Portrait von Silke Stokar von Neuforn
Silke Stokar von Neuforn
Bündnis 90/Die Grünen
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Frage von Thomas Z. •

Frage an Silke Stokar von Neuforn von Thomas Z. bezüglich Kultur

Sehr geehrte Frau Stokar,

es ist wirklich schade, daß hier jede Kritik gelöscht wird.
Ich wollte einfach mal von Ihnen wissen, wie sie zur Greencard und zur Zuwanderung von Spitzenkräften stehen.
Denn meiner Ansicht nach ist das Ausbeutung, da diese Kräfte in ihren Ländern für viel Geld ausgebildet werden, diese Länder dann aber keinen Nutzen mehr von ihnen haben.

Ist denn diese Frage wirklich schon zu kritisch?

Portrait von Silke Stokar von Neuforn
Antwort von
Bündnis 90/Die Grünen

Sehr geehrter Herr Zengen,

gerne beantworte ich Ihre Frage zur Greencard. Die Entscheidung der rot-grünen Bundesregierung, dass Hochqualifizierte aus dem Ausland in Deutschland arbeiten können, finde ich richtig. Seit Beginn des Jahres haben ca. 700 Hochqualifizierte aus dem Ausland in Deutschland einen Arbeitsplatz erhalten. Diese Beschäftigung geht nicht zu Lasten inländischer Beschäftigter oder Arbeitssuchender. Mit Fachkräften aus dem Ausland werden ausschließlich Arbeitsplätze besetzt, die durch den inländischen Arbeitsmarkt nicht besetzt werden konnten. Deutschland als Exportweltmeister profitiert von der internationalen Arbeitsteilung. Es ist eine Realität, dass die Arbeitswelt internationaler geworden ist. Deutsche arbeiten im Ausland und Ausländer finden Arbeit in Deutschland. Die individuelle Entscheidung von Menschen, sich vorübergehend oder dauerhaft eine Beschäftigung in einem anderen Land zu suchen, kann durch Abschottung nicht verhindert werden. Viele Jahre sind die Spitzenkräfte in andere europäische Länder oder in die USA und Kanada gegangen. Zahlreiche ausländische Studenten wurden in den vergangenen Jahren an deutschen Universitäten ausgebildet und anschließend von anderen europäischen Ländern abgeworben, weil sie keine Chance hatten, eine Arbeitsgenehmigung in Deutschland zu bekommen. Ich sehe wie Sie das Problem, dass die große Wirtschaftsnationen, die Hochqualifizierten aus ärmeren Ländern abwerben und so die Entwicklungschancen dieser Länder negativ beeinflussen. Untersuchungen belegen aber, dass Fachkräfte in der Regel nicht dauerhaft auswandern, sondern im Ausland auf Zeit arbeiten und dann mit ihren Erfahrungen und ihren Verbindungen in ihre Heimatländer zurückkehren. Zahlreiche Unternehmensgründungen werden gerade von Fachkräften in ihren Heimatländern vorgenommen, die einige Jahre im Ausland gearbeitet haben. Deswegen setze ich mich für vielfältige Wege ein: Ich halte es für richtig eine gesteuerte Zuwanderung von Fachkräften aus dem Ausland zuzulassen. Die Ausbildung in ärmeren Ländern sollten wir durch gezielte Entwicklungshilfe in Bildung unterstützen und ausländischen Studenten weiterhin die Möglichkeit geben, an deutschen Universitäten zu studieren. Ich appelliere allerdings auch an die Wirtschaft in Deutschland, sich stärker in der Ausbildung junger Menschen zu engagieren. Jeder Jugendliche hat ein Recht auf qualifizierte Ausbildung, die Wirtschaft darf sich ihrer Ausbildungsverpflichtung nicht entziehen, um sich dann auf dem internationalen Arbeitsmarkt zu bedienen.

Mit freundlichen Grüßen

Silke Stokar