Portrait von Karl-Georg Wellmann
Karl-Georg Wellmann
CDU
Zum Profil
Frage stellen
Die Frage-Funktion ist deaktiviert, weil Karl-Georg Wellmann zur Zeit keine aktive Kandidatur hat.
Frage von Jürgen S. •

Frage an Karl-Georg Wellmann von Jürgen S. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen

Sehr geehrter Herr Wellmann,

ich bin besorgt. Aber vielleicht können Sie als Bundespolitiker mit einem Sitz im Auswärtigen Ausschuss helfen.

Wussten Sie, dass rund 6 Prozent der indischen Bevölkerung Christen sind und hre Zahl wächst täglich um rund 22.000 Konvertiten. Doch wer als Christ auf dem Subkontinent lebt, hat es schwer. Nicht nur hinduistische Extremisten attackieren Christen und christliche Kirchen regelmäßig. Auch der indische Staat diskriminiert die Minderheit, etwa durch sogenannte "Anti-Konversionsgesetze", die eine Geld- oder Gefängnistrafe für die Bekehrung zum Christentum androhen.

Deutschland hat tiefe Beziehungen zu Indien (Wirtschaft, Wissenschaft). Wie kann in diesem Rahmen auf eine Verbesserung der Lage der Christen in Indien hingewirkt werden? Welche Rolle werden Sie dabei spielen?

Ich danke Ihnen bereits jetzt für Ihren mutigen Einsatz.

Mit freundlichen Grüßen,

J. Saalfeld

Portrait von Karl-Georg Wellmann
Antwort von
CDU

Sehr geehrter Herr Saalfeld,

vielen Dank für Ihre Frage vom 20.12.2007. Ich stimme Ihnen zu, dass die Lage der Christen in Indien alarmierend und schockierend ist. In Indien hat die Gewalt gegen Christen nach letzten Angabe der Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) einen neuen Höhepunkt erreicht. Rund 1.000 Übergriffe gegen Christen sind im Jahr 2007 registriert worden, mehr als in jedem Jahr seit der Unabhängigkeit Indiens im Jahr 1947. Die Gewalt richtete sich dabei vor allem gegen die vielfach diskriminierten Adivasi-Ureinwohner. Die rund 57 Mio. Adivasi besitzen im indischen Kastensystem keinerlei Rechte, da sie als "unrein" gelten. Zusammen mit der Kaste der Unberührbaren gehören die Adivasi zu den ärmsten Menschen in Indien; ungefähr 10 Millionen leben in Slums. Als Nicht-Hindus werden sie trotz gegenteiliger Gesetze wie Ausgestoßene behandelt, von Staatsbediensteten und Landbesitzern systematisch benachteiligt und am Übertritt zum Christentum bzw. an der Ausübung ihres Glaubens gewaltsam gehindert.
Das Schwellenland Indien, Atommacht und Bewerber um einen ständigen Sitz im Sicherheitsrat der Vereinten Nationen, ist nun gefordert, sich als Rechtsstaat zu beweisen. Die Regierungen von Zentralstaat und Bundesstaaten müssen den Gesetzen, die die Rechte der Einzelnen schützen und Religionsfreiheit gewähren sollen, endlich auch Geltung verschaffen. Die CDU/CSU-Bundestagfraktion wird den Prozess kritisch begleiten und weiter auf die Missstände im Land aufmerksam machen. Auch Bundeskanzlerin Merkel hat anlässlich ihres jüngsten Indien-Besuchs mit Ministerpräsident Singh über die Integration der sog.Kastenlosen gesprochen. Deshalb ist es wichtig, die Sensibilität der Öffentlichkeit für dieses Thema zu stärken und die kritische Situation der Christen in Indien nicht zu verharmlosen. Zudem sollte die wirtschaftliche, finanzielle und politische Unterstützung von Entwicklungsländern insgesamt stärker von der Situation der Menschenrecht in dem jeweiligen Land abhängig gemacht werden.

Mit freundlichen Grüßen
Karl-Georg Wellmann, MdB