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Stephan Protschka
AfD
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Frage von Michael v. •

Frage an Stephan Protschka von Michael v. bezüglich Landwirtschaft und Ernährung

Schon in geringen Mengen schädigen Glyphosat und »Roundup« die menschlichen Embryonal- und Plazentazellen sowie die DNA von Menschen und Tieren. In menschlichen Zellen kann »Roundup« innerhalb von 24 Stunden zum vollständigen Zelltod führen. Nachweislich tödlich ist »Roundup« vor allem auch für Amphibien. Zudem bestehen bei Menschen und Tieren Zusammenhänge zwischen Glyphosat und Fehlbildungen/-geburten. Darüber hinaus wird ein Zusammenhang zwischen Glyphosat und Krankheiten wie Alzheimer, Diabetes und Krebs hergestellt, ebenso zu Depressionen, Herzinfarkten und Unfruchtbarkeit (https://albert-schweitzer-stiftung.de/aktuell/glyphosat-auswirkungen). Weshalb wird ein derart schädliches Mittel nicht endlich auf politischem Weg sofort aus dem Verkehr gezogen – steht wirtschaftlicher Profit über der Gesundheit der Bürger?

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Antwort von
AfD

Guten Tag Herr Lüttwitz,
vielen Dank für ihre sehr gute Frage! Diese bedarf einer etwas ausführlicheren Antwort:
Die EFSA hat im Mai 2018 ihre Überprüfung der gesetzlich erlaubten Glyphosat-Höchstgehalte in Lebensmitteln abgeschlossen. Die Überprüfung basiert auf Daten zu Glyphosatrückständen in Lebensmitteln, die der EFSA von allen EU-Mitgliedstaaten übermittelt wurden. Die Überprüfung – die sämtliche mit Glyphosat behandelten Kulturpflanzen berücksichtigt – umfasst eine Risikobewertung, aus der hervorgeht, dass die derzeitigen Expositionsniveaus voraussichtlich kein Risiko für die menschliche Gesundheit darstellen. Für die Bewertung verglich die EFSA Daten zur Ernährung von Erwachsenen und Kindern in der EU mit den von der Behörde in ihrer Schlussfolgerung von 2015 empfohlenen unbedenklichen Aufnahmemengen. Selbiges gilt für die Tiergesundheit.

In Deutschland ist der Einsatz von Glyphosat gesetzlich auf zwei Mal pro Jahr beschränkt. Diese zweimalige Anwendung darf nicht binnen 90 Tagen erfolgen. In Deutschland gilt darüber hinaus eine Höchstmenge pro Jahr und Hektar von 3,6 kg. Die Sikkation ist nur in Ausnahmefällen möglich. Das Mittel wird vor der Aussaat angewandt.

Was das Krebsrisiko betrifft, zitiere ich https://www.quarks.de/umwelt/landwirtschaft/wie-gefaehrlich-ist-glyphosat/:

"Wissenschaftliche Studien haben unterschiedliche Ergebnisse gezeigt. Vielfach handelt es sich dabei um Laborversuche, bei denen Kleintiere mit dem Wirkstoff oder Glyphosat-Produkten in Kontakt kamen. Dabei ist es teilweise zu häufigeren Krebserkrankungen, kürzeren Schwangerschaftszeiten, Wirkungen auf das Hormonsystem oder Fehlbildungen gekommen. Grundsätzlich besteht bei den Studien entweder das Problem, dass Tierversuche nicht eins zu eins auf den Menschen übertragbar sind oder Beobachtungsstudien am Menschen viele Faktoren die Ergebnisse und deren Interpretation verzerren können.

2015 veröffentlichte die internationale Krebsforschungsagentur (IARC), die zur Weltgesundheitsorganisation (WHO) gehört, nach der umfangreichen Untersuchung vieler öffentlicher Studien zu Glyphosat eine abschließende Gefahrenanalyse. Sie urteilte, dass Glyphosat für den Menschen „wahrscheinlich krebserregend“ sei. Die Beweise dafür seien „begrenzt“. Für die Toxizität in Tier- und Zellversuchen lägen jedoch „ausreichend Beweise“ vor

Die Agentur, die sich häufiger schon entgegen anderer offizieller Einschätzungen gestellt hat, war damit für viele Kritiker die Legitimation, weiter gegen Glyphosat vorzugehen. Im Folgenden haben viele weitere Institute eine Analyse anhand verfügbarer Studien und Daten durchgeführt. Für den Menschen halten unter anderem folgende Institute und Behörden Glyphosat für nicht krebserregend:

das deutsche Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR)
die europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA)
die europäische Chemikalienagentur (ECHA)
das Joint Meeting on Pesticide Residues (JMPR) der WHO
die US-amerikanische Umweltbehörde (EPA)
die kanadische Bewertungsbehörde Pest Management Regulatory Agency (PMRA)
die australische Bewertungsbehörde (APVMA)
die neuseeländische Umweltbehörde (EPA)
die japanische Food Safety Commission

Die auf den ersten Blick widersprüchlichen Ergebnisse beruhen auf grundsätzlich unterschiedliche Methoden und Zielen. Die IARC untersucht, ob Stoffe ganz generell toxisch sind. Die Klassifizierung von Glyphosat als „wahrscheinlich krebserregend“ bedeutet lediglich, dass eine Krebsgefahr grundsätzlich möglich ist. In dieser Kategorie sind darüber hinaus auch rohes und verarbeitetes Fleisch oder heiße Getränke gelistet. Die IARC beurteilt das Krebsrisiko jedoch nicht anhand der tatsächlichen Dosis, mit der Menschen in Kontakt kommen.

Darüber hinaus untersuchte die IARC sowohl Studien, bei denen der reine Wirkstoff Glyphosat eingesetzt wurde, als auch Glyphosat in den Verbraucherprodukten wie Roundup, in denen auch weitere Zusätze enthalten sind.

Das deutsche Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) hat mit seiner anschließenden Beurteilung von ebenfalls mehreren hunderten Studien und originalen Versuchsdaten des Herstellers die tatsächliche Gefahr untersucht, die von praxisnahen Konzentrationen aus dem Alltag ausgeht. Man könnte daher sagen: Das IARC stellt fest, ob eine Gefahr generell vorliegen kann. Das BfR und andere wollen herausfinden, ab wann die Gesundheit tatsächlich in Gefahr ist.

Das BfR bewerte einige der Tierstudien als nicht aussagekräftig, weil die eingesetzten Konzentrationen zu hoch gewesen seien. Das galt zum Beispiele für solche Studien, in denen bereits die Muttertiere unter hohen Glyphosat-Dosen Vergiftungserscheinungen zeigten und bei Neugeborenen Fehlbildungen auftraten. BfR und IARC haben die Tierstudien also unterschiedlich eingeordnet und gewichtet. Für beides gibt es Gründe.

Krebserregende Effekte sind laut BfR auch deshalb möglich, wenn sich Wechselwirkungen zwischen Glyphosat und/oder anderen Stoffen der Herbizide ergeben, genauso könnten auch einzelne Inhaltsstoffe dafür verantwortlich sein. Das spricht zwar augenscheinlich nicht für den Einsatz des Totalherbizids, könnte aber ein Problem der Mixtur und nicht des Ausgangsstoffes Glyphosat selbst sein. Hierfür bräuchte es weitere Studien.

Insgesamt wurden etwa laut BfR mehr als 1000 wissenschaftliche Studien zusammen untersucht. Davon ausgehend ist es für Außenstehende kaum möglich, eigene Aussagen zur Toxizität und krebserzeugenden Wirkung zu treffen.

Man könnte sagen: Über Statistik lässt sich aus vorhandenen Daten in einigen Fällen der ein oder andere Schluss ziehen. Letztlich sagen das BfR und viele andere Institute: Glyphosat ist für den Menschen nicht krebserregend, wenn es über die Nahrung aufgenommen wird. Dafür seien die Konzentrationen oder Mengen zu gering. Gleichzeitig kann die Aussage des IARC stimmen, spielt für den Endverbraucher aber möglicherweise keine Rolle.

Darüber hinaus gibt es auch Studien an Landwirten und anderen Menschen, die mit dem Herbizid selbst in Kontakt gekommen sind. Das JMPR zitiert in seiner Einschätzung einzelne Studien, die etwa einen Zusammenhang zwischen dem so genannten Non-Hodgkin-Lymphom (NHL) und Glyphosat untersucht haben. Dabei zeigte sich in mehreren Studien eine zum Teil statistisch signifikante häufigere Krebserkrankung bei solchen Probanden, die Glyphosat genutzt haben im Vergleich zu solchen, die es nie genutzt haben. Das Risiko für NHL war dabei etwa doppelt so hoch.

Die umfangreichste Kohortenstudie zu Gesundheitsfolgen in der Landwirtschaft wurden 2015 publiziert. Die Untersuchung an insgesamt fast 60.000 Landwirten in Iowa und North Carolina zeigte keine statistisch signifikanten Zusammenhänge für die Krebserkrankung NHL oder andere. Das würde demnach auch gegen krebserzeugende Wechselwirkungen oder Effekte aufgrund der Zusätze in den Glyphosat-Produkten sprechen.

Die erhöhten Fallzahlen in Argentinien lassen sich mit diesem Ergebnis und weiteren Studien nicht eindeutig mit Glyphosat in Zusammenhang bringen. Eine mögliche Ursache könnte auch sein, dass die Mittel nicht ordnungsgemäß ausgebracht wurden. So könnten Bauern beispielsweise die Sicherheitshinweise ignoriert und das Mittel zu nah an Wasserquellen ausgebracht haben oder ständig mit dem Mittel in höheren Konzentrationen in Kontakt gekommen sein. Ein zu häufiger Einsatz steht auch im Verdacht, das Auftreten von Krankheiten zu fördern.

Denkbar ist auch, dass das Ausbringen von Herbiziden mit Flugzeugen, die die Mittel noch etwas weiter in die Nachbarschaft der Felder verteilen, die Zivilbevölkerung betroffen hat. Dies findet sich in diversen Berichten und Dokumentationen.

Zusammenfassend muss festgestellt werden, dass der Einsatz von Glyphosat in Deutschland voraussichtlich nicht gesundheitsschädlich ist. Ein Verbot von Glyphosat würde dazu führen, dass andere Breitbandherbizide in größerer Menge ausgebracht werden müsste. Es ist leider nicht so einfach, dass man Glyphosat schnell verbietet. Es braucht unbedingt alternative Wirkstoffe für das Mittel, bevor man an ein Verbot denkt. Ohne Glyphosat ist der Umwelt- und Bodenschutz gefährdet.

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