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Werner Schieder
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Frage von Dietmar S. •

Frage an Werner Schieder von Dietmar S. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen

Sehr geehrter Herr Schieder,

im folgenden verlinkten Artikel geht es um "Deutsche Zustände", so heißt die von Wissenschaftlern unter Leitung des Bielefelder Soziologen Wilhelm Heitmeyer erstellte große interdisziplinäre Langzeitstudie, die in diesem Monat in ihrer neunten Auflage veröffentlicht wurde. Was Heitmeyer und seine Kollegen über die Befindlichkeiten der Deutschen herausfanden, ist im höchsten Maße alarmierend.
So ist von einer "deutlichen Vereisung des sozialen Klimas", von einer "rohen Bürgerlichkeit", und von einem "zunehmenden Klassenkampf von oben" die Rede. "Zivilisierte, tolerante, differenzierte Einstellungen in höheren Einkommensgruppen scheinen sich in unzivilisierte, intolerante Einstellungen zu wandeln" - es gäbe Hinweise auf eine "entsicherte wie entkultivierte Bürgerlichkeit", so die Wissenschaftler.

http://www.heise.de/tp/r4/artikel/33/33857/1.html

Dies ist auch m.E. höchst alarmierend!

Was unternehmen Sie persönlich und ganz konkret in der nächsten Zeit als Abgeordneter, um dieser bedrohlichen Entwicklung entgegenzuwirken?

MfG

Ein Oberpfälzer
und sehr besorgter Bürger

Portrait von Werner Schieder
Antwort von
SPD

Sehr geehrter Herr Schmutzer,

vielen Dank für den Hinweis auf die Studie und Ihre Frage an mich. Wenn Sie sich auf meiner Homepage über meine Standpunkte informieren, sehen Sie, dass ich seit langen Jahren eine erklärter Gegner des Neoliberalismus bin. Die Kritik daran ist auch in meiner jetzigen Tätigkeit als Bundestagsabgeordneter ein Dauerthema meiner politischen Arbeit.

Das schwarz-gelbe Sparpaket verschärft die soziale Kälte und die Spaltung unserer Gesellschaft -wie die von Ihnen erwähnte Studie sie auch beschreibt- noch weiter. Mit ihrer Politik für Lobbygruppen in der Pharma-, Atom- und Finanzindustrie treibt die Bundesregierung die Entsolidarisierung kräftig voran.

Ich setze mich in meiner politischen Arbeit z.B. für eine gerechtere Einkommensverteilung ein. Dazu gehört mindestens auch eine Vermögenssteuer. Außerdem brauchen wir regulierte Arbeitsmärkte, z.B. durch die Einführung eines flächendeckenden Mindestlohnes und durch das Zurückdrängen des Niedriglohnsektors. Notwendig ist in Deutschland auch wieder eine bessere Lohnentwicklung. Im Zusammenhang mit der Eurokrise trete ich als Mitglied im Europa-Ausschuss des Deutschen Bundestages für die Rückführung der überdimensionierten Finanzmärkte ein. Diese müssen wieder ihre dienende Funktion für die Realwirtschaft einnehmen und an den Kosten der Krise beteiligt werden. Nur wird dies mit einer von Schwarz-Gelb angekündigten Bankenabgabe, die jährlich etwas mehr als eine lächerliche Milliarde Euro zur Sanierung des Staatshaushaltes beitragen soll, nicht gelingen. Demgegenüber stehen übrigens etwa 100 Milliarden Euro an staatlichen Kosten zur Stützung der Finanzinstitute während der Finanz- und Wirtschaftskrise. Ich trete daher für eine Finanztransaktionssteuer ein. Die generierten Einnahmen könnten nicht nur die Staatskasse wieder auffüllen, sondern für dringend notwendige öffentliche Zukunftsinvestitionen z.B. in Bildung eingesetzt werden.

Mit freundlichen Grüßen

Werner Schieder