Jonas Christopher Höpken
DIE LINKE
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Frage von Michael B. •

Frage an Jonas Christopher Höpken von Michael B. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen

Sehr geehrter Herr Höpken,

da sie ja Katholischer Theologe sind, würde es mich interessieren wie sie zur Lesben-und Schwulenpolitik stehen.

Lieben Gruß
M.Bartlewski

Antwort von
DIE LINKE

Sehr geehrter Herr Bartlewsk,

vielen Dank für Ihre Frage!

ich bin für die völlige Gleichstellung schwuler und lesbischer Lebensgemeinschaften mit heterosexuellen Lebensgemeinschaften. Die Diskriminierung von Schwulen und Lesben in welcher Form auch immer verurteile ich scharf und lehne ich uneingeschränkt ab. Konkret hat dies z.B. zur Konsequenz, dass die Schaffung der Rechtsform der "Lebenspartnerschaft" durch die Regierung Schröder nur ein erster Schritt sein kann. Ich bin für die rechtliche Gleichstellung solcher Lebensgemeinschaften mit der Ehe.

Da Sie mich in diesem Zusammenhang als katholischen Theologen angesprochen haben, möchte ich dies auch ganz kurz theologisch-sozialethisch begründen. Dabei möchte ich aus einem kleinen Buch zitieren, das ich vor sechs Jahren geschrieben habe ("Gerechtigkeit in der neuen Arbeitsgesellschaft. Impulse christlicher Sozialethik für einen modernen Politikentwurf. Münster 2001.") Hier führe ich auf Seite 28 aus: "Aus dem Personprinzip ergibt sich das Gebot der Gleichberechtigung aller Bevölkerungsgruppen und das Verbot von Diskriminierungen. Daher ist das gesellschaftspolitische Ziel der Gleichberechtigung der Frau und der Abbau der Diskriminierung von Ausländern und gesellschaftlichen Minderheiten wie z.B. Homosexuellen sozialethisch geboten. Im Sinne der dargelegten sozialethischen Leitprinzipien ergibt sich hieraus die gesellschaftliche Verpflichtung, strukturell und kulturell bedingten Diskriminierungen, die nicht durch den guten Willen der Bürger allein abgebaut werden können, gesetzlich entgegenzutreten." Mit anderen Worten: Schwule und Lesben sind, theologisch gesprochen, genau so von Gott geschaffen und geliebt wie Heterosexuelle. Ihre Diskriminierung ist daher ein Verstoß gegen das zentrale biblische Gebot der Gottes- und Nächstenliebe. Die katholische und die evangelische Kirche müssen ihre Positionen in diesem Punkt daher dringend korrigieren.

Dies hat übrigens nichts damit zu tun, den im Grundgesetz festgelegten besonderen Schutz von Ehe von Familie in Frage zu stellen. Die klassische Ehe zwischen Mann und Frau richtet sich ja an eine andere Zielgruppe als die Lebenspartnerschaft, nämlich die der Heterosexuellen. Und Familie ist auch in homosexuellen Lebensgemeinschaften vorhanden. Daher ist auch das katholische Verständnis der Ehe als Sakrament nicht tangiert. Die Auffassung, zum Schutz der Hetero-Ehe sei es erforderlich, Schwule und Lesben zu diskriminieren, ist unbegründet und grotesk.

Ich hoffe, Ihre Frage damit beantwortet zu haben und verbleibe mit
freundlichen Grüßen!

Jonas Christopher Höpken