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Manfred Lucha
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Frage von Peter R. •

Frage an Manfred Lucha von Peter R. bezüglich Soziale Sicherung

Der Fachärtzemangel in den ländlichen Regionen wird immer dramatischer. Monatelange Wartezeiten auf einen Termin bei Augenärtzten, Orthopäden, Psychotherapeuten, Neurologen etc. Angesichts der gewaltigen finanziellen Mittel, die in Gesundheitssystem fließen, scheint das gesamte System ineffektiv zu sein. Man kann es einem niedergelassenen Arzt auch nicht verübeln, wenn er für 14 € pro Patient und Quartal keine besondere Motivation aufbringt. Wo sehen Sie Lösungsansätze?

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Sehr geehrter Herr R.,

Sie beziehen sich wahrscheinlich auf den Artikel in der Schwäbischen Zeitung vom 3.3., der von einer Unterversorgung im Bereich Hautarztversorgung im Landkreis Sigmaringen berichtet. Die vertragsärztliche Versorgung der Menschen in Baden-Württemberg ist bis heute in den meisten Regionen noch gut. Die Entwicklung im Land Baden-Württemberg zeigt nach Auskunft der Kassenärztlichen Vereinigung Baden-Württemberg einen der durchschnittlichen Bundesentwicklung vergleichbaren Verlauf. Die Hausarztzahlen sind rückläufig, die „klassischen“ Facharztzahlen einschließlich der Psychotherapeutinnen und –therapeuten steigen weiter moderat an und die spezialisierten Fachärztinnen und Fach - ärzte nehmen überdurchschnittlich zu.

Es ist kein generelles Gefälle zwischen Ballungsgebieten und ländlichen Regionen erkennbar, auch wenn es in einzelnen Fällen schwieriger wird, Nachfolger für Ärztinnen und Ärzte in besonders ländlichen oder strukturell benachteiligten Gebieten zu finden. Festzustellen ist aber, dass in Städten mit einer medizinischen Fakultät eine höhere Niederlassungsquote gegeben ist. Dies hängt maßgeblich mit der persönlichen Lebensplanung junger Ärztinnen und Ärzte zusammen und ist nur schwer beeinflussbar.

Grundsätzlich gilt in der ärztlichen Versorgung , dass die Kassen(zahn-)ärztlichen Vereinigungen verpflichtet sind, die ärztliche Versorgung der Versicherten sicherzustellen. Hierfür müssen sie ein qualitativ angemessenes, örtliches und jederzeit bedarfsdeckendes und wirtschaftliches Versorgungsangebot einschließlich eines Notdienstes bereithalten. Die Kassenärztliche Vereinigung Baden-Württemberg bietet verschiedenste Förderprogramme an, um junge Ärzte in die Niederlassung zu bringen und in der Startphase mit vielfältigen Hilfsangeboten aktiv zu begleiten. Es zeigt sich, dass überall dort, wo alle Beteiligten – Ärzteschaft vor Ort, KV und Kommune an einem Strang ziehen, am ehesten Lösungen gefunden werden.

Ein Lösungsansatz, der zielgenau das von Ihnen geschilderte Problem angeht, dass ein Patient dringend oder zumindest zeitnah einen Facharzttermin benötigt, es sich allerdings nicht um einen Notfall handelt, ist die neu eingerichtete Terminservicestelle der Kassenärztlichen Vereinigung Baden-Württemberg, die ja ebenfalls in dem Artikel erwähnt wird. Jeder gesetzlich krankenversicherte Patient, der von seinem Hausarzt einen Überweisungsschein bekommen hat, auf dem die Dringlichkeit des Termins vermerkt ist, kann sich an die Servicestelle wenden. Die Servicestelle vermittelt dann einen Termin, wenn das dem Patienten selbst nicht möglich ist.

Mit freundlichen Grüßen
Manne Lucha

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