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Kornelia Möller
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Frage von Jürgen P. •

Frage an Kornelia Möller von Jürgen P. bezüglich Finanzen

Sehr geehrte Frau Möller,

für die "Rettung" der Hypo Real Estate wurden einfach so schnell mal rd. 35 Milliarden, davon vom Bund allein 26,6 Mrd versprochen (sehr wahrscheinlich eine Ausfallbürgschaft - mit Aussicht auf sichere Inanspruchnahme).

Fragen:
- was hat den Bund die vorgezogene (halbherzige) Rentenerhöhung gekostet?
- was ist die Summe der Finanzspritzen zu IKB, SachsenLB, BayernLB und KfW?
- warum laufen die verursachenden Manager noch frei herum?
- warum wird nicht sofort das gesamte Privatvermögen dieser Manager konfisziert?
- wo bleibt die Staatsanwaltschaft, zu ermitteln wegen Wirtschaftsbetrug?
- wo bleiben die Konsequenzen bei der BaFin - "schlafende Hüter werden nicht gebraucht!"
- warum müssen Teile der Deutschen Bahn "auf Teufel komm raus" verscherbelt werden, wenn der Bund dann wieder einzuspringen hat, wenn Manager das Unternehmen "ausgelutscht" haben?
- schafft der Bund mit dem Gesundheitsfond nicht schon wieder eine riesengroße Betrugs- und Korruptionsplattform?
- was ist Ihnen wichtiger - die Parteilinientreue oder Ihr Gewissen?

In Gewissensentscheidungen hört das Gesetz der Mehrheit auf!

Wichtiger als die Beantwortung meiner Fragen ist, daß Sie im Bundestag Ihren kritischen Menschenverstand nutzen und sich dafür einsetzen, das Wohl des Volkes - und damit auch das Gemeingut zu schützen - mutig und vehement aktiv.

Mit freundlichen Grüßen

Jürgen Philipp
Hohenstaufenstr. 9 in 87600 Kaufbeuren
Tel.: 08341-13408
e-mail: j-philipp@gmx.de

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Antwort von
DIE LINKE

Sehr geehrter Herr Philipp,

vielen Dank für Ihre Fragen. Die momentane Krise auf dem Finanzmarkt, deren Ende bei weitem noch nicht abzusehen ist, hat unmittelbare Auswirkungen auf die Länder. Die erwähnte Ausfallbürgschaft des Bundes wird vermutlich noch nicht die letzte Anstrengung sein, die der Staat machen muss, um das Finanzsystem zu retten. Wir von der LINKEN haben immer davor gewarnt, der Wirtschaft erst völlig freie Hand zu lassen, bei auftretenden Problemen aber sofort nach der Staatsfeuerwehr zu rufen, die es nun richten soll.
Zu ihren Fragen im Einzelnen:
- Die Kosten der Rentenerhöhung für den Staat können Sie aus folgendem Zitat der Bundesregierung entnehmen: "Aufgrund der Rentenanpassung zum 1. Juli 2008 um 1,1 Prozent ergeben sich in der gesetzlichen Rentenversicherung, der Alterssicherung der Landwirte und der Unfallversicherung Mehraufwendungen von insgesamt rd. 1 336 Mio. Euro im Jahr 2008. [...] In den Jahren 2009 bis 2011 ergeben sich ausschließlich aus der Rentenanpassung zum 1. Juli 2008 pro Jahr Mehraufwendungen von insgesamt rd. 2 672 Mio. Euro. [...] Von den genannten Mehraufwendungen werden im Jahr 2008 rd. 72 Mio. Euro und in den Jahren 2009 bis 2011 jährlich rd. 143 Mio. Euro vom Bund getragen. Von den neuen Ländern werden für die Mehraufwendungen der überführten Ansprüche aus Zusatz- und Sonderversorgungssystemen im Jahr 2008 rd. 12 Mio. Euro und in den Jahren 2009 bis 2011 jährlich rd. 24 Mio. Euro erstattet." (Gesetzentwurf der Bundesregierung zur Rentenanpassung 2008; Bundestagsdrucksache 16/8744)
- Für die Rettung der IKB wurden ca. 10,7 Mrd. Euro aufgewendet. Die KfW ist eine staatseigene Bank, die zusammen mit dem Bund die Risiken und Zahlungen übernommen hat. Für die Rettung der Landesbanken in Sachsen und Bayern mussten noch einmal mehrere Milliarden aufgewendet werden. Allein die sächsische Landesregierung musste 2,75 Milliarden Euro zugeben.
- DIE LINKE spricht sich seit Jahren dafür aus, dass Manager für von ihnen verursachte Schäden in angemessenem Umfang haften müssen und dass sie zur Verantwortung gezogen werden können.
- Die Privatisierung von Staatsunternehmen lehnen wir prinzipiell ab. Öffentliche Güter wie Verkehr, Kommunikation und Wasser gehören nicht in die Hände von Großunternehmen, die daraus ihre Profite ziehen wollen. Speziell zur Bahnprivatisierung haben wir einen Antrag in den Bundestag eingebracht, nachzulesen als Drucksache 16/9306.
- Auch zum Gesundheitsfonds hat sich die Fraktion DIE LINKE in einem Antrag ablehnend geäußert. (16/10318)
- Im Falle der Fraktion DIE LINKE fallen Parteilinie und Gewissenstreu, wie Sie das so schön nennen, also in jedem Fall zusammen. Wir setzen uns für die Menschen ein und gegen die Allmacht der Großkonzerne. Als Oppositionspartei tun wir unser Bestes, die sozial ungerechten Vorhaben der Koalition öffentlich und damit andere Ansichten deutlich zu machen. Auch weiterhin werden wir uns für die Menschen im Lande einsetzen.

Mit freundlichen Grüßen

Kornelia Möller