Portrait von Clemens Binninger
Clemens Binninger
CDU
Zum Profil
Frage stellen
Die Frage-Funktion ist deaktiviert, weil Clemens Binninger zur Zeit keine aktive Kandidatur hat.
Frage von Ileana Dr. T. •

Frage an Clemens Binninger von Ileana Dr. T. bezüglich Gesundheit

Sehr geehrter Herr Binninger

Sie hatten 2007 der Gesundheitsreform zugestimmt.

Ich habe in den 80er Jahren mit meiner Familie, aus Rumänien kommend, hier politisches Asyl erhalten.
Meine berufliche Situation als noch relativ frisch niedergelassener Fachärztin in Ihrem Wahlkreis ist mittlerweise so, dass man mit ähnlichen Argumente ebenfalls Asyl beantragen könnte - nur wo?

Meine berufliche Freiheit, die Therapiefreiheit, das Vertrauensverhältniss zwischen mir und meinen Patienten, die Stabilität der Praxis trotz Mangel an Fachkollegen, meine persönliche gesundheitliche und finanzielle Integrität sind bedroht durch die direkten Auswirkungen dieses Gesetztes, welchem Sie zugestimmt haben.

Sie sind als Abgeordneter nur Ihrem Gewissen verpflichtet.

Warum muss ich durch Arzneimittel-Regresse für die Therapie meiner Patienten nachträglich zahlen ? Hätte ich doch nicht die Diagnose stellen oder die Therapie nicht vorschlagen sollen?
Zahlt Ihr Automechaniker die Differenz zu Ihrer Autoversicherung für die notwendigen Reparaturen?

Warum ist die Patientenzahl, für welche man Honorar bekommt, gedeckelt? Die Patienten kommen trotzdem. Ist der Arzt gesetzlich verpflichtet, seine Kraft, Energie, Gesundheit, Zeit und Geld den Patienten zu schenken? Machen Sie das auch in Ihrem Wahlbezirk? Das wäre doch zum Teil verwerflich...

Herr Lauterbach ist sicherlich privat versichert - eben aus den oben angeführten Gründe würde er bei mir sofort ein Termin bekommen, obwohl er für uns Ärzte eine Persona non grata ist!
Er wird wenigstens die Behandlung bezahlen, die Therapie auch.

Ist es Ihr Ziel, als Christdemokrat in diesem Lande die DDR durch die Hintertür einziehen zu lassen ? Zuerst im Gesundheitswesen, danach in den anderen gesellschaftlichen Bereiche? Ich hoffe nicht!

Die Wahlen im nächsten Jahr bieten Ihnen die Möglichkeit, Fehler im System zu korrigieren.
Ihre Wähler sind von ihrem falschen Votum direkt massiv betroffen, und wir Ärzte müssen das ausbaden - wie im alten Kommunismus.

MfG

Tomida

Portrait von Clemens Binninger
Antwort von
CDU

Sehr geehrte Frau Dr. Tomida,

vielen Dank für Ihre Anfrage zur Gesundheitsreform vom 1. November 2008, die ich hiermit gerne beantworte.

Um die Situation der rund 145.000 Kassenärzte und Psychotherapeuten in Deutschland zu verbessern, wurde im Sommer beschlossen, die Arzthonorare deutlich zu erhöhen: Ab 2009 werden dafür 2,5 Milliarden Euro zusätzlich ausgegeben. Davon wird auch Ihre Praxis, werden auch Sie persönlich profitieren.

Laut einer Untersuchung des Bundesamtes für Statistik, die sich auf Angaben von Praxisinhabern stützt, beläuft sich der zu versteuernde Reinerlös einer fachärztlichen Einzelpraxis für Augenheilkunde durchschnittlich auf 124.000 Euro pro Jahr. Vor diesem Hintergrund kann ich Ihre Behauptung, Ärzte seien gezwungen Geld zu verschenken und die DDR ziehe durch die Hintertür im Gesundheitswesen ein, in keiner Weise nachvollziehen und halte sie auch im Kontext für unangebracht.

Wie Sie wissen, war die Gesundheitsreform 2007 ein Kompromiss zwischen Union und SPD. Kompromisse haben es an sich, dass jede Seite Abstriche machen muss, um eine für alle beteiligten Seiten tragbare Lösung zu finden. Die Union und auch ich persönlich hätten die Einführung einer Gesundheitsprämie und damit einhergehende Reformen begrüßt, leider war dies mit unserem Koalitionspartner nicht zu machen.

Mit freundlichen Grüßen
Clemens Binninger