Frage an Horst Meierhofer von Matthias L. bezüglich Umwelt
Sehr geehrter Herr Meierhofer,
ich habe eine Frage bezüglich der künftigen Energieversorgung in Deutschland.
Die FDP fordert eine Verlängerung der Laufzeiten für Atomkraftwerke. Da stellt sich mir die Frage, warum? Weltweit gibt es kein Endlager für den dabei entstehenden Atommüll, wie soll dieser also gelagert werden?
Weiterhin ist das Betreiben der Atomkraftwerke nur deswegen so billig, weil die AKWs bereits abgeschrieben sind. Will die FDP also auch neue AKWs bauen, um die Stromversorgung in der Zukunft zu sichern? Denn dann würde der Kostenfaktor ja theoretisch keine positive sondern eher eine negative Rolle spielen…
Auch die Umweltfreundlichkeit ist stark in Frage zu stellen. Eine mit einem AKW erzeugte Kilowattstunde produziert ca. 60 Gramm CO2. Das ist zwar deutlich weniger als ein Kohlekraftwerk, aber in Bezug auf Erneuerbare Energien ist das trotzdem noch ein hoher Wert. Wird sich die FDP also für einen weiteren Ausbau der Erneuerbaren Energien einsetzen oder soll die gesamte Versorgung auf Atomkraft umgestellt werden? Denn um die bis 2050 gesteckten Ziel zu erreichen müssten bis 2050 1300 neue Kraftwerke gebaut werden, um den CO2-Ausstoß entsprechend zu verringern.
Falls der Sektor der Erneuerbaren Energien nicht ausgebaut werden soll, stellt sich mir die Frage: warum? Es bestehen Konzepte der Versorgung wenn kein Wind bläst bzw. die Sonne nicht scheint (Akkumulatoren, Pumpspeicher, Brennstoffzellen, Solarteiche). Ein weiterer Vorteil dieser Versorgung ist die Dezentralität, durch geschicktes Verknüpfen der "Einzel"-Netze und durch Verwaltung durch intelligente Systeme, ist die Abhängigkeit von Großanbietern beschränkt. Die Stadtwerke haben also eigene Kleinkraftwerke, es herrscht ein größerer Wettbewerb.
Mit freundlichen Grüßen
Sehr geehrter Herr Lüth,
vielen Dank für Ihre Frage vom 19.2.2010.
Gerne versuche ich im Folgenden auf die von Ihnen aufgeworfenen Punkte einzugehen. Im Rahmen unsere Beratungen über die Energieversorgung in Deutschland haben wir folgende Klimaziele beschlossen: Die Reduzierung der Treibhausgasemissionen um 40 % bis 2020 gegenüber 1990 und die Reduzierung der Treibhausemissionen um 80 bis 95 % bis 2050.
Eine Reduzierung der CO2-Emission kann nur mit einem Ausbau der erneuerbaren Energien einhergehen. Deshalb stehen wir ganz klar zu der Koalitionsvereinbarung, die Energieversorgung auf erneuerbare Energien umzustellen. Allerdings ist dies nicht von jetzt auf gleich zu bewerkstelligen und solange steht die FDP zur Kernkraft als Brückentechnologie. Denn diese Technologie versetzt uns in die Lage die gesteckten Klimaziele mit erträglichen Energiekosten zu verbinden. Eine Verlängerung der Laufzeiten kommt für uns in Betracht – allerdings nur unter der Voraussetzung, dass die Umstellung auf erneuerbare Energien das übergeordnete Ziel bleibt und dass alle Sicherheitsstandards eingehalten werden. Gleichwohl denken wir auch an die Zeit danach; ein sicheres Endlager hat oberste Priorität und ist zudem auch für andere radioaktive Abfälle, wie sie in Medizin und Forschung entstehen, notwendig. Deshalb hat sich die schwarz-gelbe Koalition auf eine ergebnisoffene weitere Erkundung des Endlagers Gorleben verständigt. Mit dem Schacht Konrad steht bereits ein genehmigtes Lager zur Verfügung.
Das Zusammenspiel von erneuerbaren Energien und einer Kernkraftnutzung als Brückentechnologie erlaubt uns, unsere gesteckten Ziele zu erreichen ohne die Bürger und die Umwelt über Gebühr zu belasten. Übrigens: Ich selbst habe dafür gesorgt, dass sich die FDP in ihrem Wahlprogramm für eine Beibehaltung des EEG einsetzt. Ich hoffe, dass Sie mit den Entscheidungen der FDP zufrieden sind.
Mit freundlichen Grüßen
Horst Meierhofer