Ulrike Bürgel
Bündnis 90/Die Grünen
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Frage von Florian N. •

Frage an Ulrike Bürgel von Florian N. bezüglich Wissenschaft, Forschung und Technologie

Guten Tag,
Dresden ist u.a. aufgrund des Max Planck Institutes, des CRTD und des DZNE zu einen wichtigen Wissenschaftsstandort im Bereich Biologie und Biomedizin geworden. Fuer die Forschung in diesen Bereich ist das Arbeiten mit Versuchstieren (in aller Regel Maeusen und Ratten) bzw. menschlichen Zellkulturen (embryonale Stammzellen) unabdingbar. Wie stehen Sie zu Versuchstieren bzw. humaner embryonaler Stammzellen in der biomedizinischen Forschung wie sie in den oben genannten Instituten durchgefuehrt wird?

Viele Gruesse,
Florian Noack

Antwort von
Bündnis 90/Die Grünen

Sehr geehrter Herr Florian Noack,

Vielen Dank für Ihre spannende Frage und Ihr Interesse an BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN. Wie Sie sicherlich erahnen können, stehen BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und ich für Tierschutz und damit für ein Verbot von Tierversuchen. Aber ein Verbot bedeutet nicht gleichzeitig eine Ausbremsung der Forschung, denn es gibt adäquate Alternativen um Tierschutz mit Forschung zu vereinen. Wir wollen Bund und Länder verpflichten, die Entwicklung, Validierung und den Einsatz von Alternativen zu Tierversuchen zu fördern. Das ist unserer Ansicht nach der entscheidende Weg zu weniger Tierversuchen in der Forschung. Wir wollen ein nationales Kompetenzzentrum für tierversuchsfreie Methoden etablieren, in dem alle Informationen zusammenlaufen und das bei der Forschung und Entwicklung von Alternativmethoden unterstützt. Im Gegensatz zur Bundesregierung sehen wir ein ausnahmsloses Verbot der Verwendung von Menschenaffen in Tierversuchen vor. Langfristig wollen wir die Alternativen so ausbauen, dass Deutschland ganz auf Tierversuche verzichten kann.

Forschung ist wichtig. Daher liegen unsere Prioritäten in der Förderung der so genannten Weißen Biotechnologie sowie bei der Medikamenten- oder Impfstoffforschung. Bündnis 90/Die Grünen setzen sich schon seit vielen Jahren bei der Stammzellforschung für eine Stärkung alternativer Ansätze zur embryonalen Stammzellforschung, zum Beispiel der adulten Stammzellforschung, ein. Dieser Ansatz ist unbedenklicher und auch im Sinne einer „Ethik des Heilens“ erfolgreicher als die embryonale Stammzellforschung mit ihren tumorauslösenden Risikopotenzialen.

Wir möchten uns in der kommenden Wahlperiode dafür einsetzen, das Potential induzierter pluripotenter Stammzellen (iPS) als mögliche Alternative zur Verwendung embryonaler Stammzellen stärker in den Fokus zu nehmen. Folgende Punkte sind dabei wichtig:

• Die Forschung mit embryonalen Stammzellen ist abzulehnen, zumal bislang keine eindeutigen Erfolge zu sehen sind.
• Die in 2008 bereits erfolgte Verschiebung des Stichtages sollte einmalig bleiben.

Die Anwendungen moderner Biotechnologien im Bereich der so genannten Weißen Biotechnologie kann - zum Beispiel durch den Einsatz von bio- oder gentechnisch hergestellten Enzymen in geschlossenen industriellen Anlagen - ein substanzieller Beitrag zum Umwelt- und Ressourcenschutz geleistet und die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen gestärkt werden. Auch die Anwendung von bio- und gentechnischen Methoden bei der Medikamenten- oder Impfstoffproduktion kann aus grüner Sicht sinnvoll sein. Schon seit vielen Jahren befinden sich derartige Pharmaprodukte auf dem Markt wie z.B. gentechnisch produziertes Humaninsulin, das seit 1982 in Deutschland auf dem Markt ist, oder Impfstoffe. Wichtig ist, dass bei diesen in geschlossenen Systemen genutzten Anwendungsbereichen der Bio- und Gentechnologie ein Höchstmaß an Transparenz und Risikoforschung gewährleistet ist und unter anderem sichergestellt ist, dass gentechnisch veränderte (Mikro)Organismen, die in den geschlossenen Anlagen für die Produktion von Enzymen oder pharmazeutischen Substanzen genutzt werden, nicht in die Umwelt entweichen können. Letztlich sind aber auch die mit Hilfe gentechnisch veränderter Bakterien oder tierischer Zellen in geschlossenen Produktionsanlagen hergestellten Wirkstoffe, wie alle Arzneimittel auch, daran zu messen, ob sie einen therapeutischen Fortschritt bedeuten.
Die Anwendung von adulten Stammzellen oder von Stammzellen aus Nabelschnurblut wird von uns - soweit die geltenden medizinischen Vorschriften hinsichtlich des Probandenschutzes und der Nützlichkeit derartiger Therapieansätze berücksichtigt werden - begrüßt. Die Agro-Gentechnik lehnen wir dagegen ab. Sie findet - anders als bei der Weißen Biotechnologie oder der Anwendung für pharmazeutische Produkte - nicht im geschlossenen System statt, sondern es werden gentechnisch veränderte Organismen in die Natur freigesetzt. Diese sind nicht mehr rückholbar. Die Auswirkungen auf Mensch und Umwelt sind bisher kaum bekannt und viel zu wenig untersucht. Darum muss das Vorsorgeprinzip bei der Agro-Gentechnik strikt angewandt werden.

Mit freundlichen Grüßen

Ulrike Bürgel