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Elke Reinke
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Frage von Jutta R. •

Frage an Elke Reinke von Jutta R. bezüglich Familie

Sehr geehrte Frau Reinke,
nun hat das Bundeskabinett beschlossen, Kindern und Jugendlichen aus Hartz IV-Familien 100 € für Schulmaterialien jährlich zur Verfügung zu stellen, allerdings nur von der 1. bis zur 10. Klasse. Was ist, wenn diese Kinder das Gymnasium besuchen, in der 11. und 12. Klasse?
Ich bin alleinerziehende Mutti eines kleinen Sohnes, der ein Sorgenkind ist(behindert) und einer 18jährigen Tochter, die in diesem Jahr Abitur gemacht hat. Ich weiß aus eigener Erfahrung, was für ein finanzieller Kraftakt das war. Meine Tochter konnte zum Beispiel auch nicht die Schulbücher der Leistungskurse kaufen, wie es vom Lehrer empfohlen wurde. Eintägige Exkursionen, im Rahmen der Leistungskurse, kosteten viel Geld und nicht zuletzt das Kleid für den Abi-Ball.
Fahrkosten vom Heimatort zum Gymnasium werden ebenfalls in der 11. und 12. Klasse nicht übernommen.
Möchte man (die Regierung) diese Kinder vom Abitur und darausfolgernd vom Besuch einer Hochschule abhalten? So vererbt sich Armut.
Was kann man als betroffene Mutti machen? Mir nützt es nichts mehr, aber vielleicht anderen.
Viele Grüße
Jutta Roselt

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Antwort von
DIE LINKE

Sehr geehrte Frau Roselt,

recht herzlichen Dank für Ihre Anfrage.
Ich teile die von Ihnen geäußerte Kritik.

Diese 100 Euro für Schulmaterialien sind keinesfalls ausreichend und es ist nicht auszuschließen, dass mit diesem Betrag weitere Unterstützungsmaßnahmen für Kinder zukünftig entfallen. Schüler ab Klasse 11 erhalten, wie Sie richtig feststellen, weiterhin gar nichts, obwohl in Sekundarstufe II die jährlichen Kosten für Bildung, wozu auch die Schülerbeförderung gehört, enorm sind.

Nach meinem Empfinden ist höhere Bildung für Kinder und Jugendliche aus einkommensarmen Familien unerwünscht, daran ändert auch kein Bildungsgipfel der Bundeskanzlerin etwas.
Dieser einmalige Mehrbedarf ab 2009 muss dringend erhöht werden und auf die Sekundarstufe II ausgeweitet werden. Ebenso muss der Wachstumsbedarf der Kinder endlich wieder anerkannt werden. Mit Einführung von Hartz IV im Jahr 2005 wurde der Regelsatz für Schulkinder auf das Niveau von Säuglingen gekürzt. Bis heute ist die Bundesregierung nicht bereit, diese Kürzung wieder zurück zu nehmen. Ebenso notwendig ist eine sofortige deutliche Anhebung des Kinderregelsatzes, wie sie auch in einer aktuellen Expertise des Paritätischen Gesamtverbandes und der Caritas gefordert wird.

DIE LINKE unterstützt die Forderungen nach einer Neubemessung der Regelsätze für Kinder. Wir brauchen eine kinderspezifische Bedarfsanalyse, die die realen Kosten für gesunde Ernährung, Kleidung, Bildung und die Teilnahme an kulturellen Angeboten berücksichtigt. Der heutige Hartz IV-Regelsatz für Kinder und Jugendliche ist lediglich von dem für Erwachsene abgeleitet und deckt in keiner Weise den besonderen Bedarf von Kindern.

Es kann nicht sein, dass Kinder in Deutschland gezwungen sind, Suppenküchen aufzusuchen. Um das zu vermeiden, sollte der Kinder-Regelsatz sofort auf rund 300 Euro angehoben werden.

DIE LINKE wird auch weiterhin alle Anstrengungen unternehmen: gegen Armut und Ausgrenzung per Hartz IV-Gesetz und für die Einführung einer bedarfsorientierten, repressionsfreien sozialen Grundsicherung, für ein selbst bestimmtes Leben. Was Sie unbedingt tun sollten, schildern Sie diese Problematik auch den Abgeordneten aller Parteien Ihres Wahlkreises und fragen Sie nach Lösungen. Ihnen und Ihren Kindern alles Gute.

Herzliche Grüße

Elke Reinke