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Wiebke Esdar
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Frage von Sascha S. •

Frage an Wiebke Esdar von Sascha S. bezüglich Soziale Sicherung

Als promovierte Psychologin bekommen Sie ja hautnah mit, was repressive Systeme, wie Hartz IV bei Erwachsenen und Kindern, gerade bei denen, die zu Depressionen neigen, anrichten kann. Können Sie sich vorstellen, mit der Einführung eines Bedingungslosen Grundeinkommens, die soziale Spaltung, sowie die Existenz- und Abstiegsangst vieler, kurz gesagt, den Druck aus der (Ellenbogen-)Gesellschaft zu nehmen, damit jeder freier und selbstbestimmter leben kann und gleichzeitig die Würde des Menschen nach Art. 1 GG gewahrt bleibt?
Das BGE müsste natürlich durch die 4 Kriterien des Netzwerk Grundeinkommen und dem Bündnis Grundeinkommen (BGE) abgesichert sein.

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Antwort von
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Sehr geehrter Herr S.,

herzlichen Dank für Ihre Eingabe zum Thema bedingungsloses Grundeinkommen (BGE). Weil ich viel über dieses und andere Zukunftsthemen nachdenke und das gerne erläutern möchte, will ich direkt eine klar Antwort geben, damit Sie nicht den Eindruck bekommen, dass ich mich um eine Antwort drücken möchte: Zum jetzigen Zeitpunkt halte ich ein flächendeckendes BGE für schwer umsetzbar und lehne es auch inhaltlich ab (Stichwort Zentralität der Erwerbsarbeit). Allerdings haben Sie mit der Analyse bezüglich des Drucks der entsteht durchaus teilweise recht, daher müssen die (scheinbaren oder tatsächlichen) Repressionen auch verändert werden. Wer beispielsweise unverschuldet in Not oder Arbeitslosigkeit gerät muss wertschätzend behandelt werden, mehr als das derzeit leider häufig der Fall ist.

Und: Meine momentane Positionierung kann und muss sich mit sich verändernden Bedingungen auch noch wieder entwickeln können, das ist mir wichtig. Denn eine sich immer schneller verändernde Welt benötigt regelmäßig neue oder verfeinerte Antworten. Deshalb verfolge ich die Diskussion über das BGE sehr interessiert und auch die verschiedenen „Feldversuche“ begleite ich gespannt. Ich denke auch, dass die Diskussion weiter gehen wird und dies auch, weil sich unsere (Arbeits-)welt stetig verändert. Ein Beispiel ist die immer weiter fortschreitende Technisierung und Automatisierung. In diesem Zusammenhang stellt sich die Frage, ob dauerhaft genug Erwerbsarbeit für alle Arbeitswilligen zur Verfügung steht. Ich hoffe und wünsche mir das, aber wer kann das gerade schon sicher sagen?

Wenn dies aber nicht der Fall ist, müssen auch Modelle diskutiert werden, die derzeit noch nicht mehrheitsfähig sind. Werden durch Technik erzielte Gewinne beispielsweise gesondert besteuert und was passiert dann mit den dadurch generierten Einnahmen? Wird die Arbeitszeit reduziert? Wird ein BGE eine realistische Alternative? All diese Fragen wird die Politik in den nächsten Jahren beantworten müssen und daran möchte ich mich beteiligen und finde das extrem spannend. Konkret mache ich dies mit zwei Zielen:
- Ich möchte mich im extrem spannenden Bereich von Innovation und Forschung engagieren und glaube hier viele interessante Denkanstöße zu bekommen und gleichzeitig gute Impulse setzen zu können.
- Ich möchte dabei vor allem immer wieder mit den Menschen in Bielefeld in den Dialog treten, ihre Ideen und Vorschläge aufnehmen, sie mit ihnen gemeinsam verfeinern und weiter diskutieren und auch weiter verfolgen. Deshalb habe ich mir „Die Bielefeld-Idee“ überlegt, eine dauerhafte Form des Austausches und der Beteiligung, auch um zu zeigen, dass wir in Bielefeld innovatives Vorbild sind und keine „Verschwörung.“ Zu diesem Dialog lade ich auch sie mit ihrer Idee herzlich ein!

Ich hoffe ich konnte Ihnen mit diesen Zeilen einen Einblick in meine Überlegungen und meinen Ansporn geben und würde mich freuen, wenn ich am 24. September ihr Vertrauen bekommen kann.

Freundliche Grüße

Wiebke Esdar

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