Thomas Röver
DIE LINKE
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Frage von Daniel K. •

Frage an Thomas Röver von Daniel K. bezüglich Energie

Sehr geeherter Herr Röver,

ich habe eine Anmerkung zur Atompolitik:
Wär es nicht sinnvoller, solange die Atomkraftwerke weiter zu betreiben, bis man wirklich ganz auf die, durch sie produzierte Energie verzichten kann? Natürlich gab es in letzter Zeit viele Skandale, vorallem was die Asse betrifft, aber im Prinzip ist es doch viel umweltschonender - vorallen im Vergleich zu den Kohlekraftwerken etc.- was den CO² ausstoß angeht und somit auch die globale Klimaerwärmung. Kann man die Atomkraftwerke deshalb allen schon nicht weiter betreiben bis man wirklich auch erneuerbare Energie "umschalten" kann?
Natürlich sollte man die wirklich unsicheren Werke wirklich ausschalten, aber wenn ich höre das neue Kohlekraftwerke geplant sind, da krieg ich echt zu viel. Ich hoffe doch sehr, dass Die Linke dagegen ist neue Werke zu bauen.

Aber ansonsten finde ich das Wahlprogramm sehr gut. Es ist, meiner Meinung nach, viel verständlicher für die Leute. Andere Parteien, vorallem "die Großen" werben doch eher mit unverständlichen Sprüchen, die wahrscheinlich keiner versteht. "Für ein starkes Deutschland" Aber was soll damit gemeint sein? Allein das ist doch schon Grund genug die anderen nicht zu wählen.

Ich muss mich zwar öfters rechvertigen wenn ich sage, dass ich Die Linke wähle aber das ist es mir schon wert.

Meine Stimme werden Sie am 27. bekommen.

Mit freundlichen Grüßen

Antwort von
DIE LINKE

Hallo Herr Köhler,

wir können nicht von heute auf morgen "umschalten", sondern können nur, so schnell wie möglich, in einem Prozess umsteigen.
In den letzten Jahren haben wir aber gesehen, dass die Energiekonzerne von sich aus, "freiwillig", nicht umsteigen wollen, vielmehr alles tun, um den Umstieg zu verhindern.
Die Idee des "Atomkonsenses" war, überschaubar, mit Perspektive, den Energiekonzernen zu zeigen: Dann ist Schluss, ihr habt Zeit, diesen Ausstieg aus der Atomenergie vorzubereiten und regenerativen Ersatz zu schaffen. Die Konzerne haben nichts getan...
Und jetzt kommen wir zu dem Punkt, wo die Konzerne ihren Teil des Kompromisses einhalten müssten, und jetzt eine Laufzeitverlängerung?

Es gab immer schon viele Gründe, aus der Atomenergie auszusteigen (bzw. schon damals die Forderung: niemals einzusteigen):
1. Jedes Atomkraftwerk kann ein potentieller Super-GAU-Kandidat. Das kann JEDERZEIT passieren, und aufgrund der Materialermüdung wird es immer wahrscheinlicher, dass es passiert.
2. Die Urangewinnung ist eine dramatisch gefährliche, ja in der Realität tödliche Beschäftigung (für die Arbeiter in den Minen)
3. Niemand weiß, wohin (sicher) mit dem Müll (und je länger die AKW´s laufen, desto größer wird die zu entsorgende Müllmenge)
4. Auch niedrige Strahlenbelastung ist gesundheitsgefährdend (nachweislich bei Kindern und Leukämieerkrankungen in der Nähe von AKW´s)
5. Aufgrund der hohen Forschungs- , Sicherheits- und Entsorgungskosten (die allerdings von der Allgemeinheit, d.h. hauptsächlich dem Staat getragen werden) ist keine billige Energie
...
Alle diese Gründe wurden anfangs von der Atomindustrie als unsinnig dargestellt, alle Argumente haben sich zwischenzeitlich als richtig erwiesen.

Zur Zeit kommt jedoch, und jetzt sind wir im Kern Ihrer Frage, die Tatsache hinzu, dass Atomkraftwerke GRUNDLASTKRAFTWERKE sind, d.h. sie lassen sich nicht beliebig ein- und ausschalten. Regenerative Energieerzeuger haben jedoch zum großen Teil (Wind, Sonne, teilw. Wasserkraft) saisonale, teilweise stündlich stark wechselnde Energieerzeugungsmengen. Die jetzt installierte Menge regenerativer Energieerzeuger reicht aus, um zu bestimmten Zeiten so viel Strom zu erzeugen, dass AKW´s eigentlich abgeschaltet werden müssten (weil kein Bedarf da ist) - und dies übrigens, obwohl in den letzten Jahren durchschnittlich 20% unserer AKW-Kapazitäten sowieso abgeschaltet sind (wegen Revisionen, nach Störungen etc). Die Regenerativen wachsen aber, mit Steigerungsraten von 10 - 30% jährlich.
Und jetzt müssen wir uns entscheiden: Weniger AKW´s - oder weniger Regenerative?

Solange Deutschland als rohstoffarmes (!) Land - trotz ausgeschalteter AKW´s; trotz einem fast allein mit Bürgerengagement vorangetriebenen Ausbau der Regenerativen, ohne ernsthafte Bemühungen der Stromkonzerne; ohne dass die Energiesparpotentiale in der Bundesrepublik auch nur annähernd ausgeschöpft sind - ein Stromexporteur ist, sagen wir: es sind zu viele AKW - Kapazitäten auf dem Markt. Es muss schnellstens so viel abgeschaltet werden, dass ein Bedarf an einem verschärften Zubau regenerativer Energieerzeugungssysteme erzeugt wird und nicht umgekehrt gehindert wird.

In gleicher Wiese wehren wir uns natürlich auch gegen den Neubau von Kohlekraftwerken.

Nein, die Lösung liegt in der anderen Richtung:
Sofortiges Abschalten der 7 ältesten bzw. störanfälligsten Reaktoren; der verschärfte Ausbau der Regenerativen, Netzausbau, Schaffung von Stromspeicherkapazitäten, ggf. Schaffung einiger weniger Spitzenlastkraftwerke (wenn der Spitzlastdeckung nicht z.B. über dezentrale, aber zentrale anzusteuernde Blockheizkraftwerke gelingen kann), Energieeinsparmaßnahmen, Erhöhung der Energieeffizienz etc pp., und zwar sofort.
Ich bin mir ziemlich sicher, dass wir dann zwar keinen Strom mehr exportieren könnten, aber innerhalb weniger Jahre einen unumkehrbaren Einstieg in ein wirklich so zu nennendes Solarzeitalter schaffen könnten.

Denn eines ist klar: Auch Uran ist sehr endlich. Und die Rohstoffknappheit, die echte Energieknappheit kommt noch, und wird durch die 4% Atomenergie nicht ernsthaft hinausgezögert. Ohne die oben genannten Einsparbemühungen und ohne die Ökoenergien kommen sehr finstere Zeiten auf uns zu, und je eher und energischer wir den Umstieg schaffen, desto besser sind wir auf die die kommende, wirkliche Energieknappheit vorbereitet.

Mit freundlichen Grüßen
Thomas Röver