Udo Gebhardt
SPD
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Frage von Ralf H. •

Frage an Udo Gebhardt von Ralf H. bezüglich Arbeit und Beschäftigung

Hallo Herr Gebhardt !

Wie halten Sie es grundsätzlich mit dem Thema " Bürgerarbeit " ?
Sollte Ihrer Meinung nach die Bürgerarbeit gestärkt, ausgebaut werden,
oder durch andere Formen der Beschäftigung ( Stichwort : 2. Arbeitsmarkt )
ersetzt werden ?

mfg

Antwort von
SPD

Sehr geehrter Herr Herholz,

es wäre gut, wenn sehr viel Wert auf die Vorschaltphase der Bürgerarbeit gelegt wird. Aber für die drei Aktivierungsstufen müssen dringend mehr Mittel und Personal bereit gestellt werden. Denn hier könnten die Betroffenen gezielt auf den aktuellen Arbeitsmarkt vorbereitet werden. Dabei geht es um Berufsabschlüsse, Mobilität, Aktualisierung von Fachwissen und neue Branchenkenntnisse. Dazu gehören auch soziale Erfahrungen in der modernen Arbeitswelt. Darum halte ich sogar Praktika für eine hilfreiche Sache, wenn sie korrekt und kontrolliert durchgeführt werden. Potenzielle Arbeitgeber sollten von Arbeitsagenturen oder Jobcentern dabei verpflichtend einbezogen werden

Darin liegt die wirkliche Chance, über das Modell Bürgerarbeit in einen regulären Job zu kommen.
Wo kein Übergang in reguläre Arbeit möglich ist, folgt dann die Beschäftigungsphase der Bürgerarbeit. Dafür sind insgesamt 4.900 Bürgerarbeitsplätze in Sachsen-Anhalt vorgesehen. Die möglichen Beschäftigungen liegen im Breiten- und Kindersport, bei der Betreuung von Schulbibliotheken oder Jugendclubs, im sozialer Gemeindedienst und dergleichen. Leider kann ich mir keine Illusionen machen, dass Bürgerarbeiter nach Ablauf ihrer dreijährigen gemeinnützigen Tätigkeit nachhaltig und unbefristet angestellt werden. Die knappen öffentlichen Kassen geben das kaum her.
Ich selbst bin seit 15 Jahren ehrenamtlicher Vorsitzender des gemeinnützigen Vereins Projektinitiativen "Wir mit Euch" e.V. in meiner Heimatstadt Dessau. Die ersten Bürgerarbeiter haben wir in Abstimmung mit dem Jobcenter der Stadtverwaltung für die Dessauer Tafel eingerichtet. Und wir haben darauf geachtet, dass die Bürgerarbeiter diese Tätigkeit auch wirklich aufnehmen wollten. Mit Zwang geht so etwas nicht.
Wir haben auch erfahren müssen, dass die Verwaltungspauschale bzw. die Sachkosten für die Träger der Bürgerarbeit finanziell nicht ausreichend sind und die Möglichkeiten solcher Vereine und Verbände sprengen. Mir wäre es lieber, die Bürgerarbeiter würden eine reguläre Beschäftigung nach dem Tarifvertrag für den öffentlichen Dienst haben und wir bräuchten überhaupt keine Essensausgaben für Bedürftige.
Möglicherweise ist es nicht gut, alle paar Jahre neue Beschäftigungsmodelle für den zweiten Arbeitsmarkt zu "erfinden". Ich bin dafür, jetzt die Bürgerarbeit zu dem zu entwickeln, was sie sein könnte. Einige Schwachstellen habe ich hier benannt.

Mit freundlichen Grüßen,

Udo Gebhardt