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Frage von Marie-Luise M. •

Frage an John Nguyen von Marie-Luise M. bezüglich Bildung und Erziehung

Sehr geehrter Herr Nguyen,

als Student an der Hochschule für Angewandte Wissenschaften werden auch Sie später meine Rente finanzieren, während ich sicherlich mit meinen Steuerzahlungen einen Teil Ihrer Ausbildung mitbezahlt habe. Wie sehen Sie die Zukunft des Generationenvertrages?

MfG., M.-L. Müller

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Antwort von
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Sehr geehrte Frau Müller,

vielen Dank für ihre Frage.

Die demographische Entwicklung hat das jetzige System der Alterssicherung im Umlageverfahren zu einem System der Ungerechtigkeit gemacht, die gleichermaßen Jung wie Alt trifft. Immer höhere finanzielle Lasten werden den Erwerbstätigen und nachkommenden Generationen auferlegt, da laufend mehr Rentenempfänger laufend weniger Einzahler gegenüber stehen. Langfristig ist das umlagefinanzierte Rentensystem daher nicht finanzierbar. Schon jetzt sind die Auswirkungen deutlich: Heutige Erwerbstätige haben aufgrund hoher Abgaben immer weniger Netto, während Rentnerinnen und Rentner Nullrunden und nur kosmetische Rentenerhöhungen ertragen müssen, die aufgrund der Inflation tatsächlich jedoch verschleierte Minusrunden sind.

Zukünftig werden auch andere Politikfelder immer mehr betroffen sein: Die Budgetanteile am öffentlichen Haushalt für die gesetzliche Rente werden immer größer, so dass an deren Ecken gespart werden muss - etwa im Bildungssystem. Der Haushaltsanteil für Bildung und Forschung liegt gerade mal bei knapp vier Prozent. Der Anteil für die gesetzliche Rentenversicherung dagegen ist bei über 30 Prozent, also knapp jedem dritten Euro!

Gerade in unserer Gesellschaft mit immer mehr Seniorinnen und Senioren und immer weniger jungen Beitragszahlern muss daher das System möglichst schnell reformiert werden, um die finanziellen Lasten gerecht zwischen den Generationen zu verteilen. Das Rentensystem und damit der gesamte Generationenvertrag stehen bereits jetzt aufgrund der chronischen Unterfinanzierung trotz überproportionaler Beiträge von Erwerbstätigen vor dem Kollaps – ein Systemwechsel weg vom reinen Umlageverfahren ist daher dringendst erforderlich, um die Generationengerechtigkeit gemeinsam und sozialverträglich zu erreichen. Es bleibt auch nicht viel Zeit, um tätig zu werden, denn jeder ungenutzter Tag verschlimmert lediglich die Folgen der demographischen Entwicklung und verschiebt die Lasten auf nachfolgende Generationen.

Im Vergleich zur gesetzlichen Rentenversicherung durch das Umlageverfahren arbeiten die anderen beiden Säulen des Drei-Säulen-Modells, also die betriebliche und die private Altersvorsorge, nach dem Prinzip des Kapitaldeckungsverfahrens. Dabei sorgt jeder Bürger selber für seine Altersvorsorge, in dem er während seines Berufslebens sein eigenes Kapital anspart, dieses in sichere, zuverlässige Geldanlagen oder ähnliche Mittel investiert wird und der Bürger schließlich im Rentenalter sein eingezahltes Kapital nebst den Zinserträgen ausgezahlt bekommt. Insbesondere der Zinseszins-Effekt führt so oft zu hohen Auszahlungsbeiträgen. Die kapitalgedeckte Vorsorge hat des Weiteren den Vorteil, dass sie viel weniger von der Demographie beeinflusst wird. Doch auch das Kapitaldeckungsverfahren ist nicht risikofrei, da sie von der weltwirtschaftlichen Konjunktur und den Kapitalmärkten abhängig ist.

Die FDP steht daher für eine Mischform der beiden Bausteine. Die gesetzliche Rentenversicherung nach dem Umlageverfahren soll zur Grundsicherung im Alter dienen und so vor einer Altersarmut schützen. Die Sicherung des Lebensstandards im Alter muss jedoch in einer Pflicht zur der kapitalgedeckten Vorsorge erfolgen. Dadurch werden die spezifischen Risiken beider Verfahren minimiert und die Vorteile ergänzt.

Mit freundlichen Grüßen,
John Nguyen