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Sevim Dağdelen
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Frage von Albrecht K. •

Frage an Sevim Dağdelen von Albrecht K. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen

Sehr geehrte Frau Dagdelen,

in der Süddeutschen Zeitung (http://www.sueddeutsche.de/politik/184/466763/text/) schreiben Sie zum Thema "Sprachtest als Voraussetzung für die Einbürgerung":

"Die Bundesregierung muss Einbürgerung endlich konsequent erleichtern."

Da stellt sich für mich die Frage: warum eigentlich? Warum können die Deutschen nicht, wie jedes andere Land auch, eine Reihe von Anforderungen aufstellen, die von künftigen Staatsbürgern erfüllt werden müssen? Und sind wir einmal ehrlich - verglichen mit klassischen Einwanderungsländern wie den USA, Kanda, Australien oder Neuseeland sind die Anforderungen in Deutschland sehr gering.

Ich würde mich daher freuen, wenn Sie die obige Aussage einmal etwas ausführlicher erläutern würden (insbesondere die Frage, warum wir in schwierigen wirtschaftlichen Zeiten eine Einwanderung in unsere Sozialsysteme zulassen sollten). Schon im voraus vielen Dank.

Mit freundlichen Grüßen
Albrecht Klein

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Antwort von
BSW

Sehr geehrter Herr Klein,

zur Beantwortung Ihrer Frage möchte ich zunächst klarstellen, dass wir aus der Praxis wissen, dass Kenntnisse der deutschen Sprache zwar wichtig aber nicht ausreichend für eine gleichberechtigte gesellschaftliche Teilhabe sind. Dennoch wird Sprache derart in den Vordergrund gerückt, dass sie auch zu einem neuen Ausgrenzungskriterium wird, statt, wie behauptet, ein Integrationsinstrument zu sein. Zudem sei darauf hingewiesen, dass es bei der Frage der Einbürgerung um Menschen geht, die bereits oft sehr lange Zeiträume in Deutschland leben und ihren unverzichtbaren Beitrag zum Erhalt der sozialen Sicherungssysteme leisten und dies bei gleichzeitiger Diskriminierung auf dem Arbeitsmarkt infolge verweigerter Anerkennung von erworbenen Bildungsabschlüssen und schließlich ohne dieselben politischen Teilhaberechte; wie sie andererseits EU-Bürgern mit Wohnsitz in Deutschland zukommen. Warum eigentlich Zuwanderung erleichtern? Weil nur so die beschriebene Gerechtigkeitslücke geschlossen werden kann.

Mit freundlichen Grüßen,
Sevim Dagdelen

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