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Ulrike Gote
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Frage von Michaela M. •

Frage an Ulrike Gote von Michaela M. bezüglich Energie

Sehr geehrte Frau Gote,
Zur Wahlvorbereitung habe ich die Internetseite der bayrischen Grünen gelesen. Dort steht als Wahlkampfthema der Ausstieg aus der Atomenergie, unter anderem mit der Begründung: "Atomenergie liefert keine Wärme und senkt daher nicht den Bedarf an Öl und Gas."
(http://www.gruene-bayern.de/Atompolitik.128.0.html) Meiner Ansicht nach ist das grundlegend falsch. Erstens: Natürlich wird Wärme produziert, schließlich ist der Stromerzeugungsprozess ein Dampfkraftprozess. Zweitens: Ca. 17% des deutschen Stromes werden mit Gasturbinenkraftwerken erzeugt. Eine Stromquelle spart deshalb Gas ein.
Da ich eigentlich ihre Partei als kompetent in Fragen Energie eingeschätzt habe, würde ich gerne wissen ob es für diese Aussage eine sinnvolle Erklärung gibt und ob sie Ihrer persönlichen Meinung entspricht. Des weiteren würde mich interessieren ob Sie die Ersetzung von Kohlekraftwerken oder die Abschaltung von Kernkraftwerken für wichtiger halten.
Mit freundlichen Grüßen, Michaela Mayer

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Antwort von
Bündnis 90/Die Grünen

Sehr geehrte Frau Mayer,

auf Ihre Anfrage zur Atompolitik möchte ich Ihnen gerne antworten. Wenn wir behaupten: „Atomenergie liefert keine Wärme und senkt daher nicht den Bedarf an Öl oder Gas“, dann benutzen wir das Wort „liefern“ im klassisch ökonomischen Sinn. Natürlich wird technisch auch beim Atomkraftwerk Wärme frei. Sie geht sogar zu einem erheblichen Teil einfach verloren. Deutsche Atomkraftwerke kommen über einen Wirkungsgrad von 36 % nicht hinaus. D.h. 64 % der Wärme werden nicht genutzt, sondern gehen in die Flüsse und in die Luft. Mir ist nicht bekannt, dass ein bayerisches Atomkraftwerk auch nur 1 % der Abwärme in einem KWK-Prozess nutzen würde. Würde Ihnen die Formulierung „Bayerns Atomkraftwerke produzieren Strom und die erheblich anfallende Abwärme wird nicht genutzt, und ersetzt daher kein Öl oder Gas“ besser gefallen?

Natürlich wird in Deutschland auch Strom auf der Basis von Erdgas produziert. Aber niemand in der Energiewirtschaft denkt daran, Gaskraftwerke durch Atomkraftwerke zu ersetzen. Gaskraftwerke werden vor allem als sogenannte Spitzenlastkraftwerke eingesetzt, weil sie von den fossilen und nuklearen Kraftwerken am leichtesten in ihrer Leistung zu regeln sind. Das können Sie jeden Tag auf der Seite der Strombörse in Leipzig nachlesen. Hier ein Link: http://www.eex.com/de/Transparenz/Kraftwerksdaten/ Daten/Effektive%20Erzeugung. Atomkraftwerke sind viel zu schwerfällig, um diese Funktion der Gaskraftwerke zu erfüllen.

Meine persönliche Meinung ist, dass ich die Abschaltung der Atomkraftwerke für dringlicher halte, als die Abschaltung von Kohlekraftwerken. Das Risiko der Kohlekraftwerke ist besser kalkulierbar und die Schadensmöglichkeit eines einzigen Kohlekraftwerks im Vergleich zu einem einzigen Atomkraftwerk doch deutlich geringer. Die von uns vertretene Politik der Energiewende will jedoch beides erreichen. Da für die Atomkraftwerke ja nach Gesetzeslage noch eine Übergangsfrist von ca. 14 Jahren besteht, wird es in dieser Zeit mit Sicherheit auch eine Reduzierung bei der Kohleverstromung geben. In den letzten 10 Jahren wurden die Erneuerbaren Energien so stark ausgebaut, dass heute jährlich ca. 60 TWh Strom mehr aus erneuerbaren Energien produziert werden. Die beiden stillgelegten Atomkraftwerke haben etwa 7 TWh produziert. Nicht die Grünen, sondern der Bundesverband der deutschen Elektrizitäts- und Wasserwirtschaft erwarten, dass die Stromproduktion auf Basis erneuerbarer Energien bis zum Jahr 2014 noch mal um 80 TWh zunehmen wird. Die bis dahin nach Atomgesetz zur Stilllegung „fälligen“ Atomkraftwerke produzieren ca. 48 TWh jährlich. Da ist also noch genug Kapazität um auch Kohlekraftwerke stillzulegen.

Mit freundlichen Grüßen

Ulrike Gote, MdL