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Winfried Kretschmann
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Frage von Daniel B. •

Frage an Winfried Kretschmann von Daniel B. bezüglich Umwelt

Sehr geehrter Herr Kretschmann,

ich habe Sport studiert und mich in meinem Studium vermehrt mit Natursport und Sporttourismus beschäftigt. Beruflich leite ich ein Projekt des DSV und der DSHS Köln, in dem wir Kindern anhand von Natursportarten die Natur erleben lassen. Über einen respektvollen Umgang mit der Natur und ebenso mit anderen Naturraumnutzern heben wir die Wichtigkeit von Naturschutz in die Köpfe der Kinder & Jugendlichen und diskutieren mögliche Konfliktpunkte bspw. in Planspielen. In meiner Tätigkeit als Teamer für das Projekt "ticket2nature" bin ich immer wieder positiv überrascht, mit welcher Offenheit und Intelligenz die Kinder diesen Themen begegnen. Die 2m-Regelung in BW sehe ich sehr kritisch, da es genügend Hinweise gibt, dass diese Regelung in der Realität kaum Anwendung findet. Die sogenannten Singletrails werden, trotz Verbotes, welches nicht kontrolliert wird, befahren. Ich denke, dass man mit dieser Art und Weise dem Problem zu begegnen, eher destruktiv handelt. Ich würde es sehr begrüßen, wenn wir den Kindern einen respektvollen Umgang mit der Natur und den anderen Naturraumnutzern, auch im Bezug auf die Nutzung von Singletrails, vorleben und damit einen nachhaltigen Effekt im Bewusstsein der nächsten Generation von Mountainbikern schaffen könnten. Denn eines ist klar: Die Motivation der Kinder und Jugendlichen abseits von breiten Forstwegen zu fahren besteht auch ohne unser Zutun. Die Frage ist nur: Schaffen wir uns eine Handlungsgrundlage, die es ermöglicht unter Einsatz von Eigenverantwortung und gegenseitigem Respekt der Naturraumnutzer einen freundschaftlichen und respektvollen Umgang miteinander zu erreichen? Denn klar ist für mich, ein Verbot, welches weder eingehalten noch kontrolliert wird, ist wesentlich destruktiver als der Versuch einen Rahmen für ein gemeinsames Miteinander zu schaffen, der den jeweiligen Nutzern abverlangt die gegenseitigen Bedürfnisse zu verstehen und sich zu zugestehen. Was denken Sie?

MfG, Daniel Borck

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Sehr geehrter Herr Borck,

Vielen Dank für Ihre Position zum Thema der Waldwegnutzung.

Sie schildern ganz richtig, dass es wichtig ist, die Interessen verschiedener Waldbesucher zu berücksichtigen sowie respektvoll miteinander umzugehen und dies auch an die nächste Generation weiterzugeben. Gerade in diesem Zusammenhang steht auch die Zwei-Meter-Regel: Es geht zum einen darum, die Gefahr, die einer gemeinsamen Nutzung schmaler Waldwege durch Radfahrer und Fußgänger innewohnt, zu mindern und den Bürgerinnen und Bürgern im Falle eines Unfalls rechtliche Sicherheit zu gewähren. Zum anderen ist es wichtig, Entscheidungen über die Nutzung von Waldwegen lokal und interessensgruppenbezogen treffen zu können.

Die Entscheidung des Petitionsausschusses das Landeswaldgesetz in seiner bisherigen Form zu belassen, zeigt, dass die bestehende Rechtsprechung nach wie vor adäquat ist. Denn sie bietet durch die Ausnahmeregelung die Möglichkeit, auf kommunaler Ebene von allen Interessensverbänden gemeinschaftlich beschlossene und anerkannte Lösungen zu etablieren. Wie Sie bereits angemerkt haben, geht es hierbei darum, die gegenseitigen Bedürfnisse zu verstehen und unter Einbezug örtlicher Bedingungen eine für alle Beteiligten zufriedenstellende Lösung zu finden. Diese individuelle Handhabung bietet Kommunen, Interessensverbänden sowie Waldnutzerzinnen und -nutzern eine Möglichkeit das Erholungsgebiet Wald aktiv zu gestalten und örtlich Nutzungskonzepte für konkrete Wege zu erstellen.

Ziel der Landesregierung ist es, die Potentiale der bestehenden Ausnahmeregelung, verstärkt zu kommunizieren und die Unteren Forstbehörden dazu aufzufordern, die Konzeption von Singletrails auf lokaler Ebene konstruktiv zu begleiten. Die im Mountainbike-Handbuch zusammengefassten Informationen können allen Beteiligten vor Ort helfen, gemeinsam die Ausweisung von Radwegen auf Wegen unter zwei Meter Breite voranzutreiben.

Mit freundlichen Grüßen,
Winfried Kretschmann

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