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Karl A. Lamers
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Frage von Hans E. •

Frage an Karl A. Lamers von Hans E. bezüglich Arbeit und Beschäftigung

Guten Tag Herr Lamers,

bevor ich die Aufstellung über die Zusammensetzung der Arbeitslosenzahlen mache,möchte ich Sie fragen ob die Arbeitslosenzahlen stimmen oder ob da nicht doch verdeckte Arbeitslose beinhaltet sind . Es gibt Fachleute die stellen im Moment ca. 5 Mio Arbeitslose fest ??

Wie kommen die auf diese Zahlen? Und sollte das richtig sein,hätte man uns schön an der Nase herum geführt.

Freundliche Grüsse, Hans Eitel

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Antwort von
CDU

Sehr geehrter Herr Eitel,

die von Ihnen gestellte Frage nach dem Wahrheitsgehalt der Arbeitslosenstatistik ist nicht einfach zu beantworten, denn eine Statistik folgt bekanntlich den Parametern, die im Vorfeld einer statistischen Erhebung von den zuständigen Personen oder Stellen festgelegt wurden. In diesem Fall ist es die Politik, die zum Beispiel dem Grunde nach vorgibt, wer als arbeitslos zu gelten hat und wer nicht. Natürlich sind solche Festlegungen immer der Kritik von Andersdenkenden ausgesetzt, wie man dies regelmäßig bei der Veröffentlichung der monatlichen Arbeitslosenstatistik immer wieder in den Medien erleben kann. Aber am Ende muss es doch Regeln geben, nach denen die Statistiker verfahren sollen.

Diese Regeln will ich Ihnen nachfolgend kurz erläutern. Als arbeitslos gilt, wer eine Arbeit sucht und sich bei der Arbeitsagentur als arbeitssuchend gemeldet hat, dem Arbeitsmarkt zur Verfügung steht und möglicherweise einer Arbeit nachgeht, die höchstens 15 Wochenstunden betragen darf. Rentner können sich nicht arbeitslos melden.

Der Kern Ihrer Frage geht dahin, wer eigentlich aus den verschiedensten Gründen aus der Arbeitslosenstatistik herausfällt. Das sind - neben Schülern und Studenten - zum Beispiel Arbeitslose, die nicht arbeiten können, weil sie krank sind oder kleine Kinder haben. Die älteren Arbeitslosen, die unter die 58er-Regelung fallen, sind vor 2007 nicht erfasst worden und seither nur unter bestimmten Bedingungen. Weiterhin sind diejenigen Personen nicht erfasst, die an "Maßnahmen zur aktiven Arbeitsmarktpolitik" teilnehmen, also Teilnehmer an Bildungs-, Förderungs- und Beschäftigungsmaßnahmen, die die Chancen der Arbeitslosen im Arbeitsmarkt verbessern sollen. Dazu gehören auch Personen, die einen Existenzgründungszuschuss oder Vermittlungsgutscheine erhalten haben. Alle sogenannten "1-Euro-Jobber" - das sind ungefähr 300.000 Personen - werden ebenfalls nicht in dieser Statistik berücksichtigt.

Neben dem Faktum, wer in dieser Statistik nicht vorkommt, ist vielleicht auch noch interessant zu wissen, dass im Zuge der sogenannten "Hartz-IV"-Reform, die 2005 in Kraft trat, die arbeitsfähigen Sozialhilfeempfänger nun in der Arbeitslosenstatistik ausgewiesen sind. Immerhin sind das damals ca. 380.000 Personen gewesen, die diesem Personenkreis zuzurechnen waren, was die Arbeitslosenstatistik natürlich hochschnellen ließ.

Eine weitere Festlegung, die vielen Menschen nicht verständlich ist, ist die Berechnung von Durchschnittswerten. Zum Beispiel sind alle Prozentzahlen "saisonbereinigt", das heißt, die jahreszeitlich bedingten Spitzen (etwa der Bausektor im Winter) werden statistisch sozusagen auf das ganze Jahr umverteilt. Das gilt auch für die Ferienzeiten in den Ländern, in denen erfahrungsgemäß die Arbeitslosigkeit ansteigt.

Natürlich könnte man nun die Frage stellen, was denn aus dieser Arbeitslosenstatistik nun definitiv herauszulesen ist und was nicht. Die Statistik-Wissenschaftler beantworten diese Frage so, dass der entscheidende Effekt darin liegt, konkrete Entwicklungen und absehbare Trends erkennen zu können. Natürlich verspricht sich die Politik auch von dieser Statistik, sehen zu können, ob es am Arbeitsmarkt aufwärts oder abwärts geht oder wie bestimmte gesetzgeberische Maßnahmen in Bezug auf den Arbeitsmarkt greifen oder nicht greifen. Es war ja zweifellos eine wichtige Meldung in diesen Tagen, dass es erstmals seit vielen Jahren weniger als 3 Millionen Arbeitslose gab.

Ich hoffe, Ihnen mit meiner Antwort weitergeholfen zu haben.

Mit freundlichen Grüßen
Dr. Karl A. Lamers MdB