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Ralph Brinkhaus
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Frage von Thomas L. •

Frage an Ralph Brinkhaus von Thomas L. bezüglich Deutsche Einheit / Innerdeutsche Beziehungen (bis 1990)

Sehr geehrter Herr Brinkhaus,

in der Bibel steht in etwa: Wenn ihr euch nicht an meine Gebote haltet, dann werden die Nachkommen noch in der dritten und vierten Generation darunter leiden.

"Ossi" und "Wessi" unterscheiden sich doch eben gerade dadurch, dass die ostdeutsche Bevölkerung, nach der braunen Diktatur, nahtlos weitere 40 Jahre rote Diktatur ertragen und erleiden mußte. Diese Traumata mit ihren postraumatischen Belastungssyndromen prägen (unbewußt) auch die weiteren Generationen (s.o.).

Meine Frage: ist also die Leugnung von Mentalitätsunterschieden zwischen Ost und West, (nicht die landläufigen regionalen Unterschiede wie z.B. Nord/Süd) nicht eine Leugnung der zerstörerischen Wirkungen von fast 60 Jahren Diktatur in Ostdeutschland, ein fast 60 Jahre andauerndes Unrecht gegen einen Teil unseres Volkes, und ist es damit nicht auch eine Ignoranz der vielerlei posttraumatischen Belastungssyndrome in der ostdeutschen Bevölkerung, von materiellen Verlusten (Enteignung), Verlusten an Integrität, Verfolgung, etc., wird durch eine zu oberflächliche und zu schnell eingeforderte Gleichmacherei zwischen Ost und West eine proaktive Aufarbeitung ostdeutscher Traumata und ihrer bis ins Heute hinein reichenden posttraumatischen Belastungssyndrome, dadurch verweigert? Müssen wir nicht unbedingt von "Ossi" und "Wessi" sprechen, um die Folgen einer Diktatur über Generationen, nicht zu leugnen?
Ich danke Ihnen.

Mit freundlichen Grüßen

Thomas Lösche

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Antwort von
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Sehr geehrter Herr L.,

vielen Dank für Ihre Reaktion auf meine Rede in der Debatte anlässlich des 30. Jahrestages der Wiedervereinigung, die mich sehr nachdenklich gemacht hat.

In der Bundestagsdebatte habe ich für Vielfalt und innere Einheit in Deutschland geworben – nicht, um unterschiedliche Biografien und Erfahrungen künstlich einzuebnen oder zu verleugnen, sondern um nach so viel menschlichem Leid in der Vergangenheit gemeinsam mit Optimismus die Herausforderungen der Zukunft anzupacken.

Am 30. Jahrestag der Einheit stand vor allem das Gedenken an die friedliche Revolution selbst im Mittelpunkt: Dieses Wunder der Geschichte, das uns Deutschen geschenkt worden ist. Hatten doch die Ungarn, die Tschechen und die Polen vorher weit weniger Glück als wir. Die Menschen im Osten Deutschlands haben die Tür für diese Veränderung mutig weit aufgestoßen, aber die Einheit konnte und kann nur gemeinsam von uns allen in Ost und West gelebt, erarbeitet und natürlich auch verarbeitet werden. Gegenseitiger Respekt und Anerkennung müssen hier die Grundlage bilden. Hierzu wollte ich mit meiner stellvertretenden Entschuldigung, dass wir das im Westen zu lange nicht gesehen haben, was die Menschen im Osten geleistet haben, einen Beitrag leisten.

Mit freundlichen Grüßen
Ralph Brinkhaus

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