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Stephan Kühn
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Frage von Christian M. •

Frage an Stephan Kühn von Christian M. bezüglich Umwelt

Sehr geehrter Herr Stephan Kühn!

Warum sollen nur in Deutschland die Atomkraftwerke abgeschaltet werden und hier keine Europäische Lösung angestrebt wurde? Während Nachbarländer es nicht in Erwägung ziehen ihre Atomkraftwerke abzuschalten, bezieht Deutschland dann den Atomstrom in Nachbarländer wenn bei uns die sichersten Atomkraftwerke alle abgeschaltet werden? Hat Deutschlands SPD/GRÜNE Bundesregierung mit diesem Alleingang einen vollen Beitrag zum wirtschaftlichen Untergang Deutschlands beigetragen da die alternativen Energien wie Öl/Gas zu Preisexplosionen geführt haben und somit die Wirtschaft in Deutschland erheblich geschwächt wurde?

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Antwort von
Bündnis 90/Die Grünen

Sehr geehrter Christian Martens,

von einer "Renaissance der Atomkraft" in Europa kann keine Rede sein. In Frankreich ist der Staatskonzern EdF bisher nicht über eine Absichtserklärung zum Bau eines neuen AKW hinausgekommen. In den USA wurde seit 30 Jahren kein Meiler bestellt, in Deutschland seit 22 Jahren nicht mehr, ebenso in Großbritannien und Holland. Kein EU-Land, das bisher auf Atomkraftwerke verzichtet hat (etwa Italien, Dänemark, Österreich, Polen), plant ernsthaft den Einstieg. Belgien und Schweden wollen aussteigen wie Deutschland, Ähnliches plant die neue spanische Regierung. Auch nach der EU-Erweiterung verzichtet die Mehrzahl der EU-Mitgliedsstaaten auf die Atomenergie. Auf der anderen Seite "kopieren" europäische Länder das deutsche Erneuerbare-Energien-Gesetz.

Zentrales Argument für den Ausstieg aus der Atomenergie bleibt das Risiko von Unfällen aufgrund technischer Mängel oder menschlichen Versagens. Reaktorunfälle werden nie auszuschließen sein und ihre Folgen können zu unkalkulierbaren Schäden für ganze Regionen führen. Atomanlagen sind zudem gefährliche Ziele für Terroristen. Hinzu kommen die vielfältigen Belastungen für Gesundheit und Umwelt in der gesamten Technologiekette - vom Uranabbau bis zur Plutoniumwirtschaft - und die ungelöste Frage, wie die radioaktiven Abfälle über Zehntausende von Jahren sicher gelagert werden können. Es gibt weltweit noch kein einziges, sicheres Endlager, aber der strahlende Atommüll steigt tagtäglich weiter an: Mittlerweile haben sich insgesamt ca. 250.000 Tonnen weltweit angesammelt! Auch das weltweite Anhäufen waffenfähigen Plutoniums und mittel-, sowie hochangereicherten Urans, behindert die Abrüstung und schafft neue Gefahrenpotenziale (aktuelles Beispiel Iran).

Und trotz Milliardensubventionierung in den letzten Jahrzehnten (über 100 Milliarden ?!) ist Atomkraft bis heute nicht wettbewerbsfähig. Sie kann im liberalisierten Energiemarkt mit den anderen Energien nicht konkurrieren.

Die Zukunft liegt bei den Erneuerbaren Energien! Sie sind unbegrenzt verfügbar, tragen zum Klimaschutz bei, zerstören weder Landschaft (Tagebaulandschaften!) noch Umwelt. Sie vernichten auch keine Arbeitsplätze - im Gegenteil: 150.000 neue Jobs sind durch die Erneuerbaren Energien entstanden. Zum Vergleich: bei der Atomenergie arbeiten gerade mal 40.000 Menschen. Übrigens (zum Thema Versorgungssicherheit von Atomkraftwerken): Wenn in Frankreich die Sommermonate sehr heiß sind, wird bei den Atomkraftwerken das nötige Kühlwasser knapp. Die Reaktoren müssen herunter gefahren und Strom dazu gekauft werden. Dieser kommt dann aus deutschen Windkraftanlagen!

Mit freundlichen Grüßen

Stephan Kühn