Stefan Kröger
FDP
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Frage von Yvonne S. •

Frage an Stefan Kröger von Yvonne S. bezüglich Umwelt

Sehr geehrter Herr Kröger,

ich verfolge mit Interesse Ihre Antworten, die ernsthaft und nicht so lapidar wie teilweise von anderen Kandidaten sind. Mich interessiert die Position der FDP zu Atomstrom. Ich tendiere eigentlich dazu FDP zu wählen, da ich als selbstständige Unternehmerin die Grundsätze der FDP mittrage, bin aber (was "grüne" Themen wie Gentechnik Atomausstieg usw angeht) von den Grünen angetan. Die anderen Parteien halten m.E. immer ihre Fahne in den Wind (siehe Frau Aigner mit Ihrem Genmais Verbot), bisher sind lediglich die Grünen konsequent umweltschützend.
Also lange Worte kurzer Sinn: Wie ernst ist der FDP und Ihnen der Atomausstieg? Befürworten Sie längere Laufzeiten wie von der Atomlobby bzw. den Kraftwerksbetreibern gefordert? Sehen Sie Möglichkeiten im Rahmen der EU-Politik Vorgaben für einen europaweiten Atomausstieg zu machen?

Schonmal vorab vielen Dank für die Beantwortung,
Yvonne Schulz

Antwort von
FDP

Sehr geehrte Frau Schulz,

danke für Ihre Frage deren Antwort wohl etwas länger werden wird. Wenn Guido Westerwelle von der Freiheit zur Verantwortung redet dann findet das auch in den einzelnen Politikbereichen seinen Niederschlag.

Genmais:
Grundsätzlich sollte Forschung nicht eingeschränkt werden, denn man weiß nie was für nützliche Erfindungen entstehen können. Allerdings ist es insbesondere beim Genmais meiner Ansicht nach verantwortungslos, Versuchsflächen neben Agrarflächen von Biobauern zu platzieren, da diese Felder durch Samentransport über Insekten und Wind etc. verunreinigt werden und die Biobauern damit das Biosiegel nicht mehr bekommen. Imker haben ähnliche Probleme durch Freilandanbau von gentechnischen Pflanzen. Hier wird den betroffenen Menschen unnötig die Existenzgrundlage entzogen. Freiheit endet dort wo sie anderen schadet und damit deren Freiheit einschränkt. Wir wollen den mündigen Verbraucher, deshalb steht in unserem Europaprogramm, dass wir die Verbraucherzentralen stärken wollen.

Wichtig ist uns auch eine klare Verbraucherkennzeichnung, damit Sie entscheiden können ob Sie gentechnisch veränderte Produkte zu sich nehmen wollen oder nicht, übrigens eine Grundlage für fairen Wettbewerb. Gute Qualität muß sich von schlechter unterscheiden können, nur so können Preise richtig bewertet werden. Frau Kühnast von den Grünen hat mich hier enttäuscht, unter einer bestimmten Massenprozentgrenze müssen gentechnische Bioreaktoren die zur Herstellung verwendet werden nicht auf der Verpackung angegeben werden, das sehe ich als einen Eingriff in meine persönliche Entscheidungsfreiheit. Insbesondere bei bestimmten Ökowaschmittel ist das leider der Fall, welche in jedem Bioladen stehen, deren Hersteller ich hier nicht nennen möchte.

Atomaussteig:

Parteitagsbeschluß ist, dass die Atomstromerzeugung als Übergangstechnologie gesehen wird. D.h. der Neubau ist ausgeschlossen, wie mir auch unsere Spitzenkandidatin Silvana Koch Mehrin beim Bundesparteitag vor einer Woche bestätigt hat.
Weil wir Freiheit zur Verantwortung ernst nehmen, ist klar, dass wir nicht in verantwortungsloser weise Atommüll produzieren, der mehrere zehntausend Jahre gelagert werden muß, aufgrund der langen Halbwertszeiten. Bis heute gibt es kein geeignetes Endlager. Generationen werden also mit dem Atommüll noch zu tun haben, angesichts des recht kurzen Nutzens der Stromerzeugung ein Wahnsinn.

Aus dem Handelsblatt:
Fachleute schätzen, dass insgesamt 24 000 Kubikmeter hochradioaktiven Mülls aus Atomkraftwerken für Hunderttausende von Jahren unterirdisch gelagert werden müssen. Ein Endlager muss ab 2030 oder 2035 zur Verfügung stehen. Vorher kann der Strahlenmüll nicht unter Tage gebracht werden, weil er noch zu viel Hitze entwickelt.

Sie können sich ausrechnen, dass allein schon wegen der langen Lagerzeit die Atomstromerzeugung die teuerste und risikoreichste Art ist Strom zu erzeugen, die es je in der Menschheitsgeschichte gegeben hat. Dementsprechend ist der schnellste Ausstieg der billigste.

Deshalb haben wir in unser Europaprogramm die Förderung der solaren Stromerzeugung im Mittelmeerraum sowie die Förderung der sauberen Kohleverstromung beschlossen. Weiterhin wollen wir die Agrarsubventionen umschichten für Forschung und Entwicklung.

Es entspricht überhaupt nicht unseren liberalen Grundsätzen, dass der Steuerzahler die Forschung, Zwischenlagerung und Endlagerung für Jahrtausende bezahlen soll und das Privatunternehmen den kurzfristigen Gewinn macht. Wobei netterweise die niedrigen Herstellungskosten an den Verbraucher noch nicht einmal weitergegeben wurden, aufgrund von fehlendem Wettbewerb.
Wie Sie sicherlich wissen ist Herr Clement und Herr Müller bei RWE beschäftigt, von Sozialdemokraten darf man erfahrungsgemäß keine Hilfe für die finanziell schwächeren Mitbürger erwarten, welche am stärksten unter hohen Energiepreise leiden.

Weiterhin treten wir für eine atomwaffenfreie Welt ein. Wenn kein Plutonium produziert wird können auch keine Atomwaffen mehr hergestellt werden. Die Gefahr von Missbrauch durch Terroristen ist ein nicht hinnehmbares Risiko, wir brauchen keine weiteren Krisen, wie wir Sie im Finanzbereich durch das ignorieren von bekannten Risiken erleben.

Die 22%, welche die 17 AKWs zur Gesamtstromerzeugung im Jahr 2008 beitragen werden mit einer Leistung von 21457 MW erbracht. Zu berücksichtigen ist, dass aufgrund von Wartungsarbeiten in der Regel nur 80% der Leistung am Netz sind, also grob 17000 MW. Pro AKW kann man also mit einer Leistung von 1000 MW rechnen.

Ein Offshore Windrad hat eine Leistung von 5 MW, es kann bei einem europäischen Stromverbundnetz in Marokko oder Schottland oder an unserer Ostseeküste stehen. Aufgrund des stetigem Meerwindes ist es grundlastfähig. D.h. pro AKW müssten 200 Windräder mit entsprechendem Flächenverbrauch aufgestellt werden. Weiterhin wird bis zum Jahr 2030 die Offshore-Windkraft an Nord und Ostsee um weitere 25000 MW ausgebaut. D.h. bereits Jahre zuvor hat man den Strom der AKWs kompensiert.

Ein Solarturmkraftwerk, was grundlastfähig ist, hat eine maximale Leistung in Südeuropa/Nordafrika von 200 MW, für jedes Kernkraftwerk müssten also nur 5 Solarkraftwerke gebaut werden, was an sich kein Problem bedeutet, da die Technik ausgereift ist. Der Vorteil des Solarturmkraftwerkes ist, das zusätzlich die Abwärme zur Stromerzeugung über Stirling Motoren genutzt werden kann bzw. eine Meerwasserentsalzungsanlage betrieben werden kann um die Wüste zu bewässern und neue Biomasse zu produzieren, bzw. dem Trinkwasserproblem in Afrika entgegenzuwirken. Um alle AKWs zu ersetzen benötigen wir lediglich 85 Solarturmkraftwerke. Diese Fläche ist allein schon im sicheren Spanien verfügbar.

Es kann nur noch darum gehen mit dem entsprechendem politischem Willen diese Technik auch umzusetzen. Man darf nicht immer Rücksicht auf wenige Oligopolisten nehmen, wie CDU und SPD dies tun. Wir Liberale wollen deshalb eine freie europäische Netzagentur für Stromnetze.

Nur so sinken die Strompreise und wir erhalten einen offenen fairen Wettbewerb. Vor allen Dingen müssen leistungsfähigere Netze gebaut werden, damit der Strom über weite Strecken transportiert werden kann. Wir wollen gerade für die regenerativen Energieerzeuger die Vorteile von Europa nutzen, es gibt in Island (sofern sie hoffentlich bald beitreten), Spanien, Südeuropa viele gute Standorte um die Anlagen aufzubauen. Für die Standorte in Nordafrika bedarf es der außenpolitischen Kompetenz der FDP, verlässliche Vereinbarungen zum Energietransport zu treffen, wie Sie wissen hat Herrn Fischer von den Grünen das Thema Energieaußenpolitik nicht groß interessiert, sonst wären wir schon weiter.

Sie sehen komplexe Inhalte kann man nicht in Phrasen packen wie die Linke es tut. Bitte unterstützen Sie die FDP damit wir bessere transeuropäische Netze für Strom, Gas und Bahn bekommen.

Mit freiheitlichen Grüßen

Stefan Kröger