Wibke Brems steht mit verschränkten Armen vor einem Solarmodul.
Wibke Brems
Bündnis 90/Die Grünen
100 %
14 / 14 Fragen beantwortet
Frage von Thorsten S. •

Frage an Wibke Brems von Thorsten S. bezüglich Energie

Guten Tag Frau Brems

Mich würde intressieren warum Ihre Partei so stark gegen das neue Kohlekraftwerk Datteln ist, denn zum einen sind wir mit den erneuerbaren Energien noch lange nicht so weit das sie ausreichen werden , um uns alle zu versorgen.

Zum einen hängen an der Kohleförderung auch eine Menge Arbeitsplätze und zum anderen hängen dort auch von vielen Menschen der Lebensunterhalt ab.

Ich glaube das wir das Kranftwerk Datteln brauchen denn zum einen kann sich nicht jeder Bürger eine Windkraftanlage in den Garten stellen, zum anderen gibt es ja auch grenzen wie nah eine Windkraftanlage an ein Wohnhaus gebaut werden darf und dieses aus guten Grund ( denn die Lärmbelästigung ist doch enorm) . Möchten sie direkt neben einer Windkraftanlage wohnen?

Auf der Zeche Prosper in Bottrop wurde im letzten Jahr noch eine neue Sohle zur Kohleförderung angefahren, und wenn man sich auch einmal mit diesen Menschen unterhält merkt man was auch ihnen Ihre Arbeit bedeutet und was vorallem auch für sie dran hängt.

Woher soll denn bitte Ihr Wahlkreis seinen Strom beziehen ?

Alternative Energie schön und gut aber ich glaube ohne das Kraftwerk Datteln wird es nicht gehen , und wir sollten uns nicht immer auf andere verlassen das wir Strom bekommen .

Und die entscheide Frage ist doch was hat NRW stark gemacht , was hat NRW zu dem gemacht was es heute ist - Richtig es war Kohle und Stahl .

Wibke Brems steht mit verschränkten Armen vor einem Solarmodul.
Antwort von
Bündnis 90/Die Grünen

Sehr geehrter Herr Strube,

herzlichen Dank für Ihre Fragen zur Zukunft der Energieversorgung in NRW, auf die ich gerne eingehen möchte. Sie sprechen zum einen die technischen Voraussetzungen und Notwendigkeit für eine sichere Energieversorgung an, zum anderen nennen Sie umwelt- und ökonomische Aspekte einer Energiewende in NRW. Daher möchte ich zunächst auf den ersten Teil Ihrer Frage eingehen.

Wichtig sind dabei auch EU-weite und bundespolitische Vorgaben: Da die Bundesregierung bis 2050 80 bis 95% der Treibhausgasemissionen gegenüber 1990 eingespart haben werden muss und gleichzeitig nicht vermeidbare produktionsbedingte Emissionen in der Industrie anfallen, muss die Stromversorgung, der Verkehr und die Wärmeversorgung bis dahin komplett emissionsfrei gestaltet sein. Dies ist nur durch eine Versorgung mit 100% Erneuerbaren Energie möglich.

Eine sichere Versorgung im Strom ist dann gewährleistet, wenn Angebot und Nachfrage nach Strom in jedem Moment und an jedem Ort genau zusammen passen. Der gewünschte und erfolgreiche Ausbau der Erneuerbaren Energien hat dazu geführt, dass mittelfristig vor allem flexibel regelbare Gaskraftwerke benötigt werden. Schon heute erreichen Wind und Sonne an guten Tagen eine Versorgung von an die 100% der Stromnachfrage. Nicht abschaltbare Kraftwerke wie große Kohlemeiler gefährden in solchen Situationen des Überangebotes die Netzstabilität. Die großen Grundlastmeiler werden daher schlicht und einfach nicht mehr benötigt, weswegen sich zurzeit auch eine Diskussion darüber entwickelt, dass sich der Neubau dieser Kraftwerke wirtschaftlich nicht mehr rechnet. Ganz entscheidend für eine sichere Stromversorgung ist dagegen die Bereitstellung von Regelenergie, also flexibel nachfragbarer Stromkapazitäten wie Speicher und schnell hochfahrbare Gaskraftwerke. Diese können in Zeiten einer Flaute und wenig Sonneneinstrahlung ideal einspringen. Die großen Investitionen müssen daher hier getätigt werden, um eine sichere Stromversorgung auch in Zukunft zu gewährleisten.
Langfristig ist eine komplette Stromversorgung mit 100% Erneuerbaren Energien technisch möglich. Der Ausbau von unterschiedlichen Speichertechnologien, Verteil- und Übertragungsnetzen ist dafür ebenso notwendig wie ein neues, intelligentes Lastmanagement des Verbrauchs.

Dieser Punkt hat auch viel mit der Beantwortung Ihrer zweiten Fragestellung zu tun. Sie sprechen die Arbeitsplätze, die Identifikation und die Zukunftsfähigkeit des Energielandes NRW an. Während andere Bundesländer bereits viel weiter mit dem Ausbau der Erneuerbaren sind und viel Geld damit verdienen, ist NRW zum Nettozahler der Energiewende geworden. Mit seiner immensen Forschungs- und Technologiestruktur hat NRW das Potential zum Vorreiter und zum Maschinenraum der Energiewende in Europa zu werden. Viele Unternehmen stehen in den Startlöchern, um endlich Energieeffizienz, Clean Tech und Erneuerbare voran zu bringen. Zweitgrößter Abnehmer der Stahlbranche ist die Windindustrie in Deutschland. Viele Arbeitsplätze sind bereits in diesem Bereich geschaffen worden - Tendenz aufwärts. Daher bin ich der festen Überzeugung, dass es sich genau anders herum verhält: nur mit einer starken Energiewende in NRW werden auch in 50 Jahren noch die Menschen und die Industrie in NRW mit Energie und Technik ihr Geld verdienen können und gleichzeitig ihrer Verantwortung europa- und weltweit nachgekommen sein.

Gerne beantworte ich auch Ihre Frage zu einer von mir präferierten Stromversorgung in meinem Wahlkreis. Gerne würde ich dort möglichst bald mit einer 100 prozentig erneuerbaren Stromversorgung auskommen, da ich selbst nämlich nicht gerne neben einem riesigen Kohlemeiler bzw. einem Abbaugebiet leben möchte mit all den bekannten Problemen wie Verschattung, Feinstaub, Tagebauschäden, etc.. Im Übrigen möchte ich darauf hinweisen, dass unter schwarz-gelb an dem Ort, an dem das neue Kraftwerk in Datteln gebaut wurde, aufgrund der Abstandsvorschriften zur Wohnbebauung keine Windenergieanlage stehen dürfte.

Ich bin davon überzeugt, dass nicht automatisch das, was eine Region oder ein Land groß gemacht hat, auch in Zukunft für deren Vorreiterrolle sorgen muss. Ganz im Gegenteil: Es ist ein ständiger Prozess, immer vorne dabei zu sein und dabei muss die Politik die richtigen Rahmenbedingungen setzen.

Ich hoffe, damit Ihre Fragen beantwortet zu haben und verbleibe mit den besten Grüßen aus Gütersloh,

Dipl.-Ing. (FH) Wibke Brems
ehem. Sprecherin für Klimaschutz und Energiepolitik

Was möchten Sie wissen von:
Wibke Brems steht mit verschränkten Armen vor einem Solarmodul.
Wibke Brems
Bündnis 90/Die Grünen