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Stephan Thomae
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Frage von Gertrud M. •

Frage an Stephan Thomae von Gertrud M. bezüglich Gesundheit

Sehr geehrterHerr Thomae,

mehr als die Hälfte und damit die Mehrheit der Deutschen ist laut einer aktuellen Umfrage nicht für die als gesetzliche Verpflichtung zur Organ-/Körperspende benannte Widerspruchslösung https://www.zeit.de/news/2019-05/25/umfrage-organspende-fast-50-prozent-fuer-widerspruchsloesung-190525-99-370307 .

Dies ist umso bedeutsamer, da seit Jahren unablässig für die Organ-/Körperspende in allen Medien geworben wird und sich viele Politiker persönlich in allergrößter Weise zu jeder Zeit dafür einsetzen. Es wird das Narrativ verbreitet, dass Menschen sterben weil sie kein neues Organ bekommen! Menschen sterben weil sie sterblich sind oder an einer tödlichen Krankheit leiden! Sie bekommen kein neues Organ bei einer Transplantation, sondern ein verbrauchtes und geschädigtes Organ eines anderen Menschen, welches der eigene Körper nicht haben will und mit allen Mitteln versucht abzustossen. Ich frage mich, warum es nicht um eine Verbesserung der Funktion des vorhandenen Organs in der Diskussion geht, sondern nur um die Steigerung von Organ-/Körperverwertungenszahlen in den Kliniken? Ist dies nicht ein wesentlicher Unterschied?

Bei einer repräsentativen Umfrage zum Thema Hirntod als Kriterium für den irreversiblen Ausfall des Gehirns, waren 40 Prozent der Befragten der Meinung, unter diesen Umständen dürften keine Organe entnommen werden. Selbst Besitzer eines Organspendeausweises wussten nicht besser Bescheid über das Hirntodkriterium. https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/101153/Grosse-Wissensluecken-beim-Thema-Organspende

Sehen Sie unter diesen Umständen nicht die dringende Notwendigkeit einer ausführlichen (Zwangs-)Information der Bürger über die medizinischen Hintergründe und einen für jedermann verständlichen, ausführlichen und bildhaften Beschreibungsablauf der Organ-/Körperspende vom Ablegen des Hirntoten auf den OP-Tisch bis zum Verpacken der gewonnenen Organ- und Körperteile und deren weltweite Verteilung?

Mit freundlichen Grüßen

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Die Widerspruchsregelung zur Organspende, die eine Gruppe Bundestagsabgeordneter verschiedener Parteien um Gesundheitsminister Jens Spahn vorgelegt hat, greift meines Erachtens unverhältnismäßig in das Selbstbestimmungsrecht der Menschen ein. Alle Menschen pauschal per Gesetz zu Organspendern zu erklären, geht aus meiner Sicht deutlich zu weit. Die Widerspruchslösung verletzt insbesondere das Selbstbestimmungsrecht des Menschen und ist deshalb abzulehnen. Ich habe mich daher für ein Verfahren ausgesprochen, bei dem es regelmäßige behördliche Erinnerungen gibt, etwa bei der Beantragung oder Verlängerung von Ausweisdokumenten – der sogenannten verpflichtenden Entscheidungslösung. Bei der unbürokratischen, verpflichtenden Entscheidungslösung muss jeder verpflichtend erklären, ob er Organspender sein möchte. Durch die wiederkehrende Abfrage wird die Sensibilität für das Thema der Organspende erhöht, ohne Druck von außen. Eine ausreichende Information und Aufklärung zu medizinischen Abläufen ist hierbei natürlich wichtig, eine sogenannte Zwangsinformation ist allerdings nicht möglich. Die endgültige Fassung war leider entschärft formuliert, was ich persönlich bedauere, aber nun muss evaluiert werden, ob auch so mehr Menschen in Deutschland einen Organspende-Ausweis mit sich tragen oder nicht. Wenn auch weiterhin noch Verbesserungsbedarf besteht, setze ich mich als Abgeordneter weiter für die verpflichtende Entscheidungslösung ein.

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