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André Spannemann
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Frage von Alexander S. •

Frage an André Spannemann von Alexander S. bezüglich Raumordnung, Bau- und Wohnungswesen

Sehr geehrter Herr Spannemann,
Einschränkung von Tempo 30 , Ausbau der Stadtautobahn, kein LKW-Nachtfahrverbot -
das alles klingt nach Werkzeugen aus dem Stadtplanungs-Baukasten der 70er Jahre. Was eine solche Politik bewirken kann, läßt sich im nordwestlichen Charlottenburg besichtigten: Laute Schneisen zerschneiden Wohnviertel und mindern die Wohnqualität, die Geschäftsleute am westlichen Kaiserdamm kämpfen seit Jahren gegen das Absterben ihrer einst belebten Einkaufsmeile.
Ganz anders das Bild dort, wo sich in den letzten Jahren tatsächlich in Berlin ein neuer Mittelstand niedergelassen hat, im Prenzlauer Berg: Die Straßen mögen holprig sein, es gibt keine Tiefgaragen, geschweige denn Leitplanken und Autobahnzubringer - und dennoch oder gerade deswegen ist ausgerechnet hier Aktivität die ungebrochen: Von der Werbeagentur und Webdesigner, Buchverlage über die Druckwerkstatt bis zur Weinhandlung haben sich hier Menschen niedergelassen, die ihre Ideen verwirklichen und etwas wagen. Nicht zuletzt, weil sie ein solches Stadtumfeld schätzen und weil sich ihnen hier die urbanen Freiräume boten, die es für eine gelebte Stadt braucht.
Statt hier anzusetzen und sozusagen Brücken über die Bornholmer-, Wisbyer- und Ostseestraßen zu schaffen, scheint Ihre Antwort die Auto-Schneise, die strikte räumliche Trennung zu sein. Also: Austausch von Gütern geht vor Autausch von Ideen? Was soll in der Dienstleistungstadt Berlin daran moderne Wirtschaftpolitik sein?
Mit freundlichen Grüßen
Alexander Smend

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Antwort von
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Sehr geehrter Herr Smend,

erst einmal vielen Dank für Ihr Interesse an unserem Wahlprogramm. Sie kritisieren die Einschränkung von Tempo 30 Zonen in unserem Bezirk. Ich denke, Sie haben unser Wahlprogramm zum Thema Verkehr nicht zu Ende gelesen. Sie pauschalieren einfach! Tempo 30 Zonen gehören aus meiner Betrachtung vor Schulen, vor Kindergärten und in Wohnviertel. Sie haben aber nichts auf Hauptverkehrsstraßen die für einen fließenden Verkehr gebaut worden sind, zu suchen. Der Ausbau der Stadtautobahn 100 und damit die Verlängerung, sind ein wichtiger Schritt der vorangetrieben werden muss. Die Vollendung wäre eine bedeutsame Entlastung des Berliner Innenstadtverkehrs. Täglich sehen wir, wie Seestraße, Wisbyerstraße, Ostseestraße, Grellstraße, Wichertstrasse, Storkowerstrasse, den Verkehr überhaupt nicht bewältigen. Gerade an dieser Stelle finden wir, ist es sehr wichtig, schnellstmöglich die Vorgeschlagene Lösung umzusetzen. Kommen wir zum LKW-Nachtverbot. Wie ich es zum ersten Mal hörte, dachte ich, es sei ein schlechter Scherz.
Ich musste mich aber bedauerlicherweise eines besseren belehren lassen! Wie bitte schön, sollten sich in unserem Bezirk Handel und Gewerbe ansiedeln, wenn wir ihnen verbieten, ihre Ware nachts anzuliefern.
Dies ist für denjenigen, der davon lebt, nicht nachzuvollziehen.
Ein fließender Autoverkehr, verbunden mit der Förderung von Parkraum, würde unserem Bezirk einen deutlichen wirtschaftlichen Aufschwung bescheren. So lange dies nicht passiert, wird der größte Teil von ihnen weiterhin seine Einkäufe aus Bequemlichkeit in den großen Einkaufparks erledigen.
Fazit, unsere Einkaufsstrassen sterben weiterhin ab und unsere Zentren veröden.
Die Politik der Verkehrsbeschränkungen müssen endlich ein Ende haben! Das von Ihnen angesprochene Prenzlauerberger Wirtschaftswunder ist zwar sehr zu begrüßen und findet meinen Respekt, konzentriert sich aber leider nur am Kollwitzplatz. Vielleicht noch ein wenig an der Kulturbrauerei, man kann es aber nicht auf den ganzen Bezirk reflektieren. Prenzlauerberg hat in diesem Bereich eine Sonderstellung. Die angesprochenen holprigen Straßen müssen verschwinden und die fehlenden Tiefgaragen geschaffen werden. Niemand kann auf Dauer den Autoverkehr aus der Stadt vertreiben. Er ist notwendig und ein wichtiger Teil der von Ihnen genannten gelebten Stadt. Der Austausch von Gütern in der Stadt ist genauso wichtig wie der Austausch von innovativen Ideen, beides sind wichtige Bestandteile einer guten Wirtschaftspolitik und müssen gefördert werden.

Mit freundlichen Grüßen
André Spannemann