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Sylvia Kotting-Uhl
Bündnis 90/Die Grünen
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Frage von Guido L. •

Frage an Sylvia Kotting-Uhl von Guido L. bezüglich Recht

Sehr geehrte Frau Kotting-Uhl,

zunächst einmal beglückwünsche ich Sie und Ihre Partei zur weitsichtigen Warnung vor den Folgen der Atomenergie, und zwar schon vor dem Reaktorunfall von Tschernobyl im Jahr 1986, während die Schwarz-Gelbe Bundesregierung noch kurz vor der Katastrophe in Fukushima 2011 die Laufzeiten der AKWs bedenkenlos verlängerte.

Wie wir alle wissen, werden um die Lagerplätze für befüllte CASTOR(c)-Behälter in den Zwischenlagern Gorleben, Ahaus sowie auf den Geländen der AKWs auf Anordnung von Umweltminister Norbert Röttgen (CDU) jetzt zusätzliche Schutzwände aus Beton gezogen. Meines Wissens wird aber kein zusätzliches Schutzdach gefordert. Die Notwendigkeit dieser Maßnahme wird mit dem Schutz vor terroristischen Angriffen begründet.
Ich habe jedoch eine ganz andere Vermutung: Wenn man sich mit dem Thema "CASTOR" näher beschäftigt, stößt man im Internet auf einen möglichen Konstruktionsmangel, der die Dichtheit gegen ionisierende Strahlung betrifft. Gibt man bei Google das Wort "Neutronenfenster" ein, so erfährt man höchst interessante Dinge, z.B.
http://www.greenpeace.de/fileadmin/gpd/user_upload/themen/atomkraft/201103_____GP_Neutronenmessung_____Gorleben_____CASTOR_2010.pdf ,
http://www.castor.de/technik/transport/032001/transp0328.html

Sie, sehr geehrte Frau Kotting-Uhl, haben sich mit sicherheitstechnischen Aspekten der CASTORen bekanntlich schon intensiv beschäftigt, siehe http://www.gruene-bundestag.de/cms/default/dokbin/395/395842.kleine_anfrage_strahlenbelastung_am_zwis.pdf

Meine Fragen:
- Können Sie meine Vermutung bestätigen, dass die offizielle Begründung "Schutz vor Terroristen" nur vorgeschoben ist und die Schutzwände vorrangig zur Abschirmung gegen Gamma- und Neuronenstrahlung, also zum Schutz von GNS- und AKW-Mitarbeitern hochgezogen werden?
- Wenn dem so ist: Wie werden die Polizeihundertschaften, die die CASTOR(c)-Transporte dicht begleiten, gegen erhöhte Strahlung geschützt?

Mit freundlichen Grüßen
Guido Langenstück

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Antwort von
Bündnis 90/Die Grünen

Sehr geehrter Herr Langenstück,

nun endlich die sehr verspätete Antwort, wofür ich Sie noch einmal um Entschuldigung bitte.

Die Problematik, die Sie mit Ihrer Frage ansprechen, habe ich parlamentarisch bearbeitet. Neben Einzelfragen habe ich dazu auch eine Kleine Anfrage eingebracht [1]. Ihren Verdacht kann ich allerdings nicht bestätigen. Die Terrorschutz-Begründung der von Ihnen angesprochenen Maßnahmen scheint mir plausibel. Was weder heißt, dass ich mich dadurch beruhigt fühle, noch, dass die von den Zwischenlagern ausgehende Strahlung mir keine Sorgen bereitet. Wirkliche Sicherheit vor den Risiken und Strahlenbelastungen der Atomkraft werden wir nur durch die Abschaltung der Atomkraftwerke, deren möglichst schnellen vollständigen Rückbau und das baldmöglichste Finden eines im Vergleich sichersten Endlager-Standortes erreichen. An diesen Bereichen arbeite ich weiterhin im Bundestag (und zwar so intensiv, dass andere Dinge manchmal unangemessen lange liegenbleiben).

Da die Hintergründe dieser und anderer Terrorschutz-Maßnahmen immer der Geheimhaltung unterliegen, sind sie öffentlich nicht nachvollziehbar und nicht überprüfbar. Das ist gerade bei der jedermann und jedefrau bedrohenden atomaren Strahlung ein großes Defizit und schafft logischerweise Misstrauen. Dazu kommt, dass es im Atombereich nicht nur bei Terrorschutz-Maßnahmen, sondern geradezu als Regel intransparent zugeht. Fragen an die Bundesregierung sind auch deshalb ein wichtiger Bestandteil meiner Arbeit, weil sie einen Beitrag leisten, nicht-veröffentlichte Informationen, auf die die Bevölkerung einen Anspruch hat,offen zu legen. Die Atom-Aufsichtsbehörden versäumen das im Allgemeinen.

Vielen Dank für Ihr Interesse!

Mit freundlichen Grüßen

Sylvia Kotting-Uhl