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Ekin Deligöz
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Frage von Melanie B. •

Frage an Ekin Deligöz von Melanie B. bezüglich Familie

Sehr geehrte Frau Deligöz,

ich wollte immer zwei Kinder, heute überleg ich, ob ich überhaupt eins versorgen kann. Ich bekomm 1000 EUR netto/Monat u. trotz, dass mein Freund u. ich uns alles teilen bleiben mir im Monat 130 Eur die ich für sonstiges ausgeben kann. Wenn ich ein Kind bekomme möchte ich wenigstens 3 Jahre für es da sein, dass bedeutet mein Freund muss mit seinem Gehalt plötzlich für drei Personen sorgen, wo vorher zwei Gehälter für zwei Personen grad so gereicht haben. Wenn ich das Elterngeld auf zwei Jahre strecke bekomm ich knapp 300EUR/Monat u. 165EUR Kindergeld, vorher hatte ich das doppelte!Wie soll das funktionieren? Alle beschweren sich, dass wir zu wenig Kinder haben, aber tun nichts dafür dass, es den Familien besser geht! Unsere Gesellschaft geht zu Grunde, was vor allem daran liegt, dass bei den meisten Familien beide Elternteile arbeiten müssen u. so keine Zeit haben dem Kind die richtigen Werte zu vermitteln. Dies sollen dann die Lehrer übernehmen, die dann völlig überfordert sind u. somit nicht mehr gut lehren können. Wie sollen wir aus diesem Teufelskreis wieder rauskommen! Zu allem übel, dass für uns "normale" Menschen alles teurer wird, erhöhen die Politiker ihre wahnsinnigen Gehälter fast halbjährlich (die wir mit unseren Steuern zahlen, genau wie die überdemensionalen Renten)!

Ich frage mich wirklich wo das noch hinführen soll, leben alle Politiker mittlerweile in einer anderen Welt, in denen nur noch sie zählen oder könnten sie auch mal wieder an uns denken?

Auf eine Antwort darüber würde ich mich sehr freuen, das lag mir schon lang auf dem Herzen! Vielen Dank!

Freundliche Grüße
Melanie Bauer

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Antwort von
Bündnis 90/Die Grünen

Sehr geehrte Frau Bauer,

vielen Dank für Ihre Mail vom 6. Juni 2008 zum Thema Familienförderung. Ich antworte Ihnen gerne, jedenfalls so weit es mir die vorliegenden Informationen erlauben.

Sie schildern Ihre finanzielle Situation und ich glaube Ihnen, dass Sie sich mit einem Kind sehr einschränken müssten. Trotzdem kann ich Ihre finanzielle Situation nicht genau übersehen, da sie Ihr Nettoeinkommen angeben, aber offen bleibt, wie viel ihr Lebensgefährte verdient. Als Elterngeldleistung würden sie (Mutterschutzgeld nach der Geburt eingerechnet) monatlich rund 724 Euro oder, auf zwei Jahre gestreckt, monatlich 362 Euro erhalten. Das ist sicherlich weniger als Sie heute verdienen. Sie müssten prüfen, ob Sie dann beispielsweise Anspruch auf Wohngeld, Kinderzuschlag o.ä. hätten. Das hängt nicht zuletzt vom Einkommen ihres Lebensgefährten ab.

Hinter all dem verbirgt sich natürlich die Frage, ob der Staat ein durch die Geburt wegfallendes Einkommen vollständig und für mehrere Jahre ersetzen soll. Ich meine, das ist nicht die Aufgabe eines Sozialstaates bzw. würde ihn finanziell auf die Dauer überfordern. Er sollte allerdings für Kinder einen vernünftigen Mindestunterhalt gewährleisten. Als Maßstab dienen hier die Alg-II-Beträge. Sie sind nach bündnisgrüner Auffassung nicht ausreichend und sollten angehoben werden. Zur Frage der Vereinbarkeit von Beruf und Familie sowie den Folgen, wenn Eltern erwerbstätig sind, teile ich Ihre Einschätzung nicht, dass die Eltern deswegen keine Zeit hätten und den Kindern nicht mehr die richtigen Werte mehr vermittelt würden. Sie unterstellen, nur die Eltern würden die richtigen Werte vermitteln, Kitas und Schulen jedoch die falschen. Das ist abwegig und führt auch zu der Schlussfolgerung, Familien und Kitas bzw. Schulen stünden gegeneinander. ErzieherInnen und LehrerInnen streben aber zumeist eine gemeinsame Linie mit den Eltern an, zum Wohle der Kinder. Zudem ist es ein Irrglaube, dass externe Kinderbetreuung Kinder sich schlecht entwickeln lässt. Das bestätigt auch die Fachwelt sehr deutlich. Allerdings muss die Qualität der Angebote hochwertig sein. Als einen Beleg möchte ich hier den 12. Kinder- und Jugendbericht der Bundesregierung anführen. Er lässt ich abrufen unter http://www.bmfsfj.de/RedaktionBMFSFJ/Abteilung5/Pdf-Anlagen/zwoelfter-kjb,property=pdf.

Mit freundlichen Grüßen

Ekin Deligöz MdB

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