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Walter Altvater
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Frage von Thomas K. •

Frage an Walter Altvater von Thomas K. bezüglich Umwelt

Guten Tag Herr Altvater!

Für sinnvolle Politik muß man die gerade aktuellen Bedingungen richtig einschätzen. Zu diesen Bedingungen zählt nun aber, daß sich die finanzielle Situation von immer mehr Menschen verschlechtert.

Wenn man die Menschen nun auch noch durch immer strengere Bau-Vorschriften immer stärker finanziell belastet (denn sowohl die Kosten für Neubauten als auch die Preise für Altbauten und sowohl Mieten als auch Kreditraten erhöhen sich ja damit), dann sind diese Lasten für immer mehr Menschen einfach nicht mehr tragbar oder aber müssen irgendwie durch Sparmaßnahmen ausgeglichen werden. Diese Sparmaßnahmen können sich dann durchaus auch negativ auf die Umwelt auswirken.

Denn Umweltbewußtsein hat ja hierzulande vor allem deshalb so einen hohen Stellenwert erlangt, weil es vielen Menschen finanziell gut ging und sie sich Umweltbewußtsein somit leisten konnten. Da konnte man eben noch alle 30 Jahre das Dach komplett erneuern oder die Hauswand isolieren anstatt sie nur neu zu verputzen. Wenn man das Geld dafür nicht mehr hat, dann erneuert man das Dach auch nach 30 Jahren nicht, sondern flickt es aus, wenn es irgendwo durch regnet. Dann verputzt man auch das Haus nicht. Und dann verheizt man eben auch Müll, wenn man sich normales Heizmaterial nicht leisten kann und dadurch vielleicht sogar noch Müllgebühren spart. Rücksichtnahme auf die Umwelt kann man sich dann nicht mehr leisten.

Unter solchen Bedingungen kann sich umweltfreundliche Technologie nur durchsetzen, wenn sie nicht nur im Betrieb, sondern auch schon in der Anschaffung billiger ist als herkömmliche Technologie. Das muß man nicht zwangsläufig über Fördermittel erreichen.

Beabsichtigen die Grünen überhaupt, irgendetwas in diese Richtung zu unternehmen?

Und welche Konzepte gibt es, um die Einführung neuer Technologien zu fördern? Unterstützung für Erfinder reicht da nämlich nicht - die Erfindungen müssen auch den Massenmarkt erreichen.

mfg,
Thomas Kreft

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Antwort von
Bündnis 90/Die Grünen

Sehr geehrter Herr Kreft,
gerade wenn einem das Wohlergehen derjenigen wichtig ist, die über einen schmalen Geldbeutel verfügen, muss man jetzt entschieden darauf drängen, dass Autos gebaut werden, die weniger Sprit schlucken und dass die Wohnungen so renoviert werden, dass man zum Heizen wenig Öl braucht. Es ist sehr schwer die Zukunft voraus zu sagen, aber eines ist sicher: Die Ölpreise werden langfristig steigen.
Dagegen gibt es nur 2 wirksame Mittel:
1. Den Verbrauch senken
2. Alternativen zum Öl entwickeln und auf den Markt bringen

Wer meint, Umwelt sei ein Luxus, den sich nur wohlhabende Leute leisten können, der versteht nicht, dass sauberes Wasser, saubere Luft, schmackhaftes und gesundes Essen im Wortsinn Lebensmittel sind.

Und von der Lösung der Energiefrage hängt schlicht und einfach unsere Zukunft ab. Im übrigen muss man auch dann, wenn man kein Geld hat, sein Dach etwa alle 30-40 Jahre erneuern. Das "Flicken" ist in dabei keine Strategie Geld zu sparen, sondern eher eine Geld zu verlieren. Im übrigen: Wenn alle so arm sind. dann frage ich mich schon, woher bei uns in der Region die vielen "Daktari-Gedächtnis-Autos" kommen, mit denen man im "Rhein-Neckar-Delta" auf Löwenjagd gehen kann. Das sind Spritfresser wie sie im Buche stehen.
Die IAA zelebriert gerade den Luxus und die Luxuskarre, für Leute, denen der Benzinpreis wurscht ist. Derweil vermarkten die Japaner in Kalifornien erfolgreich den Hybridantrieb, der vorher an der Uni Aachen entwickelt wurde.
Es geht eben nicht allein um "Rücksichtnahme auf die Umwelt" sondern es geht darum, ob Sie oder ich klug genug sind, im wohlverstandenen eigenen Interesse Dinge zu tun, die uns selber am meisten nutzen.

Wie Sie selbst wissen, haben wir jede Menge Förderprogramme (z.B. über die KfW) sowohl für energiesparendes Bauen, als auch zur Entwicklung neuer Energien angestossen. Das machen uns FDP und CDU ja gerade zum Vorwurf. Allerdings wird kein noch so gutes staatliches Förderprogramm es Ihnen abnehmen, sich auch ein Stück weit selbst zu bewegen und eigene Anstrengungen zu unternehmen, statt immer nur mit dem Finger auf andere zu zeigen, die angeblich zu wenig tun.
Gruss
Walter Altvater