Portrait von Stefan Schwartze
Stefan Schwartze
SPD
95 %
19 / 20 Fragen beantwortet
Frage von René W. •

Frage an Stefan Schwartze von René W. bezüglich Jugend

Guten Tag Herr Schwartze,

vielen Dank für Ihre ausführliche Antwort.

Einen Teil Ihrer Antwort möchte ich gerne hinterfragen:

Zitat: "Ich kann Kindern auch nicht den Konsum von Bier erlauben, nur weil Schnaps noch schlimmer ist. "Weniger gesundheitsschädlich" ist nicht gleichbedeutend mit "gesund".

Anm.: Aber genau diese Abwägung findet doch statt, indem zwischen Alkoholhaltigen Getränken und Brandweinhaltigen Getränken unterschieden wird.

Bei meinen Recherchen zu dem Thema konnte ich folgendes finden.
Der von den Experten angeführte Gateway-Effekt wurde bereits hinreichend wiederlegt:
http://blog.rursus.de/2015/01/fakten-jugendliche-nicht-an-aromatisierten-e-zigaretten-interessiert/

Wieso wird also hier eben nicht "relativ" argumentiert und Jugendlichen, bei denen der Jugendschutz versagt hat und Tabakabhängig sind kein einfacher Zugang zu relativ unschädlichen Produkt ermöglicht?

Ergänzend merken Sie an: "Im Sinne des Jugendschutzes ist es daher irrelevant, ob sie mehr, weniger oder gleich viel gesundheitlichen Schaden beim Konsumenten anrichten: Sie gehören nicht in die Hände von Kindern und Jugendlichen – gesundes Dampfen gibt es nicht."

Frage.: Können Sie mit Sicherheit sagen und begründen, wie schädlich E-Zigaretten sind? Oder sprechen wir hier über ein "möglicherweise/könnte/unter bestimmten Voraussetzungen)?

Ferner möchte ich gerne Ihrer Aussage auf die Unabhängigkeit der geladenen Experten folgendes nachhaken:

Bei meinen Recherchen zu dem Thema konnte ich folgendes finden.
Die Experten 1,2,3,4,6,7 stützen Ihre Aussagen ausnahmslos auf 5) (dkfz). Das DKFZ, speziell die hier gemeinte Kolaborationsstelle zur Tabakprävention ist eine Tochtergesellschaft der WHO. Deren Unabhängigkeit steht in begründetem Zweifel.
z.B. http://www.deutschlandradiokultur.de/weltgesundheitsorganisation-eine-geisel-potenter-geldgeber.1008.de.html?dram:article_id=320082

Frage.: Wie begründen Sie anhand dieser Gesichtspunkte die Unabhängigkeit der Geladenen Experten?

Portrait von Stefan Schwartze
Antwort von
SPD

Sehr geehrter Herr Wulff,

vielen Dank für Ihre Nachricht vom 20. Januar 2016, in welcher Sie weitere Nachfragen an mich richten, die ich Ihnen im Folgenden gerne beantworte.

Ihre Frage: „Wieso wird Jugendlichen, bei denen der Jugendschutz versagt hat und die tabakabhängig sind, kein einfacher Zugang zu relativ unschädlichen Produkt ermöglicht?“

Antwort: Ich verstehe zwar Ihren Gedankengang, vertrete jedoch eine gänzlich andere Auffassung vom Sinn und Zweck des Jugendschutzes. Ziel ist, dass Jugendliche gar nicht erst mit dem Rauchen bzw. Dampfen beginnen. Sobald sie volljährig sind, können sie selbst entscheiden, ob sie rauchen bzw. dampfen möchten. Solange sie noch nicht volljährig sind, greift die Fürsorgepflicht des Staates, die im Jugendschutzgesetz ihren Ausdruck findet. Und ich wiederhole mich da gern: Ich werde beim Jugendschutz nicht relativ argumentieren. Aufbauend auf einer solchen Grundlage ließe sich nämlich der Konsum sämtlicher Drogen relativ „rechtfertigen“. Jugendliche, die aus welchen Gründen auch immer nikotinabhängig sind, brauchen im Sinne des Jugendschutzes unsere Unterstützung und unsere Hilfe beim Aufhören. Was sie absolut nicht brauchen, ist eine staatlich legitimierte „Ersatzdroge“.

Ihre Frage: „Können Sie mit Sicherheit sagen und begründen, wie schädlich E-Zigaretten sind? Oder sprechen wir hier über ein "möglicherweise/könnte/unter bestimmten Voraussetzungen?“

Antwort: Die vorliegenden Studien lassen nur einen Schluss zu: E-Zigaretten und E-Shishas sind gesundheitsgefährdend. Sie gehören damit absolut nicht in die Hände von Kindern und Jugendlichen.

Ihre Frage: „Ferner möchte ich gerne Ihre Aussage auf die Unabhängigkeit der geladenen Experten folgendes nachhaken: Bei meinen Recherchen zu dem Thema konnte ich folgendes finden. Die Experten 1,2,3,4,6,7 stützen Ihre Aussagen ausnahmslos auf 5) (dkfz). Das DKFZ, speziell die hier gemeinte Kolaborationsstelle zur Tabakprävention ist eine Tochtergesellschaft der WHO. Deren Unabhängigkeit steht in begründetem Zweifel.“

Antwort: Hier muss ich entschieden widersprechen. Ihre Recherche-Ergebnisse entsprechen nicht den Tatsachen. Ich bitte Sie daher, sich die online verfügbaren Stellungnahmen der geladenen Experten der Öffentlichen Anhörung zu dem Thema vom 11. Januar 2016 im Deutschen Bundestag durchzulesen. Sowohl die Stellungnahme des BfR als auch die Stellungnahme der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin e.V. enthalten eine derartige Vielfalt internationaler wissenschaftlicher Studien, die die Ergebnisse unterstützen, dass ich sie hier nicht alle aufführen kann. Exemplarisch möchte ich Ihnen jedoch eine kleine Auswahl an verfügbaren Studien zu den allgemeinen Gesundheitsrisiken von E-Zigaretten an die Hand geben (aus dem Literaturverzeichnis der Stellungnahme der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin e.V.):

1) McGrath-Morrow SA, Hayashi M, Aherrera A, Lopez A, Malinina A, Collaco JM, Neptune E, Klein JD, Winickoff JP, Breysse P, Lazarus P, Chen G., The effects of electronic cigarette emissions on systemic cotinine levels, weight and postnatal lung growth in neonatal mice. Plos One 2015 Feb 23;10(2).

2) Sussan TE, Gajghate S, Thimmulappa RK, Ma J, Kim JH, Sudini K, Consolini N, Cormier SA, Lomnicki S, Hasan F, Pekosz A, Biswal S., Exposure to electronic cigarettes impairs pulmonary anti-bacterial and anti-viral defenses in a mouse model. Plos One2015 Feb 4;10(2).

3) Lerner CA, Sundar IK, Yao H, Gerloff J, Ossip DJ, McIntosh S, Robinson R, Rahman I. Vapors produced by electronic cigarettes and e-juices with flavorings induce toxicity, oxidative stress, and inflammatory response in lung epithelial cells and in mouse lung. Plos One 2015 Feb 6;10(2):e0116732.

4) England LJ, Bunnell RE, Pechacek TF, Tong VT, McAfee TA. Nicotine and the Developing Human: A Neglected Element in the Electronic Cigarette Debate. Am J Prev Med 2015 Mar 7. pii: S0749-3797(15)00035-5. doi: 10.1016/j.amepre.2015.01.015.

5) Scheffler S, Dieken H, Krischenowski O, Förster C, Branscheid D, Aufderheide M. Evaluation of E-cigarette liquid vapor and mainstream cigarette smoke after direct exposure of primary human bronchial epithelial cells. Int J Environ Res Public Health 2015 Apr 8;12(4):3915-25.

6) Schweitzer KS, Chen SX, Law S, Van Demark M, Poirier C, Justice MJ, Hubbard WC, Kim ES, Lai X, Wang M, Kranz WD, Carroll CJ, Ray BD, Bittman R, Goodpaster J, Petrache I. Endothelial disruptive proinflammatory effects of nicotine and e-cigarette vapor exposures. Am J Physiol Lung Cell Mol Physiol. 2015 Jul 15;309(2):L175-87.

7) Allen JG, Flanigan SS, LeBlanc M, Vallarino J, MacNaughton P, Stewart JH, Christiani DC. Flavoring Chemicals in E-Cigarettes: Diacetyl, 2,3-Pentanedione, and Acetoin in a Sample of 51 Products, Including Fruit-, Candy-, and Cocktail-Flavored E-Cigarettes. Environ Health Perspect. 2015 Dec 8. [Epub ahead of print].

Ich hoffe, Ihnen mit meinen Ausführungen weitergeholfen zu haben und verbleibe mit freundlichen Grüßen

Stefan Schwartze

Was möchten Sie wissen von:
Portrait von Stefan Schwartze
Stefan Schwartze
SPD