Stefan Wenzel
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Bündnis 90/Die Grünen
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Frage von Robert S. •

Frage an Stefan Wenzel von Robert S. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen

Guten Tag Herr Wenzel,

wie kann eine Integration der zugewanderten Menschen sichergestellt werden, ohne daß es zu xenophobischen Gedanken seitens der einheimischen Bevölkerung kommt?

Und wie kann bei der Integration sichergestellt werden, daß die zugewanderten Menschen ihre kulturelle Integrität nicht verlieren?

Grüße

Robert Schmiedl

Stefan Wenzel
Antwort von
Bündnis 90/Die Grünen

Sehr geehrter Herr Schmiedl,

ich danke Ihnen für Ihre Anfrage.

Xenophobie, also Fremdenangst, kann sich leicht zu Fremdenhass entwickeln. Deshalb muss oberstes Ziel der Integrationspolitik sein, dass sie nicht zu diesen Ängsten in der Bevölkerung führt. Wichtig dabei ist, dass die MigrantInnen nicht fremd bleiben, sondern dass Hürden abgebaut werden und sich Aufnahmegesellschaft und ZuwanderInnen kennen lernen. Es muss eine Durchmischung stattfinden. In der Wohnungspolitik ist z.B. darauf zu achten, dass keine Segregation stattfindet und Stadtteile mit hohem Migrantenanteil Fördermittel für soziale Projekte erhalten. Das Programm "Soziale Stadt" ist ein ganz bedeutender Baustein in dieser Hinsicht, für dessen Erhalt sich die Grünen nachdrücklich eingesetzt haben. Ein weiterer wichtiger Ansatz ist das Diversity-Management, das auf die Schaffung von Vielfalt in allen gesellschaftlichen Bereichen gerichtet ist. Viele Firmen und Konzerne haben bereits die Charta der Vielfalt unterzeichnet und damit ihrem Bemühen um Vielfalt in ihren Betrieben Ausdruck verliehen. Sie haben erkannt, was uns in der Integration erfolgreiche Länder wie Kanada schon seit Jahren voraus haben. Sie nutzen die immensen Potenziale der MigrantInnen mit ihren Ideen, sprachlichen Fähigkeiten, anderen Denk- und Sichtweisen und Kulturen. Diese Vorteile der Migration müssen wir deutlich machen. Die Grünen in Niedersachsen haben ebenfalls eine erfolgreiche Diversity-Initiative in ihren eigenen Reihen gestartet und so viele MigrantInnen - darunter auch viele SpätaussiedlerInnen - angesprochen, für Politik interessiert und Hürden abgebaut.

Der Verlust der besonderen Eigenschaften, die eine kulturelle Zugehörigkeit ausmachen, wird dadurch vermieden, dass keine Assimilation von den MigrantInnen gefordert wird. Sie sollen nicht die von der CDU immer wieder ins Feld geführte "Deutsche Leitkultur" übernehmen. Integration ist ein gegenseitiger Prozess des aufeinander Zugehens. Nicht die MigrantInnen müssen sich allein integrieren, sondern sie müssen auch von der deutschen Gesellschaft aufgenommen werden. Sie muss sich ihnen öffnen. Wir wollen eine Kultur der Anerkennung und des Respekts fördern. Die Mehrsprachigkeit und Interkulturalität der Migrantenkinder ist ein großes gesellschaftliches Potenzial. Sprachfördermodelle in Kindergarten und Schule müssen darauf ausgerichtet sein und frühzeitig ansetzen. Wichtig dafür ist, dass die interkulturelle Kompetenz von Erzieherinnen und LehrerInnen in Aus- und Fortbildung gefördert wird. In Kindergarten und Schule sollen verstärkt Menschen mit Migrationshintergrund eingestellt werden. Muttersprachlicher Unterricht in der Primarstufe muss erhalten bleiben und im Sekundarbereich ausgebaut werden.

Ich hoffe Ihnen mit meinen Ausführungen gedient zu haben.

Freundliche Grüße
Stefan Wenzel

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