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Sibylle Centgraf
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Frage von Petra S. •

Frage an Sibylle Centgraf von Petra S. bezüglich Bildung und Erziehung

Sehr geehrte Frau Centgraf,
wie ist Ihre Antwort zum Goethe-Gymnasium zu verstehen? Glauben Sie etwa, das es sich um eine private Schule handelt? Wie das Heese-Gymnasium gehört humanistische Bildung in den staatlichen Erziehungsauftrag!
Außerdem, wenn Sie das Evangelium so hoch halten, wie stehen Sie zum Pflichtafach Ethik zum Nachteil von Religion? Teilen Sie die Auffassung von Herrn Wagner z.B. (Wahlkreis 7, Kandidat Ihrer grünen Partei)?
Denn wer A sagt, muss auch B sagen... Danke für die Auskunft!

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Antwort von
Bündnis 90/Die Grünen

Sehr geehrte Frau Stein,

Sie haben ganz Recht, dass humanistische Bildung in den staatlichen Erziehungsauftrag gehört. Auch das Gymnasium Steglitz setzt ja auf die Beschäftigung mit antiken Texten als hervorragenden Weg, Schüler zum Nachdenken über persönliche und gesellschaftliche Normen zu veranlassen. Eine Beschäftigung mit dem europäischen Werte-, Begriffs- und Denksystems (und seiner Entwicklung) scheint mir allerdings an vielen (nicht humanistisch geprägten) Schulen zu kurz zu kommen.
Die Möglichkeit Latein und Altgriechisch in staatlichen Schulen zu lernen, nimmt ab. So ist das Goethe-Gymnasium mit seiner theoriegeleiteter Erziehung an antiken Idealen (Platon, Aristoteles etc.), vertieftem Geschichtsunterricht, sprachlich-ästhetischer Erziehung in Deutsch und der Heranführung zu darstellendem Spiel etc. eine Ausnahme. Die Bewerbungen zum Gymnasium ab Klasse 5 überschreiten beim Goethe-Gymnasium die Plätze meist um das Doppelte. Da die Schüler auf der Grundlage ihrer Vornoten aus der Grundschule ausgewählt werden, wird das Goethe-Gymnasium vielfach als elitär eingeschätzt.

Die staatliche bzw. politische Förderung konzentriert sich dagegen eher auf weniger erlesene Einrichtungen wie .z.B. die Robert-Jungk-Oberschule (Gesamtschule in meinem Wahlkreis). Beim Goethe-Gymnasium wurden bereits Mittel gekürzt, da die staatliche Förderung keine "Elite-Bildung" unterstützen möchte. In einem großen Blumenstrauß profilierter Schulen finde ich aber die besondere Ausrichtung des Goethe-Gymnasiums (als Fortsetzung des traditionsreichen 1949 gegründeten evangelischen Gymnasiums) richtig.

Zum Ethik- und Religionsunterricht:
Nach meiner persönlichen Meinung sollte der Ethik- und Religionsunterricht für die Schüler auch weiterhin frei wählbar sein. Ich bin aber davon überzeugt, dass die ReligionslehrerInnen durch ihr Wirken und ihr Engagement auch nach der Einführung von Ethik als Pflichtfach als wichtiges Angebot der schulischen Bildung anerkannt und gebraucht werden.

Freiwilligkeit ist nicht immer der beste Ansatz, um als SchülerIn eine Orientierung für die richtige persönliche Entscheidung zu bekommen. Nun sind SchülerInnen, Eltern, Lehrer und Kirchen noch stärker in der Pflicht für eine Beschäftigung mit den unsere Gesellschaft prägenden Religionen zu werben. Der Religionsunterricht darf keinesfalls verdrängt werden, weil er eine wichtige Basis für die Heranführung an kulturelle Errungenschaften gerade in unserem Land ist.

Ich trete für meine christliche Überzeugung ein, und meine, dass eine Begünstigung des christlichen Religionsunterrichtes in unserem Land durchaus berechtigt wäre. Allerdings sind Schul- + Jugendfragen nicht mein Fachgebiet, sondern die Umwelt- + Baupolitik.

Auch aus diesem Blickwinkel ist das Goethe-Gymnasium als Baudenkmal von herausragender Bedeutung, auch wenn romanisierender und orientalischer Zierrat an diesem eklektizistischen Gebäude nicht jeden Geschmack trifft. Das bedeutet aber, dass die Bauunterhaltung ebenfalls besonderer Mittel bedarf (Denkmalpflege) und Modernisierungen, wie z.B. zur Energieeinsparung schnell an Grenzen stoßen.

Bündnis 90 / Die Grünen setzen sich v.a. dafür ein, die Vielfalt der Schullandschaft zu erhalten, den Unterrichtsausfall zu vermindern und die Qualität der schulischen Bildung zu verbessern. Dazu gehören auch Bildungsangebote in freier Trägerschaft. Wir wollen die Eigenverantwortung der Schulen stärken. Mit eigenen Budgets und klarer Profilierung sollte jeder Schule, die einen eigenständigen Weg gehen möchte, dieser auch ermöglicht werden.

Danke für Ihre Nachfrage und Ihr Interesse!

Mit freundlichen Grüßen
Sibylle Centgraf