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Vasco Schultz
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Frage von Thorsten H. •

Frage an Vasco Schultz von Thorsten H. bezüglich Verkehr

Sehr geehrter Herr Schultz,

Rahlstedt , als ehemalige Garnison Hochburg, hat durch die Schliessung der Kasernen und den damit frei gegebenen Raum, Möglichkeiten für den schnell wachsenden Stadtteil eröffnet. Rahlstedt - früher als Naturpardies bezeichnet - wurde durch die schnell lebige Zeit - nicht langsam entwickelt - sondern hastig verplant und verbaut . Von dem alten Kern ist nicht mehr viel zu erkennen - unmöglichen Bauten ist zugestimmt worden wie z.B. dem Betonklotz einer Tanzschule vor Jahren. In der Rahlstedter Strasse wurden vor Jahrzehnten die Baumalleen gefällt auf Grund der hohen Reinigungskosten von Laub und Pflege . In der Zwischenzeit sind wieder Bäume an der Stein -Hardenberg -Strasse gepflanzt worden. Wird dies auch wieder für die Rahlstedter Strasse möglich sein, denn diese ist zwischenzeitlich auch zur Schnellstraße mutiert - mit unerträglichem Lärmpegel .
Wie ist die Entwicklung des Rahlstedter Zentrum ( Bahnhofstrasse ) geplant? Wie wird es attraktiver gestaltet , so daß nicht mehr 80 % aller Einkaufe der Rahlstedter in Wandsbek oder im AEZ statt finden .

MfG
Th. Holtz

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DIE LINKE

Sehr geehrter Herr Holtz,

Vielen Dank für ihre Frage.

Die Entwicklung Rahlstedts beschäftigt mich jetzt schon seitdem ich 2001 in Rahlstedt Politik mache. Die Probleme, die Rahlstedt in Puncto Stadtentwicklung hat, haben Sie treffend wieder gegeben.

In einem langwierigen Prozess wurde schließlich 2004 ein so genannter städtebaulicher Rahmenplan fertig gestellt. Der Rahmenplan hat einige Vorschläge entwickelt, die aber bisher leider nur auf dem Papier existieren. Zumindest der Umbau des Rahlstedter Centers wird ja demnächst in Angriff genommen werden. Aber auch hier wird voraussichtlich wieder einmal ein eklatanter Fehler begangen: Die derzeitigen Pläne sehen vor, dass die Wandse zwischen den beiden Teilen des Einkaufszentrums überbaut wird. Das wäre nicht nur für 20 Jahre Renaturierung der Wandse ein Todesstoß sondern wieder einmal ein ein Beispiel für die Betonkopf-Mentalität mancher Manager, die Rahlstedt höchstens dem Namen nach kennen: Warum bitte schön kann unsere schöne Wandse nicht schonend in das Einkaufszentrum integriert werden als Attraktion für Besucher des Einkaufszentrums? Warum wird Natur immer nur als Problem und nicht als Chance begriffen?

Am Beispiel der abgeholzten Alleen sieht man sehr deutlich: Einmal begangene Sünden sind nur sehr schwer wieder rückgängig zu machen. Wir Grünen setzen uns in Hamburg und in Wandsbek seit Jahren dafür ein, dass das Straßenbegleitgrün gepflegt wird und wir wollen auch mehr Straßenbegleitgrün. Auch hier sieht die Realität leider so aus, dass Hamburg ständig an Straßenbäumen verliert. Da wird wenig getan obwohl doch gerade die Menge an Bäumen und Grün ein Markenzeichen von Hamburg ist.

Die Frage nach der Weiterentwicklung des Rahlstedter Zentrums und vor allem der Einkaufsmöglichkeiten muss man natürlich im Gesamtzusammenhang sehen: Es gibt ein Raumordnungskonzept der Hamburger Einzelhandelszentren. Dort wird eine strategische Planung der verschiedenen Zentren in Hamburg vorgenommen - die Zentren werden in verschiedene Größenklassen unterteilt (z.B. Bezirkszentrum, Stadtteilzentrum). Ziel des Konzept ist es, überall in Hamburg eine gute Nahversorgung zu gewährleisten und die Attraktivität aller Zentren zu erhalten. Die kleinste Stufe sind die lokalen Nahversorgungszentren wie beispielsweise das am Hegeneck, in der Greifenberger Straße, in Großlohe oder in den Boltwiesen. Das Rahlstedter Zentrum und vor allem das Rahlstedt-Center bilden eine höhere Stufe - das Bezirksentlastungzentrum. Hier geht es dezidiert um "Shopping", das über den alltäglichen Bedarf hinaus geht. Darüber hinaus geht in Wandsbek nur noch das Bezirkszentrum, nämlich der Einzelhandel um den Wandsbeker Markt. In diesem Zentrenkonzept sind das AEZ und das Rahlstedt-Center in ihrer Funktion und Größe gleich gestellt.

Hieran sieht man dezidiert, dass diejenigen, die derzeit die Mehrheit haben kein Interesse mehr an einer sinnvollen Verteilung von Einzelhandelsgebieten haben. Denn das AEZ als lokales Zentrum hat durch den von SPD und CDU befürworteten Ausbau inzwischen an Einzelhandelsfläche das Wandsbeker Bezirkszentrum in seiner Größe überflügelt und wenn man durch Rahlstedt fährt, dann wird hier ganz entschieden Werbung für das AEZ gemacht. Leider vermischen sich hier auch private, geschäftliche und politische Interessen: Mehrere Bürgerschaftsabgeordete sind Angestellte der ECE, der Gesellschaft die u.a. das AEZ bewirtschaftet. Geschäftsführer der ECE ist der ehemalige wirtschaftspolitische Sprecher der CDU-Bürgerschaftsfraktion, Herr Mattner. Klar, dass bei so guten Kontakten in die Politik Recht und Gesetz wachsweich werden.

Mehr über die Vermischung von Politik und Geschäft können Sie übrigens auch in dem Buch "Angriff auf die City" von Walter Brune nachlesen, der auch die Praxis der ECE umfangreich beleuchtet.

Es gab ein Gutachten zum Einzelhandel in Rahlstedt, das in der Tag fest gestellt hat: Ein ungewöhnlich geringer Anteil der Kaufkraft der Rahlstedter bleibt in Rahlstedt. Wenn man sich die Bahnhofstraße anschaut, dann fehlt es vor allem an Highlights, die die Kunden anziehen. Elektronik beispielsweise ist in Rahlstedt kaum zu bekommen. Dafür schießen die Schnäppchen-Läden aus dem Boden. Leider sind die örtlichen Gewerbetreibenden und die Grundeigentümer nicht in der Lage, gemeinsam alle an einem Strang zu ziehen um einen guten Branchenmix, eine attraktivere Gestaltung der Bahnhofstraße (nicht einmal auf eine einheitliche Aufstellung von Blumenkübeln konnten sich die Geschäfte einigen) und ein besseres Image von Rahlstedt zu sorgen.

Hier rächt es sich auch ungemein, dass das Rahlstedter Ortsamt aufgelöst wurde und unsere ehemalige Ortsamtsleiterin, die als Ansprechperson für die Menschen und Gewerbetreibenden vor Ort galt, abberufen wurde. Politik ist in der Lage, baurechtliche Grundlagen zu legen und als Vermittler aufzutreten. Der städtebauliche Rahmenplan ist eine gute Grundlage. Was nun gebraucht wird, sind Investoren, die in Rahlstedt investieren wollen. Ich möchte mich dafür einsetzen, dass solche Investoren gewonnen werden und auch die Verwaltung das tut, was sie kann um Rahlstedt aufzuwerten - der Bau der neuen Bücherhalle ist ein guter Anfang. Die derzeitigen Abgeordneten von SPD und CDU, die Rahlstedt in der Bürgerschaft vertreten, machen hier leider wenig. Ich verspreche nicht, dass sich die Situation in Rahlstedt kurzfristig stark verbessern wird.. Aber ich kann versprechen, dass ich mich für Rahlstedts Interessen stark machen werde.

Mit freundlichen Grüßen,
Vasco Schultz