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Birgit Raab
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Frage von Jan M. •

Frage an Birgit Raab von Jan M. bezüglich Bildung und Erziehung

Hallo Frau Raab,

Ich bin Schüler des 13-Jährigen Gymnasiums in Bayern und wollte Sie fragen, was Ihre Stellung gegenüber des 12-Jährigen Gymnasiums ist, bzw. was Ihre Partei dagegen unternehmen würde. Zudem würde ich gerne wissen, ob Sie ähnlich wie die SPD, strikte Bildungsreformen, in Form von mehr Gelder für Schulen, Entlastung von Lehrkräften, oder anderem anpeilen, sprich ausnahmsweise mal im SInne der Schüler und nicht der Staatskassen.. Am wichtigsten für mich aber die Frage: Wollen Sie Studiengebühren abschaffen?
Zudem noch eine Frage zum Wehrdienst: Wollen Sie diesen auch abschaffen? Ich will meinerseits nach einer KDV ein FSJ in Erwägung ziehen und würde mir von Seiten der Politik mehr Unterstützung für solche Horizonerweiternde Projekte erwünschen. Vielleicht ist das bei den Grünen ja so.

Viele Grüße
Jan Martyniak

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Antwort von
Bündnis 90/Die Grünen

Lieber Herr Martyniak,

danke für die Fragen. Das G8 wurde überstürzt vom damaligen Ministerpräsidenten Stoiber auf autoritäre Weise eingeführt und hat seitdem meiner Meinung nach für viel Leid seitens der SchülerInnen, LehrerInnen und Eltern geführt. Eine Bildungsreform ist überfällig. Leider hat die große Koalition eine große Chance vertan, weil sie bei der Föderalismusreform 2006 den Ländern das alleinige Recht, über Bildung zu entscheiden, überlassen hat. Es gibt ein sogenanntes von der Union 2006 durchgesetztes Kooperationsverbot für Bund und Länder für weite Bildungsbereiche in Artikel 104b Grundgesetz (Finanzhilfen des Bundes). Das ist fatal, weil wir in quasi jedem Bundesland eine eigene Bildungspolitik in einer großen Bandbreite vorfinden. Und jede Landesregierung ist überzeugt, dass natürlich ihr Bildungssystem das Beste ist.

Mit der Folge, dass für ein Schulkind und dessen Eltern ein Umzug von Bundesland x nach Bundesland y in Deutschland schwerer ist als ein Umzug ins Ausland. Es ist für mich nicht nachvollziehbar, warum Bund und Länder in wichtigen bildungspolitischen Fragen nicht mehr zusammenarbeiten dürfen. Wir brauchen mehr statt weniger Zusammenarbeit, um die großen gesellschaftlichen Herausforderungen wie die Bildungsarmut meistern zu können. Jeder Straßenbau läuft koordiniert zwischen Bund und Land, aber ein Hochschulbau darf nicht gemeinsam finanziert werden.

Wir Grüne wollen viel mehr Geld in die Bildung investieren und dafür den Solidaritätszuschlag teilweise in einen Bildungssoli umwandeln. Über die Reformierung der Erbschaftssteuer sollen weitere finanzielle Spielräume für Bildungsförderung geschaffen werden. Statt einem starren dreigliedrigen Schulsystem wollen wir eine gemeinsame neunjährige Schulzeit mit individueller Förderung des Einzelnen. Bildungspolitik fängt aber schon bei der Planung und beim Bau des Schul- oder Universitätsgebäudes an. Hier sollte es viel mehr Transparenz und Mitsprachemöglichkeiten bei der Baugestaltung für Schüler, Lehrer, Eltern und Hausmeister geben.

Geld ist wichtig, aber für gute Bildung sind auch neue Lehrkonzepte nötig. Der Frontalunterricht ist wenig effektiv und sollte in Zukunft nur noch selten eingesetzt werden. Ich bin sehr begeistert von einem (Raum- und Lehr-)Konzept, das flexibles Klassenzimmer heißt, weil es Lernen auf viele verschiedene Arten möglich macht. (mehr unter http://www.flexiblesklassenzimmer.de ).

Hier sind weitere grüne Positionen zur Bildung in Bayern zu finden: http://www.wir-bilden-bayerns-zukunft.de/cms/default/rubrik/9/9039.htm

Studiengebühren sind so schnell wie möglich abzuschaffen. Sie sind ungerecht und unsozial. Studiengebühren schrecken vom Studium ab. Gerade junge Menschen aus Familien ohne Hochschulerfahrung verzichten deswegen oft auf ein Studium.

Der Wehrdienst ist sicherheitspolitisch nicht mehr zu rechtfertigen. Deutschland ist nicht mehr in seiner Existenz bedroht, im Ausland kommen nur gut ausgebildete Freiwillige zum Einsatz. Die Wehrpflicht verschwendet Ressourcen und lähmt die notwendige Strukturreform der Bundeswehr. Die Grünen wollen die Bundeswehr zur Freiwilligenarmee umwandeln, sie auf 200.000 Soldatinnen und Soldaten verkleinern und die Freiwilligendienste ausbauen.

Ein freiwilliges soziales oder ökologisches Jahr unterstütze ich sehr. Freiwilliges Engagement bedeutet für unser Gemeinwesen Solidarität und für den Einzelnen und die Einzelne soziokulturelle Teilhabe und persönliche Weiterentwicklung.

Herzliche Grüße

Birgit Raab