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Aydan Özoğuz
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Frage von Bengt H. •

Frage an Aydan Özoğuz von Bengt H. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen

Sehr geehrte Frau Özoguz,

es liegt mir daran, dass Sie den Hintergrund für meine folgenden Fragen richtig einordnen: Ich war einige Jahre lang (parteiloser) wissenschaftlicher Mitarbeiter der CDU-Bürgerschaftsfraktion für die Bereiche Inneres und Verfassung. In dieser Zeit habe ich von unseren Abgeordneten und meinen Kollegen nur Gutes über Sie gehört; was sich mit dem sympathischen Eindruck deckt, den Sie auf mich machten. Ich habe mit Politik seit Jahren beruflich nichts mehr zu tun; ich habe es auch immer noch nicht geschafft, einer Partei beizutreten, was mir eigentlich richtig erschiene. Kurz, ich schreibe Ihnen nicht, um Sie vorzuführen oder dergleichen, sondern, weil ich ernsthaft für möglich halte, dass Sie meine Fragen aufgrund Ihrer persönlichen und beruflichen Erfahrungen und Kenntnisse beantworten können. Die Fragen lauten:

Nehmen Sie es auch so wahr, dass die Distanzierung liberaler, friedlich gesinnter Muslime von Gewalttaten mit islamistischem Hintergrund tendenziell sehr leise ausfällt? Kein echtes Pendant für TEGIDA etc..
Wenn ja,
a) woran könnte das liegen?
b) glauben Sie auch, dass eine klare, breite, massive und laute Distanzierung ein wichtiger Beitrag zur Wahrung des Friedens in unserem Land sein könnte?
Wenn ja, wie könnten friedliche, liberale Muslime eventuell zu einer solchen lauten Positionierung motiviert werden?

Mit freundlichen Grüßen
Bengt Hausen

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Sehr geehrter Herr Hausen,

vielen Dank für Ihre Fragen.

Die Einteilung von Muslimen in liberale/friedliche und solche, die es nicht sind, finde ich etwas problematisch. Denn die von Ihnen angesprochenen Gewalttaten sind terroristische Akte die nicht als Taten religiöser Menschen definiert werden sollten. Der Islam wird dabei als ideologischer Deckmantel missbraucht. Mit dem religiösen Verständnis von beispielsweise in Deutschland lebenden Muslimen haben solche Handlungen nichts gemein. Daher ist es auch fraglich, ob Muslime generell überhaupt dazu „verpflichtet“ sind, sich von jeder Gewalttat zu distanzieren.

Ihre Position, dass die Distanzierung „zu leise“ ausfällt kann ich daher auch nicht teilen. Es hat in der Vergangenheit immer wieder klare Statements gegeben, in denen sich Muslime von Terrorakten klar und deutlich distanzieren. Sehr viele Moscheen betreiben seit Jahren präventive Maßnahmen um zu verhindern, dass sich – vor allem junge – Menschen extremistischen Gruppierungen anschließen. Nach den Anschlägen auf die Redaktionsräume von Charlie Hebdo in Paris gab es am Brandenburger Tor eine große Mahnwache. Diese wurde im Wesentlichen von den muslimischen Gemeinden initiiert, um ein klares Signal gegen den Terror zu setzten. Ich bin auch nicht der Auffassung, dass Protest und Distanzierung stets besonders lautstark geschehen muss.

Die überwältigende Mehrheit der Muslime in Deutschland lebt friedlich in Einklang mit unseren Gesetzen und gesellschaftlichen Werten. Für sie stellt islamistisch begründeter Terror ein genau so großes Übel dar, wie für Nicht-Muslime. Viel wichtiger als öffentliche Bekenntnisse einzufordern, ist dass wir gemeinsam mit Verbänden, Gemeinden und der Politik Maßnahmen ergreifen, um gesellschaftsfeindliche Strömungen aller Art zu bekämpfen.

Mit freundlichen Grüßen

Aydan Özoğuz

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