Frage an Axel Knoerig von Horst B. bezüglich Wissenschaft, Forschung und Technologie
Sehr geehrter Herr Knoering,
seit Jahren wird das Projekt "Copernicus" von der EU betrieben.
Dazu folgende Fragen:
Wann wird das Projekt das jetzige Ortungssystem GPS ersetzen und so genauere Daten zur
Ortsbestimmung liefern ?
Wieviele Sateliten sind aktuell im Orbit ?
Was hat das Projekt bisher den europäischen Steuerzahlern gekostet und wieviel wird es noch kosten bevor der Nutzen ( Telekommunikation und Objektortung ) allen Bürgern der EU zur Verfügung steht ?
Mit freundlichen Grüssen
Horst Beckert
Sehr geehrter Herr Beckert,
vielen Dank für Ihre Anfrage vom 18. Oktober 2015 bezüglich des „Copernicus“ Projektes. Gerne beantworte ich Ihre Fragen wie folgt:
1. Wann wird das Projekt das jetzige Ortungssystem GPS ersetzen und so genauere Daten zur Ortsbestimmung liefern?
Nach heutiger Planung soll Galileo bis 2020 vollständig aufgebaut sein. Erste Dienste werden voraussichtlich ab Mitte 2016 angeboten. Darunter der sogenannte „offene Dienst“, der jedem Nutzer kostenlos zur Verfügung stehen wird.
Bis etwa 2018 wird Galileo eine Ergänzung zu GPS sein. Es bietet am Anfang dem „normalen“ Nutzer keinen Mehrwert, da Galileo noch nicht in die heutigen Empfänger integriert ist.
Um Galileo zukünftig nutzen zu können, bedarf es Empfänger, die dafür ausgestattet sind. Da es diese derzeit nicht für den Massenmarkt gibt, werden neue Chips entwickelt, damit vorhandene Smartphones oder Navigationsgeräte die Galileo-Signale empfangen können. Bis die neunen Chips in die meisten Empfänger eingebaut sind, wird es noch eine gewisse Zeit dauern.
Galileo wird GPS nicht ersetzen. Es wird zukünftig vier globale Systeme geben: das US-amerikanische GPS, das russische Glonass, das chinesische Beidou und das europäische Galileo. Galileo wird im Gegensatz zu den anderen militärisch kontrollierten Systemen ausschließlich unter ziviler Kontrolle stehen und folgende Dienste anbieten: den offenen Dienst, den kommerziellen Dienst (höhere Genauigkeit), den hoheitlichen Dienst (verschlüsselt) und den Such- und Rettungsdienst.
Durch den technologischen Wettbewerb aller vier Systeme untereinander wird es in Zukunft keinen Leistungsunterschied geben. Die zukünftigen Empfangsgeräte werden alle vier Systeme integrieren. Der Nutzer wird den Vorteil in der sehr hohen Verfügbarkeit der Navigationssignale spüren.
2. Wie viele Satelliten sind aktuell im Orbit?
Es wurden bislang 10 Galileo Satelliten gestartet. Der nächste Start mit einer Sojus-Rakete vom europäischen Weltraumbahnhof Kourou mit zwei Galileo-Satelliten ist für den 17. Dezember 2015 geplant.
3. Was hat das Projekt bisher den europäischen Steuerzahler gekostet und wie viel wird es noch kosten bevor der Nutzen (Telekommunikation und Objektortung) allen Bürgern der EU zur Verfügung steht?
Das Galileo-Programm teilt sich in verschiedene Phasen (Entwicklung, Ausbau und vollständiger Aufbau) auf.
Die erste Phase „Entwicklung und Funktionsprüfung“ der ersten vier Galileo Satelliten und des dazu gehörenden Bodensegments hat ca. 2 Mrd. Euro gekostet. Diese Phase wurde durch Mitgliedsstaaten der Europäischen Weltraumbehörde (ESA) und die EU gemeinsam finanziert.
In die zweite Phase des Ausbaus der Satelliten-Konstellation und des Bodensegments hat die EU ca. 3,2 Mrd. Euro für Galileo finanziert.
In der dritten Phase des vollständigen Aufbaus der Konstellation auf 30 Satelliten und des kompletten Aufbaus der weltweiten Bodenanlagen und der Kontroll-, Sicherheits- und Servicezentren stehen bis 2020 1,9 Mrd. Euro zur Verfügung.
Für Betrieb und Nutzung von Galileo, unter der Verantwortung der europäischen GNSS Agentur (GSA) in Prag, stehen bis 2020 3 Mrd. Euro zur Verfügung.
Mit freundlichen Grüßen
Axel Knoerig MdB