Portrait von Martina Gregersen
Martina Gregersen
Bündnis 90/Die Grünen
Zum Profil
Frage stellen
Die Frage-Funktion ist deaktiviert, weil Martina Gregersen zur Zeit keine aktive Kandidatur hat.
Frage von Hans M. •

Frage an Martina Gregersen von Hans M. bezüglich Soziale Sicherung

Sehr geehrte Frau Gregersen,

Meine Frage bezieht sich auf die Dimensionen der sozialen Ungleichheit.

Ich bin ein Schüler des Gymnasium Lohbrügge und möchte gern wissen wie Sie und Ihre Patei über die Ungleichheit bezüglich der sozialen Herkunft und der darauffolgenden Chancen in der Arbeitswelt denken und ob und was Ihre Partei dagegen tun will und kann.

MfG,
Hans Müller

Portrait von Martina Gregersen
Antwort von
Bündnis 90/Die Grünen

Lieber Hans Müller,

die Pisastudie hat uns wieder einmal gezeigt, dass leider immer noch die soziale Herkunft eine große Rolle dabei spielt, in der Schule einen guten Abschluss oder gar das Abitur zu schaffen. Eng damit verbunden ist dann auch die Möglichkeit, einen guten Ausbildungsplatz zu erhalten oder studieren zu können und somit später gute Chancen auf dem Arbeitsmarkt zu haben.

Da das so nicht weiter gehen kann, wurden und werden in der GAL- Fraktion in Hamburg Konzepte erarbeitet, um dieser Tendenz ganz entschieden entgegen zu wirken.

Im Hinblick auf die schulische Entwicklung haben wir das Konzept "9 macht klug"
entwickelt. Ich versuche Ihnen eine Kurzzusammenfassung zusammen zu schreiben. Ausführlich erhalten Sie unsere Vorschläge unter: ( http://www.hamburg-kreativestadt.de/ ) oder bestellen die Druckversion bei Armin.Oertel@gal-fraktion.de , Referent für Bildungspolitik.

Bei dem Konzept "9 macht klug" halten wir eine Aufteilung der Schüler/innen nach dem 4. Schuljahr in die verschiedenen Schulformen für verfehlt, da oftmals eine ausgewogene Beurteilung zu so einem frühen Zeitpunkt nicht möglich ist. Es sollte allen Kindern mehr gemeinsame Zeit zur gemeinsamen Entwicklung zur Verfügung stehen.

Wir wünschen uns eine Schulform, in der alle Schülerinnen und Schüler von der 1. bis zur 9. Klasse zusammen unterrichtet werden. Aus unserer Sicht birgt das mehrere Vorteile. Auch die skandinavischen Vorbilder zeigen, dass der Unterricht qualitativ hoch bleibt auch wenn nicht nur die Elite in einer Klasse versammelt ist. Schlummernde Talente werden nicht frühzeitig aussortiert, verschiedene Begabungen ergänzen einander (z.B. Rechengenies und handwerklich Begabte). Wir erhöhen so die Chancen jedes Einzelnen und vermeiden, dass die Kinder sich nicht schon mit zehn Jahren ungleichwertig und aussortiert fühlen.

Ganztagesschulen mit Mittagstisch, Hausaufgabenbetreuung, Sport und Freizeitangeboten sind weitere unserer Forderungen.

Da es aber schon auf den Anfang ankommt, müssen wir noch viel früher ansetzen. Erst einmal soll jedes Kind einen Rechtsanspruch auf einen Kindergartenplatz haben, egal ob die Eltern arbeiten oder arbeitslos sind. Die Kinder dürfen nicht dadurch auch noch zusätzlich bestraft werden, wenn ein Elternteil seinen Job verliert, denn das belastet die Familie und somit auch die Kinder ohnehin schon.

Klar mag der eine nun meinen, könnte sich jetzt das arbeitslose Elternteil doch um den Nachwuchs kümmern. Aber Kinder lernen im der Gemeinschaft am besten, auch was Sozialverhalten ist. Außerdem können die meisten Familien aus den unterschiedlichsten Gründen das umfassende Angebot, das eine gute Kita den Kindern bieten soll, zuhause nicht leisten. Desweiteren kann man die Kinder nicht einfach aus einer Gruppe entfernen, weil es Geld spart und wenn dann das Elternteil wieder einer Arbeit oder einer Fortbildung nachgeht, wieder in eine andere Kitagruppe für diesen Zeitraum stecken. In einer solchen Gemeinschaft sollte das Kind also verbleiben, auch wenn die Eltern arbeitslos werden oder die Eltern die Gebühr für den Mittagstisch nicht zahlen könne!

Die Quoten der Schulabgänge ohne Schulabschluss sind nicht hin zu nehmen, und auch gerade im Migrationsbereich erschreckend. Jeder fünfte männliche Jugendliche mit Migrationshintergrund verlässt die Schule ohne Abschluss. Das kann so nicht weiter gehen.

Wir brauchen mehr Sprachförderung und mehr Migrantinnen und Migranten in den Kitas und den Bildungsberufen, die auch bei der Integration behilflich sind. Denn Mehrsprachigkeit und das Wissen über unterschiedlichen Kulturen sind riesige Vorteile, die viel zu wenig genutzt werden. Dabei könnten diese Erzieher oder Grundschullehrer die Integrationsvorbilder für Kinder, Schüler/innen und Eltern sein. Sie könnten vorleben was es heißt, die eigenen besonderen Talente zu nutzen und damit erfolgreich zu sein. Momentan beträgt der Anteil von Migranteninnen und Migranten im Lehrerberuf nur ein Prozent. Wünschenswert wären mittelfristig ein dem Proporz entsprechender Anteil.

Gleiche Chancen für alle, das sollte unser oberstes Ziel sein. Denn jeder Mensch hat das Recht auf Bildung. Jeder hat Potentiale, die gefördert und -fordert werden müssen, egal aus welcher Schicht oder welchem Teil der Erde er stammt.

Dieses sind die Ansätze der GAL- Fraktion aus Hamburg. Bezüglich Chancen auf dem Arbeitsmarkt wenden Sie sich bitte an meine Kollegin Gudrun.Koencke@gal-fraktion.de

Ich hoffe, dass ich Ihnen Ihre Frage zufriedenstellend beantwortet habe, werde aber noch das passende Papier der Arbeitsgruppe der Bundestagsfraktion zu Ihrer Frage, was tut die Partei, anhängen.

Kommen Sie doch gern mal im Rathaus vorbei und besuchen Sie eine der Sitzungen. Meine Adresse für eine vorherige Kontaktaufnahme haben Sie ja bereits.

Lieben Gruß
Ihre Martina Gregersen