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Frage von Olaf B. •

Frage an Thomas Strobl von Olaf B. bezüglich Recht

Schönen guten Tag,

u.a. durch Ihr Engagement zum Thema "Schützenspiele" [1] insbesondere nach dem Amoklauf von Winnenden ist gerade im Ländle eine besondere und teilweise überzogene Sensibilisierung zum Thema "Schützenspiele" anzutreffen.

So wurde eine Gemeinde in BaWü derart unter Druck gesetzt, dass sie eine seit Jahren erfolgreiche und friedliche Veranstaltung ("LAN-Party"), welche ausschließlich von Erwachsenen besucht werden darf (präventiver Jugendschutz), mit derartigen Auflagen bezüglich der bereitgehaltenen Spiele belegt, dass die Veranstalter nur noch ganz absagen konnten. Dabei wurden auch Spiele verboten, welche bereits als 12 Jahren freigegeben sind und in keinster Weise etwas mit "Schützenspielen" gemein haben.

Gleichzeitig werden weiterhin Schützenturniere mit Kindern an realen Waffen durchgeführt (auch in der betreffenden Gemeinde zeitnah ein Turnier mit unter 14-jährigen).
Man bedenke, der Amokschütze hatte nicht nur "Schützenspiele" auf seinem PC, er hatte auch im Schützenverein das Schießen erlernt und dadurch auch Zugang zu realen Waffen gehabt.

Sie möchten virtuelle Waffen (welche noch keine Menschen getötet haben) verbieten, aber die Ausbildung an und die Benutzung von realen Waffen (welche auch in Amokläufen zum Einsatz kamen) wird dagegen nicht eingedämmt, sondern unter dem Banner "Kulturgut" eher weiter protegiert.

Wie möchten Sie diesen Widerspruch (Erwachsenen werden virtuelle Waffen verboten, Kinder dagegen weiter an realen Waffen ausgebildet) zum Einen erklären und was gedenken Sie zum Anderen gegen die beginnende Hysterie zum Thema "Schützenspiele" zu tun?

Mit freundlichen Grüßen,
Olaf Boos

[1] Der Begriff "Schützenspiele" umschreibt das kritisierte Spielgenre (Punkte erzielen durch Schießen mit Waffen) besser als das eher polemische und unpräzise "Killerspiele". Dies hatte u.a. schon dazu geführt, dass auch harmlose MMORPG wie z.B. "World of WarCraft" als "Killerspiel" diffamiert wurde.

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Antwort von
CDU

Sehr geehrter Herr Boos,

haben Sie vielen Dank für Ihre Anfrage. Die von Ihnen beklagte übertriebene Sensibilisierung zum Thema „Schützenspiele“ vermag ich nicht zu beurteilen und das ist überhaupt nicht mein Thema.

Dass Sie allerdings mein Engagement in der Sache für die Übersensibilisierung (mit-)verantwortlich machen, kann ich nicht nachvollziehen. Viel mehr Aufgeregtheit als meine Antworten dürften wohl eher die vielen „Schützenspielanhänger“ selbst produzieren, die trotz klarer Sachlage immer wieder aufs Neue ihre Anfragen stellen, die schlicht unwahre Unterstellungen enthalten, so auch die Ihre, mit der abwegigen Unterstellung, ich wolle virtuelle Waffen verbieten. Mir geht es darum, ergebnisoffen Klarheit darüber zu gewinnen, ob es einen Kausalzusammenhang zwischen sogenannten Killerspielen und einem Attentat mit 17 Toten geben könnte.

Da Sie möglicherweise an einer ernsthaften Antwort interessiert sein könnten, möchte ich auf Folgendes hinweisen: Was den von Ihnen vermuteten Widerspruch in der Behandlung von Schützenvereinen und Ego-Shootern angeht, liegt ein solcher gar nicht vor. Der große Unterschied im Gefahrenpotential beider „Hobbys“, der eine differenzierte Behandlung rechtfertigt, besteht nämlich im Bereich seelischer Abhängigkeit. International führende Wissenschaftler wie Prof. Dr. Gerald Hüther von der Universität Göttingen, Dr. Dave Greenfield vom Center for Internet & Technology Addiction in West Hartford/USA sowie Dr. Kim Hyun-Soo von der Neuropsychiatrischen Klinik „Joy of Life“, Seoul/Korea sind sich einig, dass Videospiele süchtig machen und zu Aggressionsstau führen können, der auf Entladung drängt (und zwar je gewalthaltiger das Spiel, desto mehr). Diese Sucht aber, die bei Mitgliedern von Schützenvereinen so nicht existent ist (jedenfalls nicht als Folge ihres Hobbys), ist es, die bei labilen Menschen Kurzschlusshandlungen ermöglicht und Amoktaten auslösen kann.

Deshalb sehen Wissenschaftler eine höhere Gefahr von (virtuellen) „Killerspielen“ ausgehen als vom „Blattschießen“ mit echten Waffen (besonders wenn die Waffen sicher verwahrt und vor Missbrauch durch Dritte gesichert sind). Die Wissenschaftler verweisen darauf, dass es schließlich nicht die Waffe ist, die tötet, sondern der Mensch am Abzug, genauer dessen Mentalität. Und „Killermentalitäten“ erwarten die zitierten Wissenschaftler eher von suchtmachenden PC-Games als vom biederen Präzisionsschießen im Trachtenanzug in Schützenvereinen.

Ob man deswegen allerdings einen solchen Generalverdacht gegen Ego-Shooter aussprechen kann, dass wie in dem von Ihnen geschilderten Fall bereits LAN-Partys für Erwachsene abgesagt werden, ist nicht mein Thema. Und ob die genannten Wissenschaftler Recht haben, sollen die von mir verlangten weiteren Untersuchungen ergebnisoffen zeigen.

In der Hoffnung, mit meiner Antwort zu einer Versachlichung der Debatte beigetragen zu haben, verbleibe ich

mit freundlichen Grüßen
Ihr

Thomas Strobl MdB