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Frage von Christoph H. •

Frage an Sabine Zimmermann von Christoph H. bezüglich Frauen

Sehr geehrte Frau Zimmermann,
der Ausschuss trägt die Bezeichnung *für Familie, Senioren, Frauen und Jugend*.
Und Männer? Die werden in höchst diskriminierender Weise nicht erwähnt, was sich auch im Ausschuss-Thema 'Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen' spiegelt. Laut Polizeilicher Kriminalitätsstatistik werden Männer deutlich häufiger Opfer von Gewalt.
Bitte äußern Sie sich dazu.
Vielen Dank!

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Antwort von
DIE LINKE

Sehr geehrter Herr Herrmann,

vielen Dank für Ihre Nachricht. Ich antworte Ihnen in meiner Funktion als Abgeordnete, nicht als Ausschussvorsitzende.
Die Bezeichnung des Ausschusses kann die Vielfalt der Sachgebiete, mit denen sich der Ausschuss befasst, nicht erschöpfend abbilden. Es handelt sich um eine ganze Reihe von Querschnittsthemen, von denen die Ausschussbezeichnung die wichtigsten herausgreift. Politisch würde ich es durchaus begrüßen, wenn in der Ausschussbezeichnung neutraler von der Gleichstellung der Geschlechter die Regel wäre. Als der Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend zu Beginn der 13. Legislaturperiode erstmals als ständiger Ausschuss eingerichtet wurde, hat übrigens die damalige PDS-Fraktion die Einrichtung eines eigenständigen Ausschuss für die Gleichstellung der Geschlechter beantragt.
Dennoch halte ich die hervorgehobene Erwähnung von Frauen für nachvollziehbar, insofern auch weiterhin Frauen in unserer Gesellschaft in weitaus größerem Ausmaß als Männer strukturell benachteiligt sind und durch sozialnormative Geschlechterrollen in ihren Entfaltungsmöglichkeiten eingeschränkt werden. Deshalb ist es auch richtig, dass der Ausschuss auf die Überwindung dieser Benachteiligung von Frauen besonderen Wert legt und sie besonders fördert, wie es dem Auftrag des Grundgesetzes (Art. 3 Abs. 2 S. 2) entspricht. Eine strukturelle Benachteiligung von Männern gibt es in unserer Gesellschaft derzeit nicht, punktuelle Benachteiligungen und Einschränkungen aber natürlich durchaus. Selbstverständlich befasst sich der Ausschuss deshalb auch mit den Beschränkungen, denen Männern durch tradierte Geschlechterrollen begegnen, und mit männerspezifischen Fragestellungen. Die Ausschussbezeichnung erlaubt mithin keine Rückschlüsse auf den Rang, den ein Thema für die Arbeit des Ausschusses einnimmt.
Sie rücken den Umstand, dass Männer häufiger Opfer von Gewalt werden, in den Zusammenhang mit der Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen. Es handelt sich jedoch dabei um zwei unterschiedliche Problemlagen. Männer werden häufig Opfer von gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen Männern, aber auch von Gewaltakten, bei denen das Opfer eher geschlechtsunabhängig gewählt wird, etwa wenn man an Raubdelikte denkt. Männer können dabei insofern auch Opfer von Geschlechterrollenbildern sein, als männliche Täter Gewalt nicht selten im Einklang mit einem männlichen Rollenbild ausüben. Der weitaus überwiegende Teil von Gewalt gegen Männer wird von anderen Männern verübt. Männer werden dabei aber nicht Opfer von Gewalt aufgrund eines strukturellen Machtungleichgewichts zwischen den Geschlechtern, und sie werden auch nur selten Opfer von Gewalt aufgrund geschlechtsbezogenen Hasses. Demgegenüber ist Gewalt gegen Frauen insbesondere im häuslichen Kontext (häusliche Gewalt) zu finden, wo aufgrund vorherrschender Geschlechterrollen weiterhin häufig Machtungleichgewichte herrschen. Häufig wird diese Gewalt von Männern gegen Frauen verübt. Auch Hasskriminalität von Männern gegen Frauen, nicht selten aus dem Verwandtschafts- und Bekanntschaftskreis, ist ein Problem.
Diese strukturellen Unterschiede stellt auch die polizeiliche Kriminalstatistik nicht infrage, denn bei den Begrifflichkeiten geht es nicht um ein bloßes Addieren von Opferzahlen, sondern vielmehr um eine qualitative Einordnung der Gewalt, die es erlaubt, dieser Gewalt mit spezifisch zugeschnittenen Präventionsstrategien vorzubeugen.

Mit freundlichen Grüßen
Sabine Zimmermann