchsvollen Sendungen. Beide müssen ihren Platz haben - im Idealfall fällt beides zusammen. Dafür zu sorgen, dass hier ein ausgewogenes Verhältnis entsteht, ist auch Aufgabe der Rundfunkräte.
Zum Schluss noch ein Tipp: Vergleichen Sie doch mal die Hauptnachrichtensendungen von ARD und ZDF mit denen von RTL und Sat 1 und Sie haben bei aller Kritik an den öffentlich-rechtlichen Sendern ein Argument für den Erhalt dieser Sender.
Mit freundlichen Grüßen
Martina Rade