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Frage von Christian T. •

Frage an Jörg Behlen von Christian T. bezüglich Umwelt

Sehr geehrter Herr Behlen,

wie stehen Sie als Landwirt zu dem Vorhaben der Uni Gießen im Ebsdorfergrund Genmais anzubauen (zunächst nur zu Testzwecken)?

MFG
Christian Trier

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Antwort von
FDP

Sehr geehrter Herr Trier,

vielen Dank für Ihre Frage zu einem wichtigen Umweltthema in unserem Landkreis.

Ich kann mich noch gut erinnern, als Josef Fischer als hessischer Umweltminister der "roten" Gentechnik in Marburg den Garaus machte, der gentechnischen Insulinherstellung. Dies kostete damals am Forschungsstandort Marburg hunderte Arbeitsplätze - heute ein anerkanntes und unumstrittenes Verfahren.

Meine Zweifel zur grünen Gentechnik begründen sich nicht mit Angst vor unvorstellbaren Umweltgefährdungen. Im letzten Jahr habe ich einen freiwilligen Verzicht des Anbau von gentechnisch veränderten Pflanzen auf meinen bewirtschafteten Flächen unterzeichnet. Als Landwirt bin ich auf hochwertiges Saatgut angewiesen. Dabei ist ein Wettbewerb verschiedener Saatgutanbieter für mich als "Saatgutverbraucher" essentiell. Mein Haupteinwand ist wettbewerbsrechtlicher Natur: Ein weitgehender Schutz von Gensequenzen führt zwangsläufig zu einer monopolartigen Struktur des Saatgutangebots. Ein Monopolist hat aber vollkommen andere Möglichkeiten der Preissetzung als in einer Wettbewerbssituation. Dies führt zu einem deutlich höheren Preis für Landwirte, zum Schaden der Volkswirtschaft. Ernährung ist ein wesentlicher Eckpfeiler jedes Menschen. Die Sicherstellung der Unabhängigkeit von Einzelinteressen ist im Bereich der Nahrungsmittel besonders geboten.

Ich wende mich gegen die Patentierung von Gensequenzen auf Pflanzen und Tiere entschieden. Gegen den Forschungsanbau bin ich nicht. Die Gentechnik muss und sollte erforscht werden. Dies entspricht unserem Grundsatz der Freiheit der Forschung. Außerdem kann eine öffentlich geförderte Forschung unabhängig von Einzelinteressen wirkliche Gefahren und Möglichkeiten ergründen. Zu den Zeiten der katholischen Inquisition möchte ich nicht zurück. Damals wurde die Erkenntnisse von Leonardo da Vinci als Ketzerei verboten. Für eine Gesellschaft der Denkverbote gibt es für mich als Liberalen keine Zustimmung.

Mit freundlichen Grüßen

Jörg Behlen